Ein absonderlicher Höhepunkt von Desinformation und Verdeutung ist
dieser
Beitrag in der Welt. Angesichts der Folgen muss erzürnen,
mit welcher Unverfrorenheit sattsam bekannte Mietmäuler hier den
logischen Doppel-Rittberger hinlegen und allen Ernstes die
gleichberechtigte Erwerbsarbeit von Frauen als EINE Ursache der
Finanzkatastrophe ausmachen. Sie gar als von der Mittelschicht
herbeigeführt darstellen. Bei diesem Angriff auf jeden IQ über
15 fehlen hier natürlich nicht: unser altbekannter Professor
Bude, der es noch fertig bringen wird, den Ruf der Soziologie als
ernsthafte Wissenschaft völlig zu desavouieren. Wann immer es
absurden Blödsinn unter die Leute zu bringen gilt, sind er und
seine Netzwerkskollegen zur Stelle. Und nicht nur er. Ein offenbar
völlig losgelöster Uwe Jean Heuser fordert heute
auf Zeit-Online, Beschäftigte müssten nun
Lohnzurückhaltung üben, weil ja die Krise die
Staatshaushalte so sehr belasten werde. Inflationsgefahren redet er
klein und ansonsten werden gleich absatzweise Tränen über
das befürchtete „Nullwachstum“ vergossen. Kein Wort über
die strukturellen Defizite, die der Krise zugrunde liegen - und
keines über die mit ihr herauf beschworenen Gefahren für
das Leben der Nicht-Millionäre. Kein Wort darüber, dass das
Kernarsenal neoliberaler Thesen sich samt und sonders komplett selbst
widerlegt hat. Hatte Heuser etwa einen „Ghostautor“ namens Hundt?
Sie alle haben noch nicht begriffen - das hinter dieser Sichtweise
stehende Denkgebäude ist am Ende - Bankrott - seit Wochen Tag
für Tag millonenfach nachzulesen. Wenn man so will - die
Twin-Tower: Meinungsmanipulation und Selbstbedienung befinden sich im
Einsturz.
Nachweislich
wird aus einer bestimmten Propagandarichtung schon seit Langem (wir
berichteten häufiger drüber...) die Zersetzung jedweder
Erkenntnis über gesellschaftliche Zusammenhänge durch
dichtes Trommelfeuer mit Nebelkerzen beliebigen Absurditätsgrades
betrieben. Wer bislang damit sein Geld „bekommen“ hat (verdient
wäre maßlos übertrieben...) sollte nun besser
schweigen oder wenn schon nicht, dann wenigstens sich nicht auch noch
darüber beschweren (im Falle von zynischen Apologeten: lustig
machen...), dass so viele Menschen sich in den ausgelegten Hirnangeln
verheddert haben. Wenn in diesen Tagen so viel von Konsequenz und
Neuordnung die Rede ist: auch hier müsste sie ansetzen. Denn die
kollektive Intelligenz von Massen kann gesellschaftlich nur von
Nutzen sein, wenn man die Menschen auch objektiv und zutreffend
informiert, statt sie mit tumber Propaganda und NLP zu malträtieren.
Verschiedene Meinungen sind das eine - solange sie offen als solche
gekennzeichnet sind, können Menschen damit umgehen. Propaganda
und unterschwelliger Manipulation indes gebührt öffentlich
der gleiche Status zugewiesen, wie dem Genre, dem sie ohnehin
zuzuordnen sind: der Status der vorsätzlichen und hinterhältigen
Lüge.
Hin
und wieder jedoch - und das allein kann schon Hoffnung machen - wird
auch in den Medien Selbstkritik oder zumindest Einsetzen von
Nachdenken erkennbar. In diesen Tagen der Rat- und Planlosigkeit
kommen auch vermehrt Leute zu Wort, denen man sonst keine Plattform
gab oder geben wollte. Und siehe da - sie alle haben was zu sagen,
darunter Etliches, woran sogar Kopf und Hand sein mag. Der offenen
Diskurs auf sachlicher und logischer Basis fehlt unseren
Gesellschaften und deren politischen Systemen schon lange - und dazu
trugen Leute wie Bude, Sinn, Mohr und viele andere nicht nur bei, sie
verdienten auch noch prächtig daran. Die anstehende Revision der
Gesellschaften braucht Sachverstand - auch soziologischen - aber
solchen objektiver Provenienz und fern jeglichen Propagandaverdachts
für Partialinteressen. Von irgendwelchen Gruppen und
Interessenverbänden bezahlten Thinktanks dürfen in der
Öffentlichkeit nie wieder mehr ein derart großes Gewicht
erlangen, wie in den vergangenen Jahrzehnten. Hiermit zerstört
sich die demokratische Gesellschaft ihr wichtigstes Kapital, welches
in nicht allzuferner Zukunft womöglich noch mal zum
Rettungsanker der Menschheit werden könnte - nämlich die
Nutzung der kollektiven Intelligenz moderner Gesellschaften.
Wie
immer schon und in der Geschichte tausendfach belegt - noch nie haben
Elitengesellschaften es zu etwas auf Dauer Brauchbarem gebracht.
Ablass, Hexenverbrennungen, Prunkwahn, Tulpenwahn, Weltkriege.
Jahrtausendelang waren sie eher die Geißel ihrer Gesellschaften
- behinderten Entwicklung und Fortschritt um einiger marginaler
Vorteile zugunsten ihrer belanglosen Existenz willen nahezu
vollständig. Wirklich große Geister hingegen fügten
sich nur selten in die Schmarotzerkasten ein - sie konnten es sich
erlauben, aus dem elitenkonform gestalteten Mainstreams vergangener
Zeiten herauszuragen. Auf wenn sie ihrerzeit dafür bisweilen in
Flammen aufgingen oder irgendwelche Giftbecher schlucken mussten.
Komischerweise
erhoben grade die größten unter Ihnen meist nur wenig
Anspruch auf Reichtum und Status. Schlimmstenfalls ließen sie
es sich auf Kosten anderer gut gehen - wie Goethe z.B. Selbst dies
ist akzeptabel, solange man nicht seinen Geist und dessen Logik in
den Dienst der völligen Niedertracht stellt. In den Dienst jener
Interessenverwirklichung irgendwelcher Cliquen, die ihre
Partialinteressen gegenüber jenen, die für alles schuften
und ackern und nicht selten auch bluten - also mithin gegen die
Gesellschaft - durchsetzen wollen.
Das
akademische Ideal, so vergessen es heute mancherorts scheint, bietet
genügend Raum für all die talentierteren in unseren
Gesellschaften. Doch kann und wird nicht jeder unter ihnen als großer
Geist gelten. Die Intelligenz dieser Leute jedoch sollte hinreichend
sein, um zu erkennen, wann man ihnen „ordentliche“ Arbeit anträgt
und wann man sie für „Interessen“ einzuspannen gedenkt. Und
wie bei Jedem von uns - auf den einfachen Maurer mag es in Form eines
verlockenden Angebots zu einer einträglichen Schwarzarbeit
zukommen - stehen sie dann vor der Wahl: verkaufe ich mich und
verkaufe ich damit die Interessen der Gesellschaft, die letztlich
alles trägt, oder leiste ich Verzicht.
Eine Geißel des Finanzwahn ist letzlich das leider zutreffende
Kalkül, dass sich hier die Mehrheit der jeweils Infragekommenden
(die gleichwohl insgesamt eine winzige Minderheit darstellt) gegen
den Verzicht entscheidet. Ich will hier keine gnostischen
Diskussionen heraufbeschwören - die bringen in der gegenwärtigen
Lage auch niemanden weiter. Aber es wird deutlich, wieso die
Herrschaftsmaxime „Teile und Herrsche“ da immer noch ganz ordentlich
funktioniert. Viel interessanter ist hingegen, wie dieses Kalkül
in die Hirne der medienkonsumierenden Menschen transportiert wurde
und leider noch weiter wird - und dort massivste Vorarbeit leistet
u.a. auch für das, was wir grade erleben.
Inzwischen
hat ja die Suche nach den Schuldigen eingesetzt - diese ist eigentlich kaum sinnvoll. Selbst wenn es gelänge, viele oder etliche zu
identifizieren, morgen könnte es schon wieder so weit sein, weil
flugs andere, keineswegs bessere, die Stelle derer einnehmen, die
diese neue Form der Inquisition aus dem Verkehr zieht. Verzichten wir
auf die Inquisition - nehmen den Erkannten bestenfalls ab, was sie
mit ihrem Treiben ungerechtfertigt eingesackt haben - und geben ihnen
die Chance zur Neuorientierung. Derzeit nimmt da ohnehin nur wieder
einer neuer Bauer den Platz des geopferten Bauern ein. Gefragt ist
vielmehr strukturelle Analyse und strukturelle Verhinderung solcher
Fehlentwicklungen sowie ihrer geistigen Vorausetzungen. Ein Element
der strukturellen Immunisierung von Gesellschaften gegen solche
Machenschaften wäre heute das Brechen der riesigen Medien- und
Kommunikationskartelle. Ein anderes das öffentliche Ausbuhen
solcher Beiträge wie eingangs vorgestellt. Was im Übrigen
auch - dem Internet und seinen Möglichkeiten sei dank - erfolgt,
nämlich in den Leserkommentaren zu solchen Artikeln.
Auch
wenn die Protagonisten alter Schule dies noch nicht richtig ernst
nehmen - dies mag noch das Modell einer bereits begonnenen Zukunft
werden. Menschen werden sich artikulieren - nicht immer fein, nicht
immer geschliffen und keineswegs immer konsensorientiert. Eine
logische Folge wird bleiben und anders sein als je zuvor - kein Autor
wird sich am Tage des jüngsten Gerichtes herausreden können,
er hätte nie und niemals wissen können, was er da tut...
Denn Menschen sagen es ihm - nicht immer fein, nicht immer höflich
- aber eindringlich und mit ihren Worten.
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