Seite 4 von 7
Gerechter
Arbeitsmarkt?
Selbst
ein streng gehandhabtes (wovon keine Rede sein kann)
Anti-Diskrimnierungsgesetz bleibt nichts als Augenwischerei, denn es
trifft immer nur die - die blöde genug sind, Diskriminierung
beweisbar zu formulieren. Wenn ich als Arbeitgeber aber behaupte -
die Qualifikation eines Bewerbers sei nicht ausreichend - bin stets
fein raus. Dass ich aber realiter eine 100%-Quote an
Disqualifizierten unter allen Gruppen habe, die mir persönlich
irgendwie nicht genehm (z.B. Bartträger, Schwaben, Ältere,
Große, Kleine oder was auch immer...) sind, ist praktisch nicht
nachweisbar. Dieses von der EU gepuschte Gesetz ist so denn auch mehr
ein "Alibi-Gesetz" denn
eines, dessen Umsetzung je beabsichtigt gewesen wäre.
Die
weltbeste Anti-Diskriminierungsmaßnahme im Arbeitsmarkt ist
schlicht ein ordentlicher Umgang mit Arbeitslosen - Wenn diese
nämlich frei entscheiden können, wo sie welchen Job
annehmen, können Arbeitgeber so viel diskriminieren wie sie
wollen - zumindest schaden sie keinem Menschen damit. Wenn man dann
noch die Mehrkosten dieser Maßnahme vollständig auf die
Arbeitgeber abwälzt, wäre man einen guten Schritt in
Richtung eines freien Arbeitsmarktes vorangekommen - dann erst
kostete es Arbeitgeber nämlich richtig Geld, all das zu
veranstalten, was derzeit allgegenwärtig geschieht:
Job-Aufteilung auf Minijobs, Arbeitsverlängerung, etc. In
Absurdistan aber ist eben alles irgendwie "anders" - jeder
Arbeitsgeber-Schlag ins Gesicht von Gesellschaft und Sozialsystemen
zahlt sich hier sofort in barer Münze aus. Nicht wirklich ein
Wunder, dass wir derzeit eine solche Ansammlung von lauter "illegalen
Einzelfällen" beobachten dürfen...
Durch
das Weise-Statement jedenfalls erhält das angebliche
"Stellenangebot" von 1,4 Mio angeblichen (N-fach Nennungen
nicht herausgerechnet) Jobangeboten eine besondere Qualität -
man könnte es eigentlich zum größten Teil
vernachlässigen - denn diese Stellenangebote suchen Leute, die
rar geworden sind. Jene 25-jährigen mit zwei Einser-Abschlüssen,
die über 15 Jahre Berufs- und Auslandserfahrung in der Branche
verfügen und ganz begierig darauf sind, 3 Jahre Praktikum zum
Nulltarif zu machen. Okay - das war etwas übertrieben, aber die
gegenwärtige Lage hat durchaus Einiges davon... Heutige
Stellenangebote erwecken oftmals den Eindruck, hier könnte das
eine oder andere Unternehmen in Wahrheit dabei sein, etwas
"Verbandspolitk" zu machen.
Zudem: Wer zuvor nicht bereit ist, hochqualifizierte und
spezialisierte Mitarbeiter heranzubilden, der kann solche doch später
nicht wirklich vom "Arbeitsmarkt" fordern - oder? Ist
der Inder oder Ukrainer wirklich soviel "billiger", dass es
sich nicht mehr lohnt, einen hiesigen Arbeitslosen in vielleicht ein
paar Wochen auf Stand zu bringen?
Worauf wir hier stoßen, sind Strukturen im Arbeitsmarkt, die
sich verselbstständigt haben - und hier schließt sich dann
auch der Kreis zu unserem Aufmacher für diesen Artikel.
Hinsichtlich
sämtlicher Statistik gelten zwei Grundsätze - ohne eine
drakonische Überwachung des statistischen Basis werden wir noch
in 100 Jahren über die Anzahl der wirklich offenen Stellen
Absurdistans diskutieren. Hier kann heute jeder nach Gutdünken
erzählen und manipulieren wie es ihm grad in den Kram passt.
Völlig wurscht, welche internationalen Bestimmungen dieses oder
jenes vorgeben - Arbeitslose sind staatlich, und das korrekt und ohne
jegliche "Kosmetik" zu erfassen und der Blödsinn mit
n+1 Arbeitsmärkten hat ebenfalls schleunigst beendet zu werden.
All dieser zu nichts Anderem als zur Verschleierung der Realität bestehende Kram ist längst selbst zu einem
milliardenschweren Bürokratiemonster gewuchert.
Wie
eigentlich kann man Stellenangebote mit Langzeitarbeitslosen
"verrechnen", wenn diese von vornherein KEINE CHANCE auf
Einstellung haben, wie Millionen von ihnen anlässlich unzähliger
Bewerbungen tagtäglich immer wieder aufs Neue erfahren? Die
gängige Schutzbehauptung der unheiligen Allianz, die für
das ganze Desaster verantwortlich ist, lautet: Die
seien eben nicht ausreichend qualifiziert. In dieser
Allgemeingültigkeit ist das eine glatte Lüge - es mag
vielleicht einen kleineren Teil geben, für den dies zutrifft -
die Behauptung indes, jemand, der länger als 12 Monate
arbeitslos ist, könne plötzlich nicht mehr richtig arbeiten,
ist klar erkennbarer Zynismus übelster Sorte, der an Menschenverachtung kaum noch
zu überbieten ist.
Einstweilen
ist es vor allem die formelle Lapalie "Dauer von Arbeitslosigkeit",
die einen bis dahin vergleichsweise gehätschelten
"Leistungsträger" zu einem - aus Clement-Perspektive
gesehen - nichtnutzigen Sozialschmarotzer stempeln kann. Das hier
mitschwingende "Eigenverantwortungsprinzip" - gemeint ist: diese
Menschen selbst seien Schuld, ist heute nicht weniger blödsinnig
als es schon zu den Anfangszeiten der "Sonderwirtschaftszone"
im Osten war. Was bitte hat der Aufkauf des
langjährigen Arbeitgebers durch eine Heuschrecke mit der
persönlichen Leistung von dann üblicherweise gefeuerten
Mitarbeitern zu tun?
Und
so trifft es besonders Ältere im Turbokapitalismus schnell - sie
werden "langzeitarbeitslos". Im spießigen Absurdistan
(angemerkt: und nur dort...) eine
Sackgasse, aus der es für sie derzeit kaum noch ein Entrinnen gibt.
Diesen Menschen gibt man so eben das, was sie zum Leben brauchen und
schikaniert sie noch dazu bis aufs Blut. Hier werden Selbstwert,
Selbstvertrauen und oft ganze Existenzen systematisch
zerstört - und all dies legal per Gesetz.
Und
dann weisen diese - nicht anders als widerlich zu nennenden -
Strukturen unserer Gesellschaft den ohnehin geplagten Menschen
auch noch die Schuld für ihr Schicksal zu. In diesem
Zusammenhang kann man an CDU-General Pofalla nicht vorbei - dieser
wurde kürzlich befragt, was er denn von einer Aufstockung des
ALG2 halte, angesichts der auf breiter Front einsetzenden
Preissteigerungsorgie bei Lebensmitteln. Seine Antwort: "Daran
ist nicht zu denken, es ist doch absurd, ALG2 zu erhöhen, nur
weil vereinzelt Lebensmittel ein wenig teurer geworden sind..."
Was bitte - glaubt Pofalla wohl - kaufen sich Menschen von
ihrem ALG2? Hedgefond-Papiere etwa? Wer hier absurd argumentiert,
sollte klar sein...
Pofalla
spricht wieder einmal - wie eigentlich ständig - die Unwahrheit.
Seit der Einführung von Hartz IV haben sich Strom, viele
Gebühren sowie nicht wenige Billigprodukte bereits auf breiter
Front verteuert. (Wir berichteten hierzu schon 2006...). Solche Art
der Teuerung muss sich nicht notwendigerweise in der auf Basis
repräsentativer Warenkörbe ermittelten "allgemeinen"
Preissteigerung auswirken, die zudem viele Markenartikeln enthalten
(die Arme sich nicht kaufen können...). Nicht wenige von genau
diesen Markenartikeln aber wurden in letzter Zeit billiger - was man
als Folge der Schrumpfung von Markenimage - oder eben auch anders
erklären kann. Unterm Strich bliebe so ein
gemischter Warenkorb durchaus konstant - auch wenn Billigprodukte im
Preis deutlich zulegten.
Angesichts
der realen Situation jedenfalls sind die 2 Euro Erhöhung dieses
Jahr angesichts dessen nichts als eine Unverfrorenheit. Wohlgemerkt -
das IST bereits länger schon so.
Nach kürzlichen Meldungen werden sich nunmehr Lebensmittel auf
breiter Front nochmals spürbar verteuern - durchweg sind Zahlen
um 20% und bisweilen noch deutlich mehr im Gespräch. Wir
lernen: auch auf diese Weise kann man Hartz und Kleinrenten kräftig
absenken - und das ohne dass ein Aufschrei durch die Öffentlichkeit geht.
Wer gute Nerven hat, mag sich hierzu bei Focus
gern die Kommentare der leider nicht aussterbenden Spezies tumberer
Zeitgenossen hierzu antun.
Die
Preislawine jedenfalls rollt - Besonders für Arbeitslose und
Kleinrentner wird es hiermit eng - sehr eng, denn das Geld langte
schon vor der Lawine mal gerade noch so zum Leben auf ALDI-Niveau.
Was Pofalla angeht: Wer Menschen mit derart verschobener Wahrnehmung
ins Parlament wählt, der ist selber schuld - bleibt die zynische
Wertung dieses nur noch schwer erträglichen Politikers. Wer als
halbwegs intelligenter Mensch derart mit der Dummheit
kleinbürgerlichen Spießertums kokettiert, sollte nicht
wirklich eine derart exponierte Position in der Politik bekleiden.
|