Zunächst
glaubten wir an einen veritablen April-Scherz, als wir auf diese
Meldung
in der Computer-Zeitschrift PC-Welt stießen - und fanden ihn
als solchen etwas makaber und zudem auch ein wenig verfrüht.
Gerade weil unsere Jubel-Medien sich derzeit so fürchterlich
überschlagen, die Arbeitsmarktsituation auf dem IT-Markt in den
allerschillernsten Farben darzustellen, kann so ein Dämpfer
allerdings durchaus mal wieder für etwas mehr "Erdung"
sorgen. Dennoch - wir schauten einmal nach, und - oh Schreck - diese
Meldung war KEIN verfrühter Aprilscherz.
Hier
der Ausgangsartikel in der Computerwoche vom 29.03.2007 auf den sich
diverse Zitationen beziehen. Und in diesem Artikel kommt es ziemlich
dick: Die renommierte internationale Unternehmensberatung A.T. Kearny
(Link)
und (Link)
stellt sich hiermit erstmals offen gegen die Deutsche Bank Research -
die aus ihren Untersuchungen den Schluss zieht, dass die Verlagerung
von IT-Arbeit in ferne Länder (Offshoring) keine Arbeitsplätze
koste.
In
der Folge untermauert A.T.Kearny seine Aussagen mit vergleichsweise
plausiblen Erklärungen - was das Horrorszenario keineswegs
"verschönert". Fest allerdings steht, dass mit SAP der
größte deutsche IT-Konzern sich bereits seit längerem
an genau diesem Szenario entlang hangelt. Da ohne IT in moderner
Hi-Tech praktisch nichts mehr geht, stünde Deutschland und wohl
auch der EU ein gradezu epoacher Kompetenzverlust mit
Auswirkungen auf nahezu alle Produktionsbereiche bevor, sollten sich
diese düsteren Visionen bewahrheiten.
Man
muss kein Branchenkenner sein (ein Anspruch den wir hier auch nicht
erheben) sein, um die absehbaren Folgen zu erkennen. Eine
Globalisierung, die einen offenen Wettbewerb von durch unterschiedliche Entwicklungsstadien deformierten Sozial- und Lohnstrukturen fördert,
KANN nur den Ruin der entwickelten Gesellschaften
zur Folge haben.
Aber
die fortwährende Lüge über den
wahren Zustand des Arbeitsmarktes verstellt hierzulande eben den
Blick auf diese vergleichweise simplen Realitäten. Es ist nämlich prinzipiell so,
dass IT-Arbeit sich nicht sonderlich gut in das hergebrachte
Zusammenspiel von Kapital und Arbeit einfügt. Eine einmal
gemachte IT-Arbeit kann in den allermeisten Fällen ohne jedes
nennenswerte menschliche Zutun (->Arbeit) beliebig oft produziert
und verteilt werden. Schon zu Beginn des IT-Zeitalters setzten
hochfliegende Träume von der IT als neuer Job-Maschine sehr
unsanft zur Landung an, als die ersten Programmgeneratoren
(Programme zur Erzeugung von Programmen...) auftauchten.
Die
Frage bleibt indes, ob sich die Gesellschaften Europas es noch leisten
können, nach der Schlüsselstellung in Elektronik,
IT-Hardware nun auch noch jene in der IT-Software an Fernorst
preiszugeben. Hier wird das wahre Gesicht des deregulierten
Kapitalismus bestens erkennbar: 100.000 weniger
hochqualifizierte Arbeitsplätze hier tun weh - und nutzen z.B.
Indien nicht wirklich signifikant - zumal die Arbeit dort im Vergleich zu
hier mit einem Nasenwasser bezahlt wird. Die Differenz streicht weder
die Gesellschaft hier noch die drüben ein - sondern wieder mal:
allein nur die Reichsten der Reichen.
Solange Weltwirtschaft so betrieben wird, wie derzeit, wird sich an
dieser Entwicklung nichts ändern - bis das
Durchschnittseinkommen in Indien, China etc. auf unserem Niveau -
oder wahrscheinlicher - wir auf deren angelangt sind, womit sich dann auch die
Gesellschaften in ähnlichen Elendszuständen befinden werden
- oder glaubt etwa irgendwer, es sei möglich, 2,5 Mrd Menschen
in Indien und China auf das hiesige Wohlstandsniverau zu heben? Wie denn - wenn die dortigen Menschen und Gesellschaften noch viel weniger vom Kuchen
abbekommen, als es sich hier eingebürgert hat?
Nie
und nimmer - es wird so ausgehen, dass - bis hier alle Werte
verschleudert oder vernichtet sind - eine kleine Gruppe international
agierender Kapitalisten über noch gigantischeren Reichtum verfügt - weil stets nur das was hier vorhanden ist, in ihren Schattullen überhaupt landen kann. Ist dann alles da - ist dieser Spuk vorbei, und man sucht sich einen neuen...
Das ist nun mal die
eindeutige und klare Message der "Squezze-Out-Strategie" ("Ausquetschen"), welche die "Heuschrecken" so lieben - Hier ein funktionierendes Unternehmen aller Werte
und allen Knowhows entkleiden und dann inkl. hiesiger Arbeitsplätzen
wegwerfen. Werte fliessen werden verscherbelt - Know-How geht ab ins Niedriglohnland. Und die nächste Runde...
Diese
Muster sind keineswegs nur auf IT beschränkt - es gilt für
nahezu alle Branchen moderner industrieller Produktion und Wirtschaftens ab einer gewissen Größenordnung. Leider haben hier noch viel zu wenig Menschen begriffen, dass diese Form des Wirtschaftens kein Recht und auch keine Vernunft - sondern allein das darstellen, was Raubzüge der Wikinger vor 1.000 Jahren schon waren. Zudem
- schon immer erhob sich eine Frage: Wie kommt es eigentlich, dass
ein Mensch hier zum Leben 800€ im Monat und einer in China nur 80
Euro braucht? Ganz offensichtlich ist der Euro in China mehr wert als hier... oder? Wer eigentlich "macht" solche Verhältnisse?
- Welcher Personenkreis legt sie nach welchen Regeln fest? Nicht, dass da am Ende etwa dieselben die Finger im Spiel haben, die daran so gigantisch
verdienen... leider bliebt die höchst konkrete Vermutung - genau
so ist es!
ARTIKELENDE
CogitoSum
- Beitragskritik:
Wirtschaft
- Hintergründe:
|