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Vermutlich
von nur Wenigen beachtet ging vor einigen Tagen eine Meldung durch
den Medienwald - und zwar diese
hier. Inhalt: Ein Mitbürger verfiel auf die asozial-zynische
Idee, Arbeitslose bei von ihm gegründeten Scheinfirmen zu
"scheinbeschäftigen", um sich daran dann dumm und
dämlich zu verdienen. Denn es gibt sehr wohl ein Füllhorn,
welches auch hierzulande über Arbeitslose ausgeschüttet
wird - wohlgemerkt: Über sie hinweg und an
ihnen vorbei. Also stets genau so, dass es ihnen nichts nutzt.
Bemerkenswert das Verteidiger-Plädoyer dieses asozialen
Subjektes: Hier hätte sozusagen "Geld
auf der Straße" gelegen und der Angeklagte habe es halt
"aufgehoben". Wenigstens beeindruckte dieses Gewäsch
den Richter wenig - der Angeklägte wird für immerhin knapp
6 Jahre gesiebte Luft atmen. Eine gerecht harte Strafe, die leider
vielen - vor allem den ganz großen - ähnlich operierenden
Indivduen zumeist erspart bliebt. Die Welt wäre fast ein
winziges Stück mehr in Ordnung - blieben nicht Ungereimtheiten
zurück. Die wichtigste und zugleich am wenigsten durch die
Medien kommentierte ist diese: Arbeitslose wurden von Amts wegen
per Zwang in die üblen Machenschaften des Angeklagten hinein
"gedrückt" oder "vermittelt", wie es auf
Behörden-Neudeutsch heißt - und zwar selbst auch dann
noch, als längst deutliche Hinweise vorlagen, dass es beim
"kleinen Jobwunder" des Angeklagten nicht so ganz mit
rechten Dingen zugehen konnte. Dies ist eigentlich als noch
skandalöser als die Straftat des Angeklagten selbst zu werten.
Szenenwechsel:
Am 26.7.2007 fand sich bei Maybritt Illner eine illustere Runde
üblicher Show-Talk-Verdächtiger zusammen - darunter Michael
Fuchs (CDU), Vorsitzender der CDU-Mittelstandsvereinigung und
wackerer Propagandist absurdistanischen Blödsinns und irgendeine
vielleicht sogar ganz liebe Frau aus der Zeitarbeitsszene. Die
Illner-Show - neben Frontal an guten Tagen eines der letzten Refugien
von halbwegs vernunftorientierten Journalismus beim absurdistanischen
Prachtsender ZDF - bügelte über das "Das
deutsche Jobwunder" hinweg und bewies: selbst
absurdistanischer Journalismus kann es bisweilen nicht vermeiden,
noch Verwerfungen aufzudecken. Dass dies überwiegend dem Image
und der Popularität der hübschen Moderatorin zu verdanken
ist, ist selbsterklärend - doch anscheinend wird im Illner-Team
noch gedacht...
In
der Sendung jedenfalls wurden Beispiele präsentiert, die selbst
für unsensible Beobachter jeglichen Argumenten von Michael Fuchs
(CDU) und Frank Jürgen Weise (Bundesagentur für
Arbeit) direkt ins Gesicht schlugen. Die Beiden beeilten sich
nach ausgiebigem gegenseitigen Schulterklopfen denn auch, die durch
Einspielungen vorgestellten Fälle als mehr oder weniger "krasse
Einzelfälle" oder "Illegal" abzuwiegeln. Tatsache
aber ist, dass diese Fälle keineswegs Ausnahmen sind sondern
sicher eher auf nahezu ungebremstem Vormarsch befinden.
Als
neben Gregor Gysi noch beitragsfähigen in der Runde konnte man
den bekannten Ex-Kaberettisten Schneyder einordnen (...die n+1-ste
Wiederholung absurder Wirtschaftspropaganda braucht niemand
wirklich...). Doch weder dieser noch Gregor Gysi mochten zu ihrer
individuellen Höchstform finden. Gysi hat halt gelernt - wer zu
viel Stunk macht, wird nicht mehr "eingeladen" und
Schneyder muss offenbar noch ein wenig nachdenken, bevor es ihm
gelingt, Ursachen und Wirkungen zu verbinden - was an seinem
brauchbaren Grundansatz indes wenig ändert.
Auf
jeden Fall sind die in der Sendung als "illegale Ausnahmen"
abgewiegelten Verhältnisse keineswegs Ausnahmen sondern
besonders im Niedriglohnbereich so etwas wie die Regel in
Absurdistan. Die schiere Zahl an Beispielen für Minijobs ohne
Urlaub, Urlaubs- und
Krankengeld, jede nur vorstellbare Form von Abartigkeit im Rahmen von
Zeit- und Leiharbeit sowie der konsequente Ausschluss von
Langzeitarbeitslosen von ordentlicher Arbeit sprechen hier in Bänden
Beweis.
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