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Die Medien und das Böse... PDF Drucken E-Mail
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Geschrieben von Jürgen Scheffler   
Samstag, 1. November 2008

Welche Drogen sie nehmen, ist nicht genau bekannt - aber sie scheinen äußerst wirksam zu sein. Um mal mit meiner Tradition zu brechen, immer nur auf den SPIEGEL einzudreschen, ist diesmal DIE ZEIT an der Reihe. Wer in diesen Tagen den Kommentar hier von Josef Joffe, immerhin einer der Herausgeber dieses Presseschwergewichtes, gelesen hat, kann nur zu der Erkenntnis gelangen: da leben doch tatsächlich mitten unter uns Menschen in einem in sich völlig abgeschlossenen Paralleluniversum. Als wäre dort noch Maggie Tatcher mit ihrer abstrusen Irrsinnslehre, „... there no such thing like society...“ ( so etwas wie eine Gesellschaft gibt es nicht...), auf dem Höhepunkt ihres unseligen Wirkens, predigt Kapitalismus-Papst Josef Joffe da den „Urbi et Orbi“ eines ominösen „demokratischen Kapitalismus“ von seiner ZEIT-Kanzel herab, dass es einem angesichts staatlicher Rettungs-Billionen weltweit schier die Augen verdreht und Ohren kräuselt. Auffallend indes die inhaltliche Nähe des Geschwalls zu Reinhard Mohr vom Spiegel, der es wie kaum ein anderer versteht, Beiträge der unverdächtigen Rubrik Kultur zu Festivals neoliberaler Gehirnwäsche umzufunktionieren, ALLEN politischen Kommentatoren des ZDF, diversen medienpräsenten Professoren und natürlich den meisten Politikern ALLER Parteien mit Ausnahme vielleicht der Linkspartei, sowie - der Konzentration der Medienunternehmen sei dank - geschätzten rund 90% des sonstigen publizierten Pressebestandes in Absurdistan überhaupt.

Dass diese Leute sich dann auch noch - zum Beispiel wenn gerade mal wieder zur regelmäßigen Treibjagd auf den russischen Präsidenten Putin geblasen wird - völlig ohne Skrupel der hier angeblich so fest verankerten „Pressefreiheit“ brüsten, dürfte eines fernen Tages hoffentlich mal als Treppenwitz in die Geschichte eingehen. Eine freie Presse kann immer nur eine unabhängige Presse sein. Davon kann hier - siehe oben - wohl ebensowenig die Rede sein, wie vielleicht in Russland. Hier wie dort erzeugen zwar auf unterschiedliche Weise aber dennoch gleichgeschaltete Medien so nichts anderes, als einen überbordenden Schwall an Gehirnwäsche im Sinne der jeweils Herrschenden.

Nun lassen Sie uns doch den Spieß einfach mal umdrehen. Wenn also russische Medien gleichgeschaltet Propaganda für die Herrschenden verbreiten, in dem Fall also im Sinne der Putinfraktion, die dort eindeutig und wohl aber sehr zum Leidwesen von EXXON et alia das Heft in der Hand hält, könnte sich doch vielleicht eine lange gesuchte Antwort auf eine entscheidende Frage hier finden lassen: Wer wohl mag denn in Absurdistan herrschen? Hierzu wäre nur die hiesige Medienlandschaft etwas eingehender zu studieren. Wenn wir mal den ganzen Schwachsinn von Starkulten, Prommi-Mist und Sportbelanglosigkeiten, sowie völlig überflüssiger Werbung und PR beiseite schieben, landen wir voilá - u.a. bei unserem Josef Joffe und gewiss nicht wenigen seiner Kollegen, welche unermüdlich immer wieder Lanzen für den ins Taumeln geratenen Kapitalismus brechen, als sei diese Herrschaftsform an sich einer ernstzunehmenden Bedrohung ausgesetzt.

Die querschnittliche Analyse offenbart klar: Ganz sicher ist es nicht unsere Politik, wofür hierzulande Propaganda betrieben wird - ein Befund, der durchaus Information über die Relevanz von Politik hierzulande enthält. Propaganda findet lediglich für einzelne Köpfe („Super-Angie“, „Bierdeckel-Merz“, etc. ) sowie isolierte Einzelaktionen („Krieg gegen den Terror...“) statt. Über politische Grundkonzepte und -strukturen indes findet, so sehr man auch sucht, kaum offene Diskussion statt. Lieber diskutiert man über die Bezüge von Ackermännern, als über jene Stellen, wo es wirklich brennt: die völlig maroden Wurzeln unseres Systems. Auch Joffes Geschreibsel durchzieht nicht einmal von Hauch von Zweifel. Vielmehr schmeißt er mit einem Feuerwerk sattsam bekannten Blödsinns aus den vernunftfernsten Winkeln neoliberalen Propagandakitsches um sich. Immer mehr Menschen begreifen in diesen Tagen aber (endlich...) was Kapitalismus in Wahrheit ist: Ungerechtfertigte Bereicherung war schon immer sein einziges Grundprinzip - und genau dies ist es, wofür hier landauf und landab 24 Stunden am Tag Propaganda gemacht wird. Ergo: Dann muss genau dies wohl auch das hier derzeit herrschende Prinzip sein!

Es beginnt bereits mit der Wortschöpfung „Demokratischer Kapitalismus“. Nanu? - Wo ist die Demokratie denn plötzlich abgeblieben? Sie endete (fast grad so wie in der Realität) als Anhängsel des Kapitalismus - wobei jeder weiß, dass Kapitalismus in sich nie und nimmer demokratisch war, ist oder jemals sein könnte. Und weil das so ist, besitzt der Kapitalismus auch keine eigene Überlebensfähigkeit, sondern kann sich immer nur als schmarotzendes Krebsgeschwür auf den Trittbrettern der für ihn ackernden Gesellschaften in die Zukunft tradieren.

Es ist geradezu lachhaft - Joffe unterläuft ein verräterischer Fauxpas, als er sich bei seiner Lobpreisung des Kapitalismus unachtsamerweise auf den „kleinen Krämer“ beruft. Genau diesen „kleinen Krämer“, Herr Joffe, gibt es hier längst nicht mehr. An seiner statt ackern längst Sklaven von Megakonzernen und Franchise-Giganten oft für 5 € die Stunde und weniger als „Schein-Selbstständige“. Erst bis zum Umfallen und dann bis in ihre fast unvermeidliche Insolvenz, um unseren Innenstädten zumindest noch einen Rest-Anschein von Vielfalt zu verleihen... Ist der eine pleite, kommt der nächste, der vielleicht noch etwas Geld aus einem ehedem verdienten Arbeitsleben hinüber gerettet hat. Auch dies ist der „demokratische“ Kapitalismus, den Herr Joffe hier so feiert. Tagtäglich können wir ihn überall beobachten und immer mehr Menschen erleben seine „Segnungen“ längst hautnah am eigenen Leibe... Es braucht also keine Joffes mehr, um uns zu erklären, was da vor sich geht.

Doch weiter - Herr Joffe interpretiert es als „Stärke“ des Kapitalismus, dass der Ölpreis derzeit auf 60 $ und weniger herunter manipuliert wurde, und seligpreist die Zeiten, wo er gar bei 20 $ lag. Wenn man sich dieses Trauerspiel genauer betrachtet, gerät hier eher weniger das Wort „Stärke“ auf die Lippen, als viel mehr die Worte „Betrug“ und „epochale Dummheit“. Und dies gleich in vielerlei Hinsicht, wovon die meisten für uns und die kommenden Generationen - im Gegensatz zum Kapitalismus - lebensentscheidend sein werden.

Beginnen wir mit dem Peinlichsten. Der guten alten Lehre nach - deren Fan zu sein Joffe sicher niemals bestreiten würde - bilden sich Preise auf „freien“ Märkten nach Angebot und Nachfrage und nicht etwa nach politischen Präferenzen oder Missliebigkeiten. Was Joffe hier also so trunken feiert, ist ein ganz offensichtlicher Beweis dafür, wie es um die Freiheit unserer Märkte in Wahrheit bestellt ist. Sie glänzt nämlich in nahezu allem, was uns heute umgibt, durch völlige Abwesenheit. Nebenbei legt das auch offen, warum „freier Markt“ und „Kapitalismus“ keineswegs identisch sein können - denn der Kapitalismus ist (leider) immer noch da.

Und weiter. Wie kann es in Zeiten von „Peakoil“ (Überschreiten der Förderungsgipfels) sowie deutlicher Anzeichen globaler Erwärmung überhaupt möglich sein, dass der Preis des knapper werdenden und von uns überwiegend umweltschädlich verwendeten Gutes Öl von 150$ auf 60$ zurückfällt? Hier gibt es nur zwei Möglichkeiten - und keine davon ist schmeichelhaft, weder für Joffe noch für den Kapitalismus. Entweder raubte man zuvor über einen künstlich hohen Preis von 150$ die eigenen Bevölkerungen aus, oder aber man manipuliert nun ein künstlich niedrigen Preis herbei, um politisch missliebigen Staaten einen Wirtschaftskrieg aufzuzwingen.

Auch wenn das Zweite - zumindest für die Menschen hier - eher harmlos daher zu kommen scheint. Dies ist mindestens so desaströs und idiotisch, wie das allerschärfst gehebelte Verbriefungsderivat im Finanzwesen. Wer mehr wissen will und Englisch kann - mal hier reinschauen. Wohl einer Art Menschenhass verhaftet, wettert Joffe in seiner ZEIT-Kanzel gegen Sozialprogramme - welche in seinen Augen lediglich dazu dienen, das „Böse“ an der Macht zu erhalten. Was denn, Herr Joffe, kann nur falsch daran sein, wenn ein Chavez, statt Milliarden in die Taschen von EXXON et alia zu schaufeln, diese unter der eigenen Bevölkerung verteilt? Richtiger geht es doch kaum noch.

Die Quintessenz das Joffeschen „Demokratischen Kapitalismus“ bleibt doch - Rettungsprogramme für Banken: JA und Rettungsprogramme für Menschen: NEIN. Aber auch Venzuelaner, Russen oder Iraner sind Menschen - dies war (scheinbar wohl aus Versehen...) zwischendurch mal Konsens, sogar in ihrem Kapitalismus, Herr Joffe. Das war einmal. Diese inzwischen weit verbreitete außerordentliche Aggressivität des Kapitalismus ist längst motiviert von panischer Angst. Besonders vor solchen Ländern, die ihren (Rohstoff-)reichtum wenigstens halbwegs ehrlich an ihre Bevölkerungen durch reichen - eben so ganz anders als hier und sonstwo in der „westlichen“ Welt.

DAS ist es, was nach der verqueren Denke von Joffe und seinem Kapitalismus auf gar keinen Fall sein darf. Der Reichtum eines Landes hat gefälligst, abgesehen von EXXON et alia, bei assozialen Einzelsubjekten kumuliert zu werden - DANN ist alles in Ordnung. Weil dieses Land dann nämlich bestens in jenes System passt, was sonst fast überall auf der Welt bereits herrscht. Da spielt es denn auch keine so große Rolle mehr, ob die CIA mal in diesem Land Rauschgiftbaronen unter die Arme greift oder in jenem Menschenhandel oder Umwelt- und sonstige Schweinereien fördert.

Es muss Manchem, der einst mal glaubte, supranationale Einrichtungen wie die UN hätten irgendeinen machtrelevanten Stellenwert, gradezu ins Herz stechen, wie Joffe selbst die UN für seine Propaganda missbraucht. Anscheinend taugt sie ihm plötzlich wieder als Argument. Tatsache indes ist: Erst fallen die USA - ohne jegliches Mandat - dafür aber aufgrund eines inzwischen einwandfrei nachgewiesenen Lügenmärchens in einen souveränen Staat ein und pflügen ihn um. Dann installieren sie dort eine Marionettenregierung, die erst ein Mandat für das Geschehene herbeiführt. Na toll - irrer geht's nicht mehr. Nach Bush's Dokrin von preventiver Kriegsführung gegen ein Phantom könnten wir die UN als politische Instanz ersatzlos einstampfen, Herr Joffe. Die Weltmacht Nr.1 degradierte sie aufgrund des Kriegswahns der durchgeknallten Bush-Administration zur belanglosen Quasselbude.

Doch dies alles verkauft uns Herr Joffe nun als den so unglaublich starken und achso freiheitlichen „Demokratischen Kapitalismus“, ich zitiere, dessen: “...wahrer Reichtum nicht auf Aktienpreisen und schon gar nicht auf Bodenschätzen beruht, sondern auf »Software«: Demokratie, Freiheit, Kreativität und, ja, Kapital...“. Warum dann nur setzt der Kapitalismus Himmel und Hölle in Bewegung, um an genau all das zu gelangen, was seinen Reichtum nach Joffe gar nicht ausmacht? Als die USA in den Irak einfielen, waren weite Teile der Bevölkerung in Europa und ein großer Teil der in den USA gegen diesen Krieg - soviel zur Demokratie. Freiheit kann man hierzulande bei Hartz-Empfängern sowie bei rund 0,8% der US-Bevölkerung (soviel sitzt aufgrund der unhaltbaren sozialen Umstände dort gerade ein...) tagtäglich bewundern. Ein enormes Maß an Kreativität liegt zweifelsfrei den Credit Default Swaps und den eratischen Zuckungen der Aktienmärkte zugrunde, mit denen Millionen von Menschen um ihr Erspartes betrogen wurden.

Herr Joffe zählt (leider muss man sagen...) eben nicht zu jenen Millionen Menschen die bei dieser „marginalen Systemstörung des Kapitalismus“ ihre Altersvorsorge, ihr Heim und ihren Job verloren - und wohl auch nicht zu den Millionen, die in der Welt seines Kapitalismus allerorten noch dazustoßen werden. Aber er scheint rettlungslos befallen von dieser gefährlichen (weil langfristig artbedrohenden...) Krankheit, die sich wie keine in der Menschheitsgeschichte tief in die Hirne der Menschen gefressen hat. Wofür dieser Artikel hier einen erschütternden Beleg abliefert. Was wohl wäre die naheliegendste Konsequenz aus dem dort Erwähnten? In Geldfragen lassen sich vielleicht deswegen so schwer vernünftige Entscheidungen fällen, weil es - auch wenn es manchen überraschen mag - ein Artefakt ist... gemacht von Menschen und zu dem alleinigen Zweck, andere übers Ohr zu hauen.

 

 


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