Der
Blick auf hiesigen Olymp der Politik in diesen Wochen ist mit
Leichtigkeit in der Lage, bei aufmerksamen Beobachtern schwerste
Depressionen auszulösen. Wie bei einem Badewannenstrudel schwebt
scheinbar jedes noch so kleine Teilchen
Unvernunft unaufhaltsam in Richtung der Hauptstadt
Absurdistans, um sich dort im Strom des an der Masse der Menschen
vorbeifließenden Geldes zu realer Politik
zu verdichten. Machen wir uns nichts vor - der 11. September
2001 ist genau jener Tag, an dem irgendjemand gleichsam den Stopfen
zog. Was hat die Welt seitdem nicht alles erleben müssen - und
doch ist dies alles nur ein müder Abklatsch dessen, was ihr noch
bevorsteht. Wie sie dann auf dem Höhepunkt dieser nicht mehr weg
zu diskutierenden Renaissance der Unvernunft dann wirklich einmal
ausschauen wird, ist kaum kalkulierbar - wobei eigentlich schlimm
genug sein sollte, was wir längst haben.
Einem
maßgeblichen Mitgestalter Absurdistans scheint das bereits
erreichte Ausmaß der Unvernunft keineswegs ausreichend - Dr.
Wolfgang Schäuble (CDU). Seines Zeichens Innenminister und
dazu gelernter Jurist - wovon allerdings nicht mehr viel übrig
sein kann. Innenminister sind allein von Amts wegen nun mal keine
Vorkämpfer für Recht und Freiheit. Eingedenk der Kenntnis
dieses Zusammenhangs mag sich eine gewisse Toleranzschwelle
eingebürgert haben - aber das, was Merkels Minister seit
Längerem mit steigender Hysterie und offenbar ohne jede
erkenntliche Grenzen propagiert, sollte so langsam die Frage
aufkommen lassen, ob seine Verfassungsfeindlichkeit noch weiter
tragbar ist. So geriet ein neueres Spiegel-Interview
auch zu einem wahren Gruselkabinett - was so manch anderen
sicherlich in die Nähe der Verfolgungswahn-Abteilung einer
Geschlossenen bringen würde. Ein paar Highlights daraus (Zitat
aus der Referenz)..."Man könnte beispielsweise einen
Straftatbestand der Verschwörung
einführen, wie in Amerika", sagte Schäuble im Gespräch
mit dem SPIEGEL. Zudem denke er darüber nach, ob es
Möglichkeiten gebe, "solche Gefährder zu behandeln wie
Kombattanten und zu
internieren".Daneben denkt
Schäuble über "Auflagen" für Gefährder
nach, die man nicht abschieben könne (Anm: Abschieben nicht - aber erschießen?): "Etwa ein
Kommunikationsverbot im Internet
oder mit dem Handy."Als "rechtliches
Problem" bezeichnete der Innenminister auch die
gezielte Tötung von Verdächtigen
durch den Staat.
Angesichts
dieser - wie wir finden - erschütternden Aussagen bleibt vor
allem eine Gewissheit: eines der größten rechtlichen
Probleme unseres Landes ist dieser Mann selbst - denn er hockt nicht
etwa im Bierdunst irgendeiner abgefuckten Neonazi-Kneipe, sondern auf
dem Sessel des Bundesinnenministers. Offenbar scheint die
Bundesregierung - zumindest die CDU-Hälfte davon - auf das
Finsterste entschlossen, jenen Staatsterrorismus den inzwischen leider
auch wieder deutsche Soldaten in die Welt hinaus tragen, auch
innerhalb von Absurdistan fest zu installieren. Vor allem der Satz
von der "gezielten
Tötung von Verdächtigen"
muss Zorn und Widerstand beim Volk hervorrufen - Verdächtige
sind zunächst einmal eines: Verdächtige - d.h. ihre Täterschaft wird bestenfalls vermutet. Wer hier
indirekt den Einsatz "gezielter Tötung" verlangt, dem
muss klar sein, dass er damit sämtliche (noch verbliebenen)
Grundlagen unseres Rechtsstaates unterpflügt. Was er da fordert,
ist nichts anderes als staatlicher Mord - schlimmer noch als die
Todesstrafe, denn diese droht ja nur Menschen, denen ein
entsprechendes Verbrechen zumindest in juristischen Kategorien nachgewiesen wurde. Verweise auf die USA, wo all dies und noch mehr längst
geschehen ist, nutzen da wenig. Kein Staat der Welt hat ein
Recht zu elementarem Unrecht.
Möglicherweise
hat dieser Mensch ja ein Trauma wegen des an ihm verübten
Anschlages - oder irgendwelche andere schweren Probleme, um die sich dringend
mal ein Fachmann oder eine Fachfrau kümmern sollte. Als
Bundesinnenminister jedenfalls ist er angesichts solcher Aussagen
NICHT mehr tragbar und gehört schleunigst aus dem Amt entfernt.
Auch muss offen bleiben, was der von Schäuble seit Jahr und Tag
geforderte Einsatz der Bundeswehr im Inneren sowie seine unzähligen
anderen Forderungen eigentlich wirklich bezwecken soll - sie eignen
sich für alles Mögliche (wie man beim G8-Gipfel bewundern
durfte...), nur nicht wirklich für einen Krieg gegen der
Terrorismus - denn Terroristen können ihre Konspiration jederzeit
mit wenig Mühe unangreifbar gestalten. Diesem Naturgesetz des
asymetrischen Konfliktes würde man selbst mit Orwell`schen
Verhältnissen (Gedankenpolizei...) nicht entkommen können.
Dass
wir indes die Lage nicht nur allein so zuspitzend und dramatisch
beurteilen, möchte ich an folgendem Beispiel - ein Zitat von
hier
- deutlich machen, dem wenig hinzuzufügen ist:
Wer
nun denkt, mit diesem traurigen Highlight sei die Tour durch die
alleneuesten Absurditäten in Absurdistan ausgelastet, der ist
immer noch ein wenig zu blauäugig. Vor wenigen Tagen entschied
unser Verfassungsgericht - Abgeordnete müssen ihre
Nebeneinkünfte offenlegen. Bevor man ins Feiern verfällt,
MUSS leider auf den höchst beachtlichen Umstand hingewiesen
werden, dass diese im Kern vernünftige Entscheidung lediglich mit 4:4 Richterstimmen fiel - also
das knappest denkbare Ergebnis bei einer solch - eigentlich völlig
klaren - Frage. Großverdiener-Abgeordneter Merz und einige -
ebenfalls großverdienende - Abgeordneten-Kollegen aller
Fraktionen außer der Linksfraktion hatten gegen die - an sich
recht dürftigen (in den meisten anderen Ländern werden sie
wesentlich strenger gehandhabt.. und das zu Recht) - Auflagen zur
Offenlegung ihrer "Nebeneinkünfte" geklagt.
Die
Schlappe für Merz indes war in einem anderen Punkt vollkommen -
er wandte sich mit seiner Klage auch zusätzlich noch gegen die
sogenannte "Mittelpunktsklausel", nach der für einen
Abgeordneten seine Mandatstätigkeit den Mittelpunkt seiner
beruflichen Aktivitäten zu bilden habe. Dieses überaus
fragwürdige Ansinnen schmetterten die Richter erfreulicherweise mit 8:0 ab. Nichts
desto weniger - für unsere neuen "Herrenreiter" im
Parlament ist anscheinend auch ein Verfassungsgerichtsspruch noch
lange nicht Grund genug, sich der nunmehr bevorstehenden Offenlegung
- eigentlich mehr Indizienveröffentlichung - jener Interesssen,
denen sie in Wahrheit dienen, kampflos zu ergeben.
So ist inzwischen auch die Rede von "GaGa-Bestimmungen" und in diesem Arktikel
können sie die schleimige Argumentation der sich um ihren
wahren Schmierstoff besorgt sehenden Abgeordneten samt
Bundestagspräsident Lammert nachlesen. Hallo? Das Ganze ist längst Gesetz - eigentlich. Allein Bundestagspräsident Lammert zauderte - und wie sich zeigt, gab es Gründe dafür. Es bleibt nur zu hoffen,
dass sich die Wähler der daran beteiligten Herren- und
Damenschaften sich all dies sehr genau bis zur nächsten Wahl merken -
denn dann könnte sich das Problem ganz flott lösen: und zwar zugunsten
von Abgeordneten, die vor allem eines tun: Den Job zu machen, für
den sie gewählt wurden - und für den sie gewiss kein
Almosen aus dem Staatssäckel einstreichen.
Wenig
zu feiern - zumindest
für vernünftige Menschen
- gab es auch auf einem anderen Kriegsschauplatz: Unsere von ihren in
den Medien hochgejubelten Scheinerfolgen gestärkte Kanzlerin tat
letzte Woche etwas, was sie bislang weitgehend vermied - in ihrer
Rolle als CDU-Chefin bezog sie klare Position. Die CDU müsse
"moderner" werden, lautete die ausgegebene Parole auch bei
der Arbeit am neuen CDU-Programm. Nun muss man die Sicht des
Konservativen auf die Welt verstehen, um zu begreifen was in seinen
Augen Fortschritt ist. Hessens Ministerpräsident Roland Koch
(CDU) brachte es dann auch auf den Punkt, wenn er feststellt, dass
der Programmentwurf "...in
der Kontinuität der Arbeit steht, die die CDU in den letzten
Jahren gemacht hat...".
Dem können wir nicht im Geringsten widersprechen - der Entwurf
strotzt denn auch vor lauter "netten" Vokabeln - sprich
inhaltsleeren Worthülsen: Solidarität, Gerechtigkeit und
Freiheit sollen es sein, die - geht es nach der Union - künftig
einer "Chancengesellschaft" ausgelebt werden sollen.
Allerdings ist hier Vorsicht geboten - das traditionelle Verständnis
manch Konservativen von einem üblichen Begriff muss sich nicht
notwendigerweise mit dem allgemein akzeptierten decken.
Das
Programmentwurf geht dann auch ebenso an nahezu allen wichtigen
Problemen unserer und anderer Gesellschaften anno 2007 ebenso
meilenweit vorbei, wie die seit 911 praktizierte Politik es insgesamt
auch tat. "Ehe und Familie" sei ein Fundament der
Gesellschaft stellt der Entwurf fest - und vergisst: nicht Ehe und
Familie ist das Fundament der Gesellschaft, sondern Menschen,
die im Allgemeinen gerne selbst entscheiden würden, wie sie
leben möchten. Des weiteren war er natürlich unvermeidlich
- jener dem "C" im Parteinamen geschuldete Kotau vor der
Kurie. Also huldigt man im Programmentwurf einem"christlichen
Menschenbild" - allerdings ohne dabei zu sagen,
welches Bild - von den über die Epochen genommen überaus
vielen des Christentums - man da wohl genau meinen könnte.
Für
jeden der da bislang noch gezweifelt haben mag - dürfte mit der
eindeutigen Positionierung von Kanzlerin Merkel nun klar geworden
sein, dass eine Rückkehr zur Vernunft seitens dieser Volkspartei
des Landes vorerst nicht zu befürchten steht. Es mag vielleicht
auch sehr optimistisch gewesen sein, von einer konservativen Partei
die Fähigkeit zur Erneuerung und zur Entwicklung tragfähiger
Zukunftsvisionen zu erwarten - vor allem in einer Zeit, wo das
Geschäft der Konservativen
weltweit derart blendend läuft, wie seit 100 Jahren nicht mehr.
Gleichwohl hätte zumindest ein Aufblitzen von
zukunftsorientiertem Problembewusstsein zumindest etwas Hoffnung
machen können. Dies aber schien dem versammelten (und naturgemäß nicht sonderlich ausgeprägten)
Unionssachverstand nicht möglich,
wie der Programmentwurf geradezu erschreckend deutlich macht.
Stattdessen
eine fast schon totalitäre Einschwörung der
Unvernunfts-Partei auf neoliberalen Kurs: Nehmen wir den
irgendwelchen Thinktanks entsprungenen Synthetikbegriff
"Chancengesellschaft". Der für bestimmte
Politiker besonders verlockende Vorteil des Begriffes "Chance"
ist seine völlige Unverbindlichkeit
- denn über nichts lässt sich derart unverbindlich
fabulieren wie über Chancen, über deren
Wert allein schon die stets in der Zukunft liegende Erfüllung
niemals ein Urteil erlaubt.
Urteile aber sind notwendiger denn je,
um Fehler im zurückliegenden Handeln erkennen und vermeiden zu
können. Eine Chancengesellschaft indes gibt es nicht, denn von
Chancen kann kein Mensch leben. Gesellschaften sind so zu
organisieren, dass alle Menschen leben
können. Hier geht es nicht um Chancen, sondern
um ganz konkrete Realitäten. Dies ist primär nicht eine Forderung eines eher
nebulösen christlichen Menschenbildes, sondern dies ist ganz
konkret in Form der UN-Menschenrechte von der Bundesrepublik
Deutschland international verbindlich unterzeichnet worden.
Für
einen Afghanen oder Iraker indes muss sich die derzeitige Realität
schon höchst merkwürdig darstellen, wenn sein ganzes Dorf
platt gebombt wird, weil irgendwelche fremden Truppen in dessen
Umfeld irgendwo auf Widerstand stießen. Dann erst recht, wenn
er später im Radio noch hören muss, irgendeine anonyme
Abkürzung bedauere zwar, dass Zivilisten zu Tode gekommen seien,
jedoch hätten Hinweise für Kontakt zu
den Taliban / Al-Quaida vorgelegen. Was ist das denn bloß
für eine Logik? Eine vermutlich, die unserem Schäuble
höchst vertraut scheint, und sich nicht wirklich als solche
bezeichnen lässt.
Es
hilft hier nicht, sich darauf heraus zu reden, die Terroristen würden
die Taktik des menschlichen Schutzschildes verwenden - die
Terroristen entscheiden was sie tun und das Militär ( also auch
unsere Soldaten, die wir dorthin "befehlen"...) entscheidet
was es selbst tut. Tötet es aber einen Zivilisten, und dies
bedeutet nun mal, einen Menschen, der nicht eindeutig
selbst schon Terrorakte begangen hat, dann ist das ein Verbrechen und
sonst nichts. Fallen solche Opfer gleich im Dutzend an, so ist und
bleibt das eine Barbarei, die der
wichtigsten internationalen Vereinbarung überhaupt - nämlich
den Menschenrechten - blanken
Hohn spricht.
Der
ausgerufene "Krieg gegen den Terror" an sich ist und
bleibt nichts anderes, als ein gefährlicher Wahnsinn - wenn wir Stand
Juli 2007 nur überschlägig die Opfer aufaddieren, wird deutlich, welch
gigantisches Verbrechen dahinter steht. Durch die Hintertür
hat längst wieder jenes Kollektivschuldprinzip
Einzug gehalten, was der Menschheit immer schon nichts als nur Unheil
und Schrecken bescherte. Die Täter des 911 - wer auch immer sie
beauftragt haben mag - sind vor allem Eines: nämlich tod und
damit ist ihre Schuld gesühnt. Es gibt weder eine moralische,
noch eine ethische noch eine juristische Rechtfertigung für den
seit 2001 weltweit grassierenden Wahnsinn.
Dem
Sachwalter des christlichen Menschenbildes,
dem "heiligen Stuhl" in Rom, hätte es mehr als gut zu
Gesicht gestanden, hier eindeutig Position zu beziehen. Doch dies war
ihm anscheinend - wie eigentlich in jeder historischen Situation der
Geschichte wo solches vonnöten gewesen wäre - mal wieder
nicht möglich. Dies spricht weder für Bild noch für
Sachwalter - und natürlich auch nicht für
jene Partei, die sich solches ins Stammbuch schreibt.
Diese
aber möchte nun - ihr durchgeknallter Innenminister vorneweg -
endlich wieder das Militär gegen das eigene Volk einsetzen
dürfen - weil ja die überaus enorme
Bedrohung durch afghanische Bergbauern, deren Dörfer man
fortwährend rechtswidrig plättet, abzuwehren sei. Zu diesem
Zwecke möchte man ferner alle Bürger
des Landes auf Schritt und Tritt verfilmen (auf Autobahnen
geschieht dies ja sowieso) und nach Belieben
willkürlich auf privaten Computern herumspionieren
dürfen. Im CDU Entwurf aber liest sich das dann so: "Das
neue Programm soll eine Ausweitung der Freiheit der Bürger mit
zusätzlicher Sicherheit verbinden..."
Aha
- unsere Freiheit wird also ausgeweitet - doch scheint es schwer, zusätzliche Freiheit bei diesen Maßnahmen zu finden, außer
jener für die Mächtigen und Reichen, künftig all das
tun zu dürfen, was inzwischen mit gutem Grund längst verboten worden ist, z.B.
eben so nebenbei mal ein paar afghanische Dörfer in Schutt und
Asche zu legen. Schäuble benutzt denn auch tätsächlich
das Wort Freiheit im eingangs erwähnten Interview: "...
und Rechtsgrundlagen schaffen, die uns die nötigen Freiheiten im
Kampf gegen den Terrorismus bieten." Eine eingehendere
Auseinandersetzung mit den "Programmbemühungen" der
Union lohnen eigentlich nicht - seien Sie versichert - weder ist
darunter etwas "Neues" noch etwas Brauchbares.
Kommen
wir noch kurz zur anderen großen Volkpartei - Der SPD. Welches
Ausmaß an Freundschaft der Medien der SPD sicher ist, kann man
am nebenstehenden Bild erkennen, dass SPIEGEL ONLINE sich anlässlich
eines Artikels über den Zustand der SPD gönnte. (Inzwischen
hat es Spiegel-Online zumindest aus den Frontpages entfernt - wir aber
haben daraufhin die obige Merkel-Bildmontage ausgewählt...).
Allem medialen Störfeuer zum Trotze: die SPD hat es derzeit am
schwersten unter allen Parteien, den sie hat wirkliche Konkurrenz bekommen - einerseits müsste sie vorwärts
stürmen, und zwar in eine Richtung der Vernunft - gleichzeitig
aber muss sie erst noch das ausspeien, was zu ihrer Krankheit geführt
hat: den Schröderismus. Wir berichteten mehrmals ausführlich
darüber.
Damit
ist das Maß der Unvernunft aber immer noch keineswegs erschöpft
- im Gegenteil: derzeit haben wir eine Medienkampagne zu verzeichnen,
die mindestens in Deutschland und wie wir gerade beim Schreiben
dieses Artikels beobachten können - auch in Österreich
losgebrochen ist. Heute waren zu guter Nachmittagszeit - angeblich
"renommierte" Wissenschaftler (deren Name sich der Sender im
Internetartikel nicht einmal zu nennen traut...) bei N-TV versammelt, die
"armen irregeleiteten" Menschen über die Klimakatastrophe mal so richtig
"aufzuklären". Schwachsinn im Großgebinde bekam
man da zu sehen und zu hören - ebenso wie später auf Ö1,
wo der hier hinreichend demaskierte "Zukunftsforscher" Horx (eigentlich verkrachter Student...) sich
über eine höchst reichliche Worterteilung mit der in
seinem Fall sich leider unausweichlich anschließenden
Absonderung von grandiosem Unsinn freuen durfte.
Seine
Message: Es gibt keine Klima-Katastrophe. Richtig - NOCH haben wir
sie nicht und das ist gut so. Nach Abzug aller Hysterie aber man kann behaupten: wir sind auf einem verdammt guten
Weg dorthin. Die CO2 - Konzentration in der Atmosphäre
durchbricht inzwischen Jahr für Jahr sämtliche Rekorde der letzten Jahrmillionen. Dies ist ein
schlicht und einfach nicht mehr bestreitbarer Fakt. Ein Blick auf das
Klimaverhalten der letzen Jahrmillionen macht indes klar: einem solch
enormen Anstieg der CO2-Konzentration folgt der Anstieg der
Temperatur - nicht sofort, eher mit einer schwer einzuordneten
Verzögerung zwischen 50 und 200 Jahren kommt dieser so gut wie
sicher. Es gibt eben etwas, woran auch Herr Horx nicht vorbei kann -
was auch immer natürliche Schwankungen bewirken können: der
Mensch kann mit seinem eigenem Beitrag (den er nunmal in mehr oder
weniger großem Ausmaß erzeugen kann...) sich auf der
unproblematischen Seite oder eben auf der problematischen bewegen.
Letzeres ist bei unserer derzeit vorherrschenden Lebensform EINDEUTIG
der Fall. Hiermit wird die Diskussion, wann nun genau der
Klimakollaps eintritt oder eintreten wird, vergleichsweise belanglos...
Der
CO2-Ausstoss der Menschheit wächst weiter... und ist inzwischen dabei, in die Größenordnung natürlicher Phänomene vor zu stoßen. Doch es gibt einen Unterschied zwischen natürlichen
und anthropogenen CO2-Eintrag: der natürliche unterliegt
natürlichen Prozessen, die offenbar in den zurückliegenden
Erdzeitaltern das Pendel immer irgendwie und irgendwann zum
"Zurückschwingen" brachten - wenngleich dies so nebenbei auch mal 500 oder mehr Jahre gedauert hat. Anders ist es mit dem "Manmade
CO2" - dieser kommt Jahr für Jahr so sicher wie
das Amen in der Kirche immer wieder auf die natürlichen Prozesse
"obendrauf". Doch hier regelt Nichts und Niemand irgend etwas von selbst - nicht einmal "unsichtbare Markthände" eines Adam Smith. Schon am 1.
Januar eines jeden Jahres stehen zwei Dinge fest: erstens, wie hoch der
menschgemachte Ausstoß an CO2 (sowie der vieler anderer -
teilweise erheblich stärker wirkender Treibhausgase) in etwa
mindestens sein wird - und zweitens steht fest, dass er insgesamt mit derzeit beängstigender Sicherheit um Einiges höher
sein wird, als im Jahr zuvor - wenn nicht endlich etwas unternommen
wird.
Wir
können unsere idiotische Art zu wirtschaften nicht einfach 1:1 auf die Gigabevölkerungen von China oder Indien übertragen - denn
dies wird uns eine Vervielfachung des
Ausstoßes an Treibhausgasen sowie jede Menge anderer Probleme bescheren. Dies gilt sogar auch dann, wenn es
hier um "die Geschäfte des
Jahrtausends" ginge einschließlich daran hängender
Arbeitsplätze - denn der Natur sind Arbeitsplätze, Geld und all der sonstige Firlefanz
nun mal vollkommen wurscht. Der Mensch hat - eingedenk seiner ihm mitgegebenen
Intelligenz (die manchen, wie Horx abhanden gekommen scheint...) so
zu leben, dass er nicht jenen Lebensraum, auf den er und seine Nachfahren vital angewiesen sind, sozusagen im Hier und Jetzt "verfrühstückt". Mehr als ein
Frühstück wäre es auch nicht - denn die Erfahrung
lehrt: jedem Morgen folgt ein Abend...
Der
könnte dann durchaus auch so aussehen: Durch den ungehindert
wachsenden Eintrag von Treibhausgasen in die Atmosphäre kommt es
zu einer entsprechend verstärkten globalen Erwärmung - dies
mögen nur wenige Grad Celsius sein - u.a. auch deswegen, weil
sich die Atmosphäre vermutlich "regelnd" betätigt - d.h. die
Bewölkung würde vermutlich zunehmen - mit der Folge, dass sich die "Aufheizung der Atmosphäre" vielleicht in
Grenzen halten könnte. Ein Anstieg der Oberflächentemperatur
jedoch wäre unvermeidlich - denn er ist ja der Auslöser
dieser Art von Regelmechanismus. Hiermit scheint im Szenario eines sicher: ein weiterer Anstieg der Temperatur in den Weltmeeren.
Diesen
haben wir heute schon - ca. 1° C sind zu verzeichnen - mit bereits
beachtlichen Folgen für das Leben im Meer (Korallen- und
Artensterben) Aber es gibt da noch etwas anders: Sollte die
Temperatur weiter ansteigen - ist ab etwa 2 bis 4°C Anstieg eines zu befürchten: jene gigantischen Methanhydratlager
auf dem Meeresböden werden beginnen, massiv "auszugasen" -
ein vorhersehbarer Prozess, der vergleichsweise simpler Physik
geschuldet ist. Methanhydrat hat eben ein zweifelsfrei bestimmtes
Verhalten in Abhängigkeit von den Parametern Druck und
Temperatur (Zustandsdiagramm). Und ab einer solchen Erwärmung
ist die Zustandsänderung dieses unter Oberflächenbedingungen sowieso flüchtigen Stoffes ("brennendes Eis") so
sicher fällig, wie das Herunterfallen eines hochgeworfenen Steins.
Zwei
Folgen sind in einem solchen Fall unabwendbar: Erstens könnten in kurzer Zeit enorme Mengen des starken Treibhausgases
Methan (ca. 20 mal "stärker" als CO2..)
freigesetzt, was zur Verschärfung des Treibhauseffektes
führt...) und zweitens "ruhen" gigantische
unterseeische Meeresgebirge auf Lagerstrukturen aus diesem Stoff.
Lösen diese Strukturen sich auf, werden diese "Meeresgebirge" ins
Rutschen geraten und könnten dabei Flutwellen auslösen, die die uns
bekannte Geschichte noch nie zu Gesicht bekommen hat. Bekannt sind deratige Gefahrenherde seit Jahrzehnten schon: besonders massive solcher Lager befinden sich z.B. vor der
norwegischen Küste und um die kanarischen Inseln.
Niemand
kann sagen, ob dies morgen, in 20 Jahren oder erst in 200 Jahren
geschieht - sicher aber scheint: machen wir so weiter wie bisher, wird
es irgendwann geschehen. Die Indizien für eine langsame
Erwärmung der Weltmeere selbst indes sind längst erdrückend -
der Rückgang der Eismassen an Nord- und Südpol ist absolut
nicht mehr weg zu diskutieren. Hiermit sollte so langsam klar werden,
auf welchem Weg wir uns eigentlich befinden.
Selbst, wenn wir etwa momentan nicht ausreichend klären können sollten - bleibe
immer noch eine Risiko-Abwägung als Ultima
Ratio: Dabei ist es vollkommen wurscht, was klimaschonendes Handeln "kostet", denn nichts ist derart "unbezahlbar"
wie das, was eintreten könnte wenn: wir
so weiter zu machen wie bisher. Hierüber kann es
eigentlich auch keine - zumindest keine
vernunftgeleitete - Diskussion mehr geben - der aktuelle
CO2-Gehalt der Atmosphäre liegt mit inzwischen um die 400 ppM (Teile pro Million) auf einem Wert, den - zumindest die Gattung
Mensch - auf diesem Planeten noch niemals auch nur annähernd "sah",
weil es sie zu jenen Zeiten wo dies - und selbst das auch nur vielleicht -
einmal der Fall gewesen sein könnte schlicht noch gar nicht gegeben hat.
Ein
verminderter humanoider CO2-Eintrag in
die Atmosphäre indes kann keinerlei Schaden anrichten,
außer vielleicht in unseren zunehmend
menschen- und lebensfeindlich mutierenden Wirtschaftssystemen,
was aus Sicht des Planeten allerdings absolut belanglos ist. Hiermit dürfte
klar geworden sein, wo hier allem Horx-Geschwätz zum Trotze die
Demarkationslinien von Logik und Vernunft in Wahrheit verlaufen...
Selbst
wenn sich die eine oder andere Einschätzung im Nachhinein vielleicht als zu
pessimistisch erweisen sollte, wird hierdurch nichts geschehen, was
der Mensch über Vereinbarungen in seinen Gesellschaften nicht
locker ins Lot rücken könnte - im anderen Fall aber:
besteht das konkrete Risiko, dass
es irgendwann keine Gesellschaften dieser merkwürdigen Wesen
mehr geben könnte, die noch überhaupt irgendetwas "vereinbaren"
können... Die Wahl sollte hier also nicht so wirklich schwer
fallen. Was wir heute dringender brauchen denn je, ist längst fällige Ablösung der althergebrachten Kultur von einer Anhäufung möglichst idiotischer Eigentumsberge und deren Ersatz durch eine Kultur einer fortwährenden und gewissenhaften Risiko-Abwägung bei Allem und Jedem, wo der Mensch in großem Stile in die Natur und ihre Prozesse eingriffen wird. Wie sehr unsere Gesellschaften dieser überlebenswichtigen Anforderung hinterher hinken, kann man an folgendem Beispiel ablesen:
Komischerweise
verlaufen Debatten um Klima nämlich immer dann völlig anders, sobald es wirklich um
irgendwelche handfesten Geschäftsinteressen
geht. Hier soll dann auf einmal die nach Ansicht einiger schanghaiter
Wissenschafter oder von Typen wie Horx gar nicht bestehende
Klimaproblematik auf einmal sogar dazu dienen, hierzulande in Huldigung des großen
Siemens den Ausstieg aus dem Ausstieg aus der Kernspaltungstechnologie
herbei zu lamentieren. Auch hier liegen die Fakten eigentlich längst unbestreitbar auf dem
Tisch: sichere Endlager auf der
Erde kann es allein deswegen schon nicht geben, weil kein Mensch die
technische Sicherheit irgendeiner Einrichtung über
Hunderttausende von Jahren überhaupt beurteilen könnte.
Eine Renaissance dieser unbrauchbaren Technologie steht darüberhinaus
unter drei Vorzeichen - Erstens, werden vermehrt strahlende
Partikel freigesetzt, die natürlich praktisch nicht
vorkommen. Zweitens ist der Ausgangsbrennstoff bereits heute schon
eine knappe Ressource mit relativ
geringen Vorräten und Drittens schaffen wir hiermit
Gesellschaften in denen fortwährend extrem gefährliche
Substanzen umeinander gekarrt werden müssen. Vom generellen Betriebsrisiko und dessen Folgen wollen wir momentan mal absehen, da alles Vorangegange allein schon mehr als reichen sollte - nur eines noch: Wie
bitte schaut es denn hier Terror-Vorsorge aus?
Wie
gut wir diese Technologie im Griff haben, konnte man erst kürzlich
in Norddeutschland mitverfolgen - wo tagelang austretender Rauch das
sonst übliche Beschönigen oder gar Vertuschen von
Störfällen unmöglich machte. Eigentlich müsste
längst Vorkehr gegen eine spezielle und wenig bekannte Form des Terrorismus
durchgesetzt werden - jenen
Terrorismus nämlich, der von der nimmersatten Geld- und Machtgier
einflussreicher Großkonzerne ausgeht. Wieviel
Menschenleben allein die Atom-, Pharma-, Chemie- und Gentechniklobbies
schon auf dem Gewissen haben, kann nur gemutmaßt werden - fest
aber steht: diese Zahl dürfte mit Sicherheit größer
sein, als die der Opfer sämtlicher Terroranschläge, die nicht direkt in Zusammenhang mit Militäraktionen stehen.
Sie
sehen - liebe LeserInnen und Leser - wir begannen bei einem verirrten
Bundesminister und endeten in unserer "Umwelt" - die man
treffender als "Lebensraum"
und den Umweltschutz als "Lebensraumschutz"
bezeichnen sollte - damit den Menschen klarer wird, worum es
letztlich bei all dem Vielen, was unsere heutigen Gesellschaften zu
entscheiden haben, in Wahrheit geht. Und nur Eines gilt da mit "tödlicher" Sicherheit: Es KANN
DEFINITIV nicht auch nur ein einziges Wirtschafts- oder Eigentumsinteresse
geben, was der Notwendigkeit zu Schutz und Erhaltung unseres Lebensraumes überhaupt je vorgehen könnte.
Das
Schicksal der Menschheit bleibt untrennbar verknüpft - wie schon
einmal zu Zeiten des "kalten Krieges" - mit ihrer Fähigkeit
zur kollektiven Vernunft. Die Kurve damals wurde irgendwie geschafft
- heute aber ist es durchaus fragwürdiger, ob dieser Akt
abermals gelingt. Die in den Gesellschaften kursierende "Information"
ist der Dreh- und Angelpunkt aller öffentlichen Vernunft und
letztlich auch der von "Demokratie". Eine "Demokratie",
die sich selbst ihrer Lebensgrundlagen beraubt, ist NICHTS
wert - und erst recht keinen Schuss Pulver gegen andere Menschen, die es möglicherweise sogar anders machen würden.
Unbestreitbarer
Fakt bleibt: Wer in der heutigen Welt die Zukunft der Menschheit als
Ganzes aufs Spiel setzt, sind im Wesentlichen die westlichen
Industrienationen mit ihren phlegmatischen
Bevölkerungen und nimmersatten Wirtschaftssystemen und
ihren weit jenseits aller Vernunft stattfindenden
Eigentumsanhäufungen. Die
letzeren sind vollkommen "wertlos" - denn jeder Mensch
weiß: das letzte Hemd hat nun mal
keine Taschen. Aber vernichtete Lebensgrundlagen bleiben
auch nach dem Dahinscheiden eines "Profiteurs" immer nur genau
eines: Vernichtete Lebensgrundlagen.
Komisch nur, dass diese in der Schmalspurdenke der
Betriebswirtschaft gänzlich nicht stattfinden. Die gegenwärtige
Deformation - inkl. allem Geschwätz von Medien sowie obskuren Individuen und Verbänden arbeitet letztlich nur Einem zu: einer höchst gefährlichen Renaissance der Unvernunft.
Diese müsste an allen Stellen und von allen Seiten - und
besonders im Informations- und Medienbereich auf das Entschiedenste
bekämpft werden (was gottseidank auch schon beginnt..) - denn
keine Demokratie der Welt KANN auf Basis bescheuerter Information zu
vernünftigen Entscheidungen kommen...
ARTIKELENDE
CogitoSum
- Beitragskritik:
Wirtschaft
- Hintergründe:
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