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Woher
kommen die BA-Überschüsse?
Diese
Realtitätsferne aber klärt zugleich jenen Umstand auf, zu
dessen Aufklärung der in der Sendung versammelte - und offenbar
überaus beschränkte - Sachverstand nicht in der Lage schien
oder sein wollte: Woher denn bloß mögen die gewaltigen
"Überschüsse" der Arbeitslosenversicherung
kommen? Großes Fragezeichen mit einfacher Antwort: Die
Überschüsse sind nicht etwa der so schrecklich guten
Politik zu verdanken - sie stammen auch nicht aus der angeblich so
fürchterlich brummenden Konjunktur - sie sind ALLEIN einer
einzigen Tatsache zu verdanken - dieser nämlich:
"Langzeitarbeitslose" wurden aus der
Versicherung ausgegliedert - Betroffen sind hier in der
Mehrheit ganz normale Arbeitnehmer, die früher bei einer etwas
längeren Arbeitslosigkeitsphase "Arbeitslosenhilfe"
bezogen hätten und so wenigstens noch ein wenig auf Tuchfühlung
mit dem "ersten" Arbeitsmarkt geblieben wären. Heute
aber werden sie nach ein paar Monaten gleich zu den "hoffnungslosen"
Fällen in ARGE's und Jobcenter abgeschoben. Ein zutiefst
menschenverachtendes System: die Mehrheit dieser häufig älteren
Menschen haben in vielen Fällen über Jahrzehnte lang brav
ihre Beiträge zur "sogenannten"
Arbeitslosenversicherung eingezahlt.
Zur
Lachnummer musste so dann auch die in der Sendung folgende Diskussion
über mögliche Verwendungen der fast schon peinlichen
"Überschüsse" geraten. Geradezu zynisch Michael
Fuchs mit der wohlbekannten CDU-Forderung: "Die
Überschüsse seien über eine Beitragssenkung an die
Versicherten zurückzugeben". Wie immer - nicht
alles was logisch klingt, ist dies auch - ganz besonders nicht, wenn
es von der Union kommt: Erstens - die Überschüsse sind
primär auf die Ausgliederung von Langzeitsarbeitslosen
zurückzuführen, die man kurzerhand mal per Gesetz um ihre
Leistungsansprüche betrog (Zumindest wenn man die sonst
verwendete CDU-Philosophie in punkto Sozialversicherung zugrunde
legt...). Das nun peinlicherweiser in erheblichen Mengen überzählige
Geld also könnte man, wenn schon wem, dann bestenfalls denen
"zurück" geben, die heute dafür bluten müssen.
Union wäre aber nicht Union, wenn sie es nicht immer noch ein
bischen absurder hinbekäme. Halbwegs vernünftig wäre
ja vielleicht noch, die Überschüsse öffentlichen
Haushalten zuzuschlagen - denn diese müssen ja nun für die
Langzeitsarbeitslosen "aufkommen". Eine Senkung der
Beiträge indes ist das denkbar Unvernünftigste überhaupt.
Denn hier werden angesichts eines drückenden
Arbeitslosigkeitsproblems vor allem
diejenigen, die hiervon so gar nicht betroffen sind, "entlastet".
Darunter - welch ein glücklicher "Zufall" - auch jene
Arbeitgeber, deren Großkonzerne und Verbandspolitk in
erheblichem Ausmaß für die Misere verantwortlich sind und
ohnehin schon mit Steuergeschenken verwöhnt werden.
Wir
wollen die Betrachtung dieser Sendung mit der Hervorhebung einer
Feststellung des Agenturpräsidenten Weise abschließen, die
man sich ob ihrer Konsequenzen gut merken muss. Weise meinte, man
könne Arbeitsgeber doch verstehen, wenn sie keine Arbeitslosen
einstellen wollten... Was bitte soll denn dieser Unsinn
bedeuten? Wenn denn schon Mehrbedarf an Arbeitskräften besteht,
wer - wenn nicht der Chef der Arbeitsagentur müsste doch
geradezu darauf drängen, dass vermehrt Arbeitslose und besonders
Langzeitarbeitslos wieder in Lohn und Brot kommen? Hier wird wie
selten klar und deutlich, wie sehr die Arbeitsagentur in Wahrheit
längst die Politk Kohl'scher Zweidrittelgesesellschaft
verinnerlich hat. Denn die BA-Herrschaften, allen voran Weise, fühlen
sich für die Vermittlung Langzeitarbeitsloser offenbar nicht
zuständig. Und von selbst stellen Firmen sie auch nicht ein -
wie in der Sendung an einem Fall demonstriert wurde. Natürlich -
wieder ein "Illegaler Einzelfall"... was die Frage aber
nicht beantwortet: Was bitte unternimmt der Staat, um solche
Entgleisungen auf dem Arbeitsmarkt zu bekämpfen?
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