Man
reibt sich die Augen - wie beispielhaft in diesem Beitrag
versuchen die Medien zur Zeit mal wieder krampfhaft, ein gutes Konsumklima
förmlich "herbei zu faseln" und machen gar einen Boom
im Konsumklima aus. Interviewt wird dort Prof. Erich H. Witte
und man beruft sich auf Angaben des Marktforschungsunternehmens GfK,
die ihre Konsumklimastudie für März
2007 veröffentlichte und anscheinend aus dem Feiern gar
nicht mehr heraus kommt. Der Hintergrund für solche in den
Medien regelmäßig zu findende "Jubelfeier"-Artikel
sollte inzwischen jedem klar sein. Nachdem die Politik Zumutungen für
die Masse der Bevölkerung in Großserie produziert, muss
dringendst etwas gute Laune unters Volk gestreut werden. Dass selbst
die Suggestion guter Laune inzwischen nicht mehr "umsonst"
ist, erkennt man ohne Probleme an dem knackigen Anteil
Wirtschaftspropaganda im obigen Interview.
Auch
wenn Experte Witte viel von Psychologie und weniger von Fakten hält
(was wir keineswegs bestreiten wollen), gilt besonders in Sachen
Konsum - Für gute Laune allein können sich Menschen nichts
kaufen. Kennzeichen eines guten Konsumklimas sollte mithin wohl doch
sein, dass zumindest anständig konsumiert wird. Die
Konsum--Feier-Orgien des letzten Herbstes (wir berichteten hier
unter dem Stichwort "Weihnachtsmärchen") haben sich
inzwischen als grobe "Fehleinschätzungen" erwiesen. An
der seinerzeitigen Kampagne war ebenso wenig wahr wie vermutlich an
der gegenwärtigen. Das Prinzip dabei ist von gradezu
erschreckender Monotonie: Damit sich die Propagandisten und Medien
nicht dem Vorwurf der Lüge aussetzen, operiert man
bei solchen Propagandafeldzügen ausgesprochen gerne mit
"Stimmungs- oder Klimaindizes" (wie es z.B. auch der
sagenumwobene IFO-Index einer ist). Deren Vorteil: sie sind nicht
angreifbar - denn Stimmung ist nun mal ein transzendentes Merkmal,
über das man jahrhunderte ohne den allergeringsten
Erkenntnisgewinn streiten kann.
Die
Sache mit dem Kaufen - und was könnte Konsum anderes sein, als
genau das - ist indes eine völlig andere. Zum Kaufen braucht es
weniger Klima und Psychologie als zunächst einmal eine geeignete
Menge verfügbaren Geldes. Fehlt dies, können
Stimmungsindizes ein Allzeithoch nach dem anderen erreichen - der
Kaufakt wird ausbleiben.
Und
genau so lief das vor Weihnachten auch. Aus Fernsehen, Radio und
Print schwallte uns ein wahrer "Konsumrausch" um die Ohren,
der sich allerdings mit den vielerorts zu beobachtenden leeren
Geschäften nicht so recht vertragen wollte. Erinnern Sie sich
noch? Medienweit hieß es: "...seit Jahren zöge nun
endlich das KonsumKLIMA spürbar an - die Kaufzurückhaltung
werde endlich aufgegeben - besonders harte Propagandisten verstiegen
sich gar zur Panikmache, dass erste Anbieter schon Warenknappheit
befürchteten... ". Heute - wenige Monate später -
steht fest: da muss wohl eine Art
(Konsum-)Klima-Katastrophe eingetreten sein...
Denn
heute wissen wir - wir haben richtig beobachtet. Betrachten wir mal
die nackten Zahlen von destatis. Demnach konsumierten die privaten
Haushalte 2006 insgesamt für 1.283,4 Mrd € gegenüber
1.256,1 Mrd € im Jahre 2005. Wer nun denkt "...immerhin knapp
27,3 Mrd mehr Konsum...", der irrt - denn dort sind die
Preissteigerungen ja auch noch enthalten - vor allem die bei
Wohnung/Energie/Wasser, die bereits mit 10 Mrd mehr zu Buche schlugen
- weitere 9,2 € Mrd mehr fielen für Verkehr und
Nachrichtenübermittung an, sodass im gesamten 2006 trotz WM und
trotz wegen MWSt-Erhöhung vorgezogener Anschaffungen der Konsum
der privaten Haushalte um nur 8,1 Mrd oder knapp 0,65% anstieg.
Preisbereinigt war das dann 2006 nicht ein Anstieg, sondern eher erneut ein
Rückgang des privaten Konsumvolumens - wenn man Energie, Verkehr und Telekommunikation herausrechnet.
Wie
die Indexstatistik im Vergleich zum Jahr 2003 für den Einzelhandel bei destatis (Link)
zeigt, sehen die Werte auch für Januar 2007 nicht wirklich
berauschend aus. Übrigens - wenn Sie schon mal da sind, werfen
Sie auch gleich mal mit einen Blick auf den dort ebenfalls angeführten
Beschäftigungsindex. Da sieht man, dass auch kein nennenswerter
Beschäftigungsanstieg im Einzelhandelsbereich gegeben ist. Das
Warum ist klar - mehr Arbeitsplätze entstehen nämlich erst bei
spürbar anziehender Güter- und Dienstleistungsnachfrage.
Geringfügige Umsatzanstiege indes gehen zunächst einmal eher auf Preisanstieg (aktuell immerhin 1,9%) zurück, was nicht auch nur
einen einzigen zusätzlichen Arbeitsplatz bringt.
Was
der Spiegel und andere Medien durch die Verbreitung solchen - mit
Verlaub - Schwachsinns bezwecken wollen, müss sie selber wissen.
Das einzige Reale, was hier zumeist transportiert wird, ist ihr
eigener Image-Schaden. Denn solche Meldungen haben inzwischen nicht
mehr Wahrheitsgehalt, als irgendein Klatsch-Blödsinn über
Paris Hilton oder andere Star-Fuzzis. Eindruckvoll bleibt jedoch die Breite und die Wucht solcher Propaganda.
Voraussetzung für mehr
Konsum ist letztlich immer noch, dass die Menschen auch das nötige Geld für
mehr Konsum zur Verfügung haben. Und genau dies war auch 2006
nicht der Fall, zumal das geringe Lohnplus fast vollständig für
sprunghaft gestiegene Versorgungspreise drauf ging. So viel Wahrheit
sollte ein Medium wie das Nachrichtenmagazin Spiegel sich schon
gönnen - sonst ist es nicht mehr wert als das bekannte Bildungsblatt mit den Riesen-Lettern.
Doch
ganz offenichtlich wird Einfluss auf die Medien genommen. Eine Konsumflaute
z.B. darf es allein deswegen schon nicht geben - weil unsere
Kanzlerin und ihre Ministerpräsidenten ja so fürchterlich
tolle Politik machen. Also wird den Menschen nicht nur erst ihre
Teilhabe am Wachstum immer mehr entzogen, sondern sie müssen sich
anschließend auch noch sagen lassen, wie sie das zu bewerten
haben. In Wahrheit wird hier die Öffentlichkeit hinsichtlich der
sich zwangsläufig einstellenden Folgen einer - vorsichtig formuliert - suboptimalen Politik schlicht "belogen".
Wer
heute den heute angeblich vorhandenen Boom sucht, wird ihn weiterhin
nicht dort finden, wo er von Politikern, INSM, Medienleuten und
andere Propagandisten verortet wird - also nicht auf dem Markt, nicht
bei den "richtigen" Arbeitsplätzen, nicht bei den unteren Einkommensschichten
und auch sonst nicht bei irgendetwas Sinnvollem... Stattdessen finden
wir ihn als bloße Hirnwäsche in Print- und Fernsehmedien.
Windige "Klima-" und "Stimmungsindizes" bilden
neben nicht minder windigen (Meinungs-)umfragen den Rohstoff für solche bewussten Täuschungen der Öffentlichkeit.
ARTIKELENDE
CogitoSum
- Beitragskritik:
Medien
- Hintergründe:
|