Was
ist nur aus dem altehrwürdigen Spiegel geworden? Einen April-Gag
der besonderen Sorte gönnte sich Spiegel-Online mit diesem unterirdischen Propaganda-Machwerk. Hierin verwursten der stellvertretende
Chefredakteur bei SPon, Rüdiger Ditz, sowie ein Redakteur aus
dem Berliner SPon-Büro, Yashin Musharbash, Agenturmeldungen über
Blödsinnsumfragen zu einem nur noch schwer erträglichen
Elaborat eindeutiger CDU-Propaganda. Irgendwie fühlt man sich
angesichts solcher - für ein Nachrichtenmagazin eher peinlichen
Vorkommnisse - an den Ausspruch des damaligen Abgeordneten Werner
Schulz erinnert: "...Wir leben in einer Demokratie - und
nicht in einer Demoskopie...". Nun gönnen wir uns doch
mal - auch wenn's weh tut - einen näheren Blick und Kommentar zu
diesem leuchtenden Beispiel dafür, was journalistische
"Leistungsträger" alles so drauf haben, wenn es um die
Wurst (aufs Brot...) geht...
Ausgangslage:
Der Unmut in der Bevölkerung wächst langsam aber
kontinuierlich - diese Behauptung stelle ich auf, ohne irgendeine
nichtssagende Umfrage von irgendwelchen 1.000 Leuten zu manipulieren.
Viele Menschen haben schon begriffen, welch teilweise absurdes Zeug
aus den Propaganda-Maschinen der Mächtigen und Reichen ihnen
Tag für Tag das Hirn zu waschen versucht.
Ein
probates Mittel der Neoliberalen dagegen: Meinungsumfragen (wir
machten in unserem Beitrag "Osterhasen"
das Nötige dazu deutlich...). Eine solche war dann auch Ausgang
für diesen SPon-Artikel und die Autoren dichteten: "....Danach
verliert Beck in der gesamten Bevölkerung an
Zustimmung..." Wow - gut gelernt bei Noelle-Neumann, Herr
Ditz - das ändert aber nichts daran, dass dies eine glatte Lüge
ist. Wahr wäre allenfalls, dass die Zustimmung zu Beck in
dieser Umfrage im Vergleich zu einer ähnlichen (?) 1000-Personenumfrage vor einem
Jahr gesunken ist...
Und
dies ist bei näherem Hinsehen kein arg so großes Wunder -
denn Beck steht vor der Mammutaufgabe, eine verschröderte SPD
wieder auf den Boden der Tatsachen und Vernunft zurück zu
führen. Dies wird ihm vor allem in der Partei selbst und bei
manchen Anhängern Zustimmung kosten, denn dort wimmelt es nun
mal von unbelehrbaren Anhängern des Schröder-Kurses. Wenn
man nun noch mitberücksichtigt, dass 6% weniger der Befragten
sich überhaupt geäußert haben, lässt sich aus
den "Bewegungen" dieser Umfrage alles mögliche, nur
kein Abgesang auf Beck heraus interpretieren. Zudem - wer war eigentlich befragt worden? Nur SPD-Anhänger? Oder etwa ein "repräsentativer Querschnitt der Bevölkerung? Dass die Zustimmung zu Beck bei CDU-Freaks nicht gestiegen ist, kann man sich z.B. sehr gut vorstellen - denn Beck erweist als unangenehmer Gegenspieler...
Doch
unsere Autoren haben ja ein Ziel und das möchte man sich nicht
durch allzu genaues Hinsehen verwässern lassen. Wie der Kern dieses
Zieles aussieht, lesen wir denn auch wenige Zeilen tiefer - Zitat
"...Ganz anders dagegen seine Kontrahentin
und Koalitionspartnerin Angela Merkel: Sie glänzt auf
außenpolitischem Parkett, punktet beim Klimaschutz und heimst
die Erfolge auf dem konjunkturellen Feld ein...". Toll -
wirklich toll... Soweit wir alle wissen, ist Angela Merkel derzeit (leider) Kanzlerin
der Bundesrepublik Deutschland und nicht Kurt Beck. Hier KANN man von
vornherein gar keinen fundierten Vergleich anstellen.
Doch
wichtig an dem Zitat ist etwas anderes - nämlich die Behauptung,
Merkel würde glänzen... Ja - bitte wo denn? In ihrer
Fraktionsgemeinschaft CDU/CSU macht so ziemlich jeder was er will -
Gesundheitsdebatte, Raketendebatte, Mindeslohndebatte... überall
werden zuvor mit dem Koalitionspartner getroffene Absprachen
nachverhandelt und stets weiter verschlimmbessert. Außenpolitisch
hat Merkel bislang ebenfalls wenig Konkretes vorzuweisen - bis auf
ein schickes Sonntagsgeschwall zum 50. EU-Geburtstag, das in
diametralem Widerspruch zu der von ihrer Partei real betriebenen
Politik steht. Auch ansonsten reiht sich eher Luftschloss an
Luftschloss - die angeblichen konjunkturellen "Erfolge"
eingeschlossen... Fazit: was die Autoren hier feiern, ist allein
die Propaganda der eigenen
Medienhydra. Mit der Realität für Land und Leute
hier hat das praktisch höchstens noch rein zufällig etwas
zu tun.
Aber
an Kurt Beck rauscht dieser angeblich so "wichtige"
Blödsinn vorbei... der nächste Vorwurf. Dazu kann man
Kurt Beck auch nur gratulieren, wie im Übrigen auch zur
Entdeckung des "Prekariats". Anders als die CDU
nämlich, die ihr Profil ganz auf die Interessen der Reichen,
Mächtigen sowie katholisch-nationalen Fundamentalisten verengt,
muss Beck als SPD-Chef nämlich schauen, wo er und seine Partei
bleiben...
Die
Autoren wissen sehr wohl, dass die politische Wiederentdeckung der
geschundenen Teile der Bevölkerung für ihre Sponsoren
schwer ins Auge gehen kann - daher hängen sie denn auch gleich
die Latte dafür ein wenig höher, denn sie fordern implizit:
....Beck müsse einen Plan für die
Überwindung der Wohlstandspaltung im Lande haben, wenn er
diese Frechheit wagt.
Wieder
einmal irren oder genauer lügen die Autoren - im Zweifelsfall
reicht es zunächst einmal aus, allein schon den Willen zur
Änderung überhaupt zu haben - denn bereits damit
unterscheidet sich die SPD dann schon fundamental von der CDU, die
auf jedes Korrektiv zur falschen Politik der vergangenen Jahrzehnte
mit Ablehnung und die zahlreichen Misstände in der Gesellschaft
mit immer gleich absurden Lösungen reagiert... Zudem haben SPD
und Beck auch noch ein recht diffiziles Problem mit der
Linkspartei...
Natürlich
durfte in diesem dümmlichen Propaganda-Machwerk der Verweis auf
Rudolf Scharping nicht fehlen - doch Kurt Beck ist NICHT Rudolf
Scharping... ebenso wenig wie Angela Merkel Helmut Kohl ist. Es wäre
schön, wenn auch der Spiegel sich entschlösse, nicht Alles
bis zur völligen Iditiotie auf Raab-Niveau herunter zu ziehen. Sowas
ist kein Jounalismus, sondern nichts als billiges "Pressure"-Gelaber
ohne jede sachliche Relevanz.
Zum
großen Schlag gegen Beck indes holt das Autorenteam mit dem
Vorwurf aus, es fehle ihm eine Strategie, die nächste Wahl zu
gewinnen. Bevor man das diskutiert, sollte Eines unbedingt
klargestellt sein. Der Wettbewerb der politischen Parteien im
politischen System sollte sich eigentlich darauf erstrecken, dass
Parteien über Strategien und Visionen für die künftige
Gestaltung des Gemeinwesens miteinander konkurrieren (seit Jahren
Fehlanzeige..) - und nicht nur mit inhaltsfreien Wahlstrategien zum bloßen Machterwerb/-erhalt. Richtig
ist, dass die SPD im Moment noch keine hat - denn die alte Schröder'sche
ist "verbrannt". Die SPD wird anders als CDU eine
Fortsetzung der Schröder Politik ihrer Stammklientel nicht mehr
verkaufen können - denn ein Großteil der Klientel hat
inzwischen erfahren dürfen, dass dabei alles mögliche nur
nichts Brauchbares herauskommt...
Doch
- haben denn die anderen Parteien eine Strategie oder gar Vision für
die Gestaltung einer künftigen Gesellschaft - wenn wir von den Linken absehen? Kennen sie
irgendeine geschlossene Soziale Vision von den Grünen z.B.? Oder von der FDP?
Und besonders von der CDU? Nein - wenn in deren Dunstkreis irgend
jemand eine Strategie hat, dann sind das Bertelsmann und die
Unternehmerverbände, die die CDU seit Längerem
zutreffend als das Vehikel ansehen, mit dem sie ihre -
gesellschaftlich bestenfalls irrelevanten, zumeist aber schädlichen
- Interessen immer noch weiter durchsetzen können.
Natürlich
musste ein Netzwerk-Schwergewicht in diesem schäbigen Theater
auch noch zu Wort kommen: Markus Söder - bekannt für die
spontane Entwicklung von Steigerungen zu nicht mehr für
steigerbar gehaltenen Absurditäten. Dieser
wirft Beck Führungsschwäche vor und diagnostiziert, die SPD
tue sich schwer als Regierungspartei. Auch hier wieder eine Verdrehung der Tatsachen - nicht die SPD bringt jede Koalitionsabsprache zu
Fall, sondern irgendwelche Provinzfürsten der CDU, wobei
ziemlich eindeutig sichtbar wird, wo Führungsschwäche und
Probleme mit der Koalition in Wahrheit angesiedelt sind...
Auch
die Atlantikbrücke durfte natürlich nicht fehlen - und auch hier wieder: nichts als Wiederholung der sattsam
bekannten Propaganda - die ABM-Raketennachrüstung beinhalte
"natürlich nicht im allergerinsten" die Gefahr eines
neuen Wettrüstens... Und hier will ich ein Zitat diesmal von
Kurt Beck bringen: "...Ja, diese Fachleute
kenne ich. Die haben uns schon als es um den Irakkrieg ging genau
solche Ratschläge gegeben: Wir müssen unbedingt mitmachen,
weil das ansonsten alles falsch wäre und wir uns isolieren..."
- Man kann sagen was man will, an dieser Stelle hat Kurt Beck
schlicht und einfach recht.
Verehrte
Leserinnen und Leser, sie werden aus anderen Beiträgen wissen,
dass wir hier bei CogitoSum uns nicht als Parteiorgan irgendeiner
Partei verstehen. Leider lassen uns die derzeitigen politischen
Aussagen und Taten von CDU/CSU keine andere Wahl, als fortwährend
auf diese einzudreschen. Hiermit werden wir aber nicht automatisch zu
Freunden der SPD, Linkspartei oder sonst irgendetwas... Aber wir treten wir eine moderne, gerechte Gesellschaft ein. Und im Moment ist nun mal so - wer hierzulande bei aller längst eingetretenen Deformation als ärmerer Mensch weiter eine Partei wählt,
in der eine veritable SOZIAL-Ministerin ( Silke Lautenschläger
im Koch-Kabinett Hessen) den Unterhaltsrückgriff
auf Verwandte von ALG2-Beziehern fordert, kann nur den Schuss
noch nicht gehört haben...
Falsche
Politik bleibt nun mal falsche Politik - wer heute immer noch weiter
Konzepte verfolgt, die sich allesamt längst als unbrauchbar und
schädlich erwiesen haben, der macht eben nun mal falsche Politik. Und diese falsche Politik wird - gleich unter welchem Etikett sie
"an den Wähler" gebracht wurde - auf jeden Fall die mit
ihr verbundenen falschen Entwicklungen zeitigen. Dies ist
längst der Fall - und gerade hier wieder sind es heute die
Medien, die uns im Verein mit obskuren Verbänden, Stiftungen,
Initiativen sinngemäß einreden wollen ..."Glaubt
ihr Euren Augen etwa mehr als uns Experten, Fachleuten,
Professoren.... ?". Unser Credo hierzu lautet eindeutig
und ohne Rücksicht auf irgendetwas: "JA - genau DAS tun
wir..."
Bald
ist übrigens Wahl in Bremen, und da dürfte bereits
so manchem Neoliberalen mächtig die Hosen flattern. Hierin
vor allem dürfte momentan wohl der Grund für diese schier
unglaubliche Propaganda-Welle allerorten liegen. Ganz
offensichtlich jedenfalls kann man - wie der obige Beitrag auf
Spiegel-Online beweist - auf eine halbwegs ausgewogenen
Berichtserstattung in den Medien kaum noch vertrauen. Längst hat
hier dumpfe Propaganda im Interesse höchst zweifelhafter Ziele
das Regiment übernommen. Und wer noch Zweifel an unserer
Diagnose hat, der möge sich doch bitte mal diesen
Artikel auf Spiegel-Online durchlesen. Dieses vermutlich
keineswegs fahrlässig vor Blödheit nur so strotzende
Traktat ist übrigens vom gleichen Autor Alwin Schröder,
der auch diesen "wertvollen
Beitrag" zum Bremer Wahlkampf verzapft hat - und dort auf
geradezu widerliche
Weise den tragischen Tod der Ehegattin des Bremer SPD-Spitzenkandidat
Jens Böhrsen zur emotionalen Aufbauschung eines depressiven
Klimas um Jens Böhrnsen missbraucht. Wer bisher noch nicht
wusste, was Neuro-Linguistische Programmierung ist, sollte sich
diesen Artikel unbedingt in sein "Poesie-Album" kleben...
Ich
weiß nicht, wie es Ihnen geht mit so etwas - verehrte
Leserinnen und Leser - Mir jedenfalls kommt da schlicht das Essen
hoch... und nichts zeigt so deutlich wie das Vorangegangene, dass
öffentlicher Widerstand gegen die schleichend voranschreitende
Fehlentwicklung in Deutschland immer dringender geboten ist. Und hier
sollten alle Vernünftigen in der Gesellschaft und jenseits aller
Parteigrenzen ihre Zwistigkeiten mal ein wenig niedriger - und die
nackte Vernunft ein wenig höher hängen - denn immer noch
arbeitet eine falsche Politik derzeit weithin unbehindert und unbeirrt
an der Herstellung genau solcher gesellschaftlichen Verhältnisse,
wie sie für ein Wiederaufleben jenes Gedankengutes notwendig
sind, dass die ebenso einsame wie traurige Spitze aller je
enwickelten Perversion menschlichen Denkens schlechthin
darstellt.
Wer
hier heute glaubt, als alter Verbundenheit zur Partei stillhalten zu
müssen oder aus Frust weiter gar nicht mehr zu Wahlen gehen zu
müssen, läuft Gefahr, sich erneut mitschuldig zu machen.
Auch wenn es derzeit keine wirkliche überzeugende Wahlalternative gibt, sollten sich Bürger
nicht entmutigen lassen, diesen Machenschaften wenigstens bestmöglich
in die Suppe zu spucken - diesmal vielleicht bevor erst noch Schlimmeres
angerichtet ist...
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