„Ja
– wie - ist denn schon wieder 1. April?...“ mag sich da manche(r)
fragen, wenn er oder sie am vergangenen Wochenende auf der Website
einiger namhafter Nachrichtenmagazine solche
Scherzartikel zu lesen bekam. Was im provinziellen Kabarett
eventuell noch zu ein paar müden Schenkelklopfern reichen könnte,
gewinnt enorm an Brisanz wenn man berücksichtigt, dass Behörden
diese haarsträubende Gurkenstory um den clownesken Bekkay Harrach
offenbar auch noch ernst nehmen. Man rechnet ihn gar der mittleren
Führungsebene der eher sagenhaften denn realen Al Quaida zu und
spricht gar von einer Bonner Terrorzelle. Die Sehnsucht gewisser
Kreise nach einem realen terroristischen Gegner muss wohl groß sein.
Dann endlich könnte man doch mal wieder so richtig durchgreifen –
so nach dem Muster Reichskristallnacht. Was sich Redakteure bei
Spiegel, Welt und anderen Perlen unseres Medienkartells bei der
Ausschlachtung dieser Posse gedacht haben, entzieht sich unserer
Kenntnis. Allzu viel jedenfalls kann es nicht sein – und daneben
drängt sich der Verdacht des Drogenkonsums auf. Vielleicht wird auf
den Redaktions-Konferenzen ja ein Bundeswehr-Direkt-Import von
unserer fernöstlichen Selbstverteidigungsgrenze gereicht? Nun –
wer weiß das schon. Das Ergebnis indes spricht für sich... Doch
kehren wir zurück zu den wirklich wichtigen Dingen dieser Tage. Wir
stehen unmittelbar vor den „sogenannten Wahlen“ zum deutschen
Bundestag – und so wahr ich hier sitze und schreibe: seit Monaten
wohne ich dem mit Abstand merkwürdigsten Wahlkampf bei, den ich
jemals erlebt habe. Vor allem: Sollten Wahlen nicht dadurch
gekennzeichnet sein, dass es Alternativen gibt, zwischen denen der
Wähler wählen kann? Und das kann man anlässlich dieser Wahl ja nun
wirklich nicht behaupten...
Seit
Monaten posaunen Wahlprognosen den so gut wie sicheren Sieg der vom
Medienkartell eindeutig bevorzugten Koalition Schwarz-Gelb ins Land.
Nach dem eher gemütlichen als überzeugenden TV-Duell vor einer
Wochen nun - wie 2005 – kurz vor der Wahl wieder mal die
Prognosen-Wende.. Dass dies notwendig ist, ist klar – denn welches
Meinungsforschungsinstitut will nachher schon derart krass daneben
gelegen haben? Und auf keinen Fall auch soll ein potentieller
Schwarz-Gelb-Wähler wegen des Eindrucks daheim bleiben, das Rennen
sei schon gelaufen. Auch ansonsten quillt das Medien-Kartell auf
allen Ebenen über vor suggerierender Propaganda für Schwarz-Gelb
und subtiler Demontage der Gegenseite – was die politisch
handlungsunfähige SPD gleich mit einschließt.
Bleiern
liegt über dem Land, dass vollkommen gleichgültig wie der
angebliche Souverän (die Bürger) wählen wird, schon heute klar
ist, wie der nächste Kanzler der Bundesrepublik Deutschland heißen
wird. Angela Merkel. Steinmeiers Getrommel – er wolle Kanzler
werden – macht eher den Eindruck einer Pflichtübung, zumal der
Schein-Kandidat die einzige Konstellation, die überhaupt je ein
Format zu einer anderen Politik entwickeln hätte können, im Verein
mit dem im dritten Frühling befindlichen Müntefering längst
ausschloss. Und so setzte es für den Kämpfer auf verlorenem Posten
denn auch die schallende Ohrfeige – denn die FDP legte sich soeben
auf Schwarz-Gelb fest. Das war's dann für Kanzler-Aspirant
Steinmeier. Und niemand wird wohl behaupten wollen, das sei nun eine
völlig unvorhersehbare Entwicklung...
Wie
schon einmal in der Geschichte Deutschlands liegt das Versagen der
altehrwürdigen Volkspartei SPD in der Bewahrung der Demokratie
deutlich auf dem Tisch und dahinter zieht die bange Frage auf, was
oder wem denn da politisch der Weg geebnet werden soll. Mindestens
genauso muss befremden, dass maßgebliche Medien wie die Welt sich
zwar Gedanken über irgendwelche Würstchen im Kanzler-Verzehr
machen, aber der naheliegenden Frage weiträumig ausweichen, wie der
SPD-Führungs-Kreis zu einer derart krassen Fehleinschätzung ihrer
Lage gelangen konnte. Ihr gesamter Scheinwahlkampf um die
sagenumwobene Ampel ist seit heute rückstandslos den Bach runter.
Da nutzen dann die eilends – vorwiegend zur Beruhigung der eigenen
Basis – ausgegebenen Valium-Pillen „Die FDP wird es schon nicht
so gemeint haben...“ auch nichts mehr.
Politisch
fällt Deutschland damit nach langem Siechtum ein weiteres Stück in
Leichenstarre. Allenfalls ein Wahlausgang, bei dem es für CDU und
SPD nicht einmal mehr zur „großen“ Koaltiion reicht, wäre noch
in der Lage, dem Land wieder politischen Leben einzuhauchen. Wenn
auch höchst unwahrscheinlich – völlig unmöglich wäre dies nicht
einmal, denn gemessen an ihrer Politik wäre es nicht
einmal unverdient, wenn es die CDU/CSU unter 30 und die SPD unter 20 Prozent
beamen würde.
Wie
„sicher“ sich die grauen Eminenzen über den Wahlausgang
tatsächlich sind, kann vielleicht aus dem geschlossen werden, was
sie so an Farbenspielen über ihr Medienkartell absondern lassen: wie
wär's mit Schwarz-Gelb-Grün (Jamaica) oder vielleicht doch lieber
eine Uganda-Koalition? (Schwarz-Rot-Gelb?). Wenn Gottschalk schon eine
Wahlempfehlung abgeben darf, dann darf ich das auch... Leute –
wählt die Linkspartei und streut damit Sand in das Getriebe dieses
Mummenschanz. Diese nämlich ist einerseits groß genug, um ins
Parlament zu kommen und andererseits noch nicht so völlig vom
„System“ absorbiert, wie die anderen Parteien. Die echten
Wahlmöglichkeiten bei dieser Bundestagswahl 2009 scheinen sich auf
diese eine Frage zu reduzieren: Nicht-Wählen, Linkspartei wählen
oder irgendwen aus der Allparteien-Koalition wählen. Das Ergebnis wird –
von ein wenig Kosmetik zur Besänftigung der jeweiligen Klientel mal
abgesehen – sowieso immer das Gleiche bleiben.
Und
das ist traurig – ja es ist sogar eine Frechheit, was unsere
Bilderbuch (fast wäre mir Bilderberg rausgerutscht...) - Demokraten
sich hier wagen, dem Wähler zu präsentieren. Von Politischen
Inhalten – oder gar etwa Konzepten – weit und breit nicht die
geringste Spur. Köpfe statt Inhalte mag ja irgendwann mal eine
brauchbare Wahlkampftaktik gewesen sein – aber Wahlkampf so ganz
ohne Inhalte? Nur hohle Phrasendrescherei unter gradezu panischer
Vermeidung jedweder Formulierung politischer Ziele? Die Geschicke des
Landes werden sich weder um „die Kraft“ noch um das „Mehr und
Anders“ scheren. Dieses bedauerlicherweise nicht neue Phänomen ist
wohl kein Zufall, sondern könnte auch als Indiz dafür herhalten,
dass die auf Großplakaten vorzugsweise abgebildeten Köpfe
vielleicht tatsächlich einen Füllstand aufweisen, der in etwa dem
des verwirrten Bekkay Harach entsprechen dürfte.
Was
ist los in diesem Land, von dem ein weißhaariger Typ von Plakaten
herunter behauptet, es könne mehr? Was meint der da eigentlich genau
mit „mehr“? Noch mehr Hartz? Noch mehr Aprilscherze wie den
obigen? Etwa das ganze Jahr über 1. April (was der Realität
vermutlich näher kommen dürfte...). Politiker müssen Menschen ohne
Anstand sein – denn welcher anständige Mensch würde es fertig
bringen, nach derart krassen Fehlprognosen (und das ist noch die
milde Interpretation...) wie vor nicht einmal einem Jahr sich
überhaupt noch irgendwo blicken zu lassen? Damals verkündeten
Steinbrück und unsere stereotyp gestikulierende Kanzlerin, dass für
unsere hartzgestählte Wirtschaft so gar keinerlei Gefahr bestünde,
in den Sog der Verwerfungen auf den Finanzmärkten zu geraten –
zugleich aber – und das wollen wir nicht vergessen - gaben sie
Milliardenschwere Garantien für die Spareinlagen bei Banken ab!
Teilweise wenigstens lagen sie ja richtig mit ihrer Prognose – denn
zumindest mal den Banker-Boni scheint nichts Ernstzunehmendes
passiert zu sein. Inzwischen trauen sich bereits erste
Finanz-Jongleure schon wieder in die Prime-Time! Ja - wenn das keine
Zeichen sind, die Mut machen...
Mut
ist auch bitter nötig! Und das keineswegs nur bei der entschlossenen
Selbstverteidigung Deutschlands am Hindukusch – nein, auch
Schwarz-Gelb wählen wird langsam zu einem Betätigungsfeld für
Helden. Das hat damit zu tun, dass das Helden-Dasein allgemein von
einer Ambivalenz durchzogen ist. Helden sind nämlich meist solche,
die sich im Namen irgendeiner zweifelhaften Sache übers Ohr hauen
lassen. Die mag diesmal besonders für FDP-Wähler gelten: Nicht
selten sind es politisch unerfahrene Youngster, die der
locker-liberalen Versuchung erliegen, die so guidomobil und nicht
einmal unsympathisch daher kommt. Doch bei aller Sympathie –
Zuhören ist angesagt! Zum Beispiel dann, wenn Frontmann Guido mal
wieder über die ausufernde Staatsverschuldung herzieht und dabei
hinterhältig offen lässt, welchen Teil der aktuellen
Neuverschuldung er da nun genau meint. Etwa jenen zur Rettung der
Banken, oder jenen zur Rettung der Großkonzerne? Oder etwa doch gar
soziale Ausgaben? Das FDP-Wunschbild war immer und bleibt die
Privatisierung des Gesundsheits- und Rentenwesens. Welch ein Segen
das sein wird, lässt sich an den USA sehr gut ahnen. Ungezählte
dort verloren bereits ihre Altersvorsorge – knapp 50 Mio Menschen
sind erst gar nicht krankenversichert.
Mit
seiner Privatisierungsorgie will Westerwelle gleich den Doppelschlag
landen – und altruistisch wie er nun mal ist - den Menschen ein
anderes Versprechen erfüllen, dass auf die scheinbar griffige Formel
hört: mehr Netto vom Brutto. Genau betrachtet eine unvollständige
Aussage – denn er schweigt darüber, von wieviel Netto oder Brutto
er da nun redet. Und das mit gutem Grund – denn aufgrund der total
deformierten Machtverhältnisse auf sämtlichen Märkten - besonders
auf den von Lohn-Abwärtsspiralen geplagten Arbeitsmärkten - ist ja
völlig offen, über wieviel Brutto oder Netto man da eigentlich
redet. Für den übergroßen Anteil der weiterhin artig ackernden
Bevölkerung sind 100% abgabenfreier Lohn nicht wirklich attraktiv –
wenn es sich dann statt um 3.000 € vielleicht nur noch um 1.500 €
dreht, wovon dann auch noch in Westerwelles Vision sämtliche
Gesundheits- und Altersvorsorgekosten zu bestreiten sind.
Gleichwohl,
zumindest die CSU-Hardliner der Union stiegen gleich mal auf die
Steuersenkungs-Versprechen der FDP ein. Wann begreifen Menschen in
diesem Land endlich mal, dass Steuersenkung stets nur einer sehr
kleinen Klientel in unserer Bevölkerung nutzt? Und das verschärft,
wenn man sich vor Augen hält, dass „verschenkte“ Steuern
letztlich in zusätzlicher Ausgabesenkung der öffentlichen Hände
münden müssen. Die Milliarden-Zuschüsse an die Bundesagentur für
Arbeit zum Beispiel, dürften dann nicht mehr so locker sitzen –
was für viele, die sich heute dank Kurzarbeit noch in „Besitz“
eines Arbeitsplatzes wähnen, ein jähes Erwachen zu Folge haben
könnte. Pikant – hatte unsere Wünsch-Dir-Was-Kanzlerin sich vor
nicht allzu langer Zeit wort- und wie immer gestenreich – dafür
stark gemacht, die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung zu senken?
Und das auch noch asymmetrisch zugunsten der Arbeitgeber? Nun -
dieser grandiosen Maßnahme darf angesichts der heutige Lage doch nun
wirklich Augenmaß und Weitblick bescheinigt werden...
Aber
Sie können beruhigt sein, verehrte LeserInnen. Bis zum Abend des
27.09.2009 wird unsere Welt so bleiben, wie wir sie kennen. Was
hingegen ab dem 28.09.2009 sein wird – darüber spricht man eher
weniger gern. Die Hecksee der „Umweltprämie“ (welch eine
Wortwahl...) dürfte die hiesige Autoindustrie bis ins Mark
erschüttern. Weit und breit ist kein wirtschaftliches oder
politisches Betätigungsfeld in Sicht, von dem Linderung kommen
könnte... Mehr Potential für Binnenkonsum? Fehlanzeige. Marktreife
Innovationen? Fehlanzeige. Technologisch fortschrittliche Projekte?
Fehlanzeige. Politische und Gesellschaftliche Reformen? Fehlanzeige.
Umsteuern im Finanzwesen? Fehlanzeige. Aber Geld für Studien ist
offenbar noch da... man soll ja die Kreativität unserer Politiker
auch nicht so behindern, wie z.B. die des Wirtschaftsministers von
und zu Guttenberg – der sich für horrendes Geld gleich komplette
Gesetzentwürfe von irgendwelchen Interessen verhafteten Klitschen
statt von dem Gemeinwohl verpflichteten Beamten schreiben lässt –
um sie dann gleich danach in den Papierkorb zu schmeißen.
Wenn
auch uneingestanden – offenbar herrscht Ratlosigkeit. Wie ein Blick
in diesen
Artikel beklemmend deutlich macht. Nichts genaues weiß man nicht
– aber wir wissen, dass z.B. Ackermann seine 25%
Eigenkapital-Rendite weiter für ein vernünftiges Ziel hält. Tja –
so ist er eben, der Ackermann! Hier mal ein paar interessante
Grafiken, die doch nachdenklich machen sollten. Als erstes sehen wir
die Relationen der Commerzbank / Dresdner Bank. Wie zu sehen, machen
sämtliche Aktiva der Bank nicht einmal mehr ein Sechstel des
Volumens an Derivat-Geschäften aus, in welche die Commerzbank
verwickelt ist. Und sie würden nicht glauben, was heutzutage alles
aktviert wird... Zum Beispiel auch ihre Spareinlagen und
Konto-Guthaben. Über das Eigenkapital der Bank brauchen wir
angesichts seiner Vernachlässigbarkeit erst gar nicht mehr zu reden.
Wenn
da den Einen oder Anderen schon eine gewisse Genugtuung beschleichen
sollte, Kunde einer anderen Bank zu sein, dann haben wir noch einen
für Sie – und wir kehren damit denn auch gleich zu Ackermann
zurück. Denn die vergleichbare Grafik schaut für die Deutsche Bank
- der Ackermann ja so überaus erfolgreich vorsteht - folgendermaßen
aus:
Nun
wird Ihnen vielleicht klarer, warum wir Bad-Banks brauchen – oder?
Naja – es gibt zwar nicht wenige, die sind zwar schon länger der
Ansicht, wir hätten sie längst. Was aber noch viel wichtiger ist –
erinnern Sie sich anhand dieser doch recht harmlos daherkommenden
Bällchen mal an das, was uns so zur Bad-Bank-Konstruktion
erzählt wird. Man lädt also „giftige“ Derivat-Papiere bei einer
solchen Badbank ab, womit sie samt ihrer Risiken aus den Bilanzen der
Institute verschwinden. Doch WAS ist mit den Zinsen, die die Bank
zuvor dafür kassiert hat? Na? Macht es klick bei Ihnen? Denn die
Zinsen sind ja immer noch bei der Bank – und dank Bad-Bank völlig
gegenleistungslos. Jetzt sollte die Bedeutung der Luft-Papiere doch
erkennbar werden und nebenbei dem Wort „Bankraub“ eine völlig
neue Bedeutung geben. Zuerst nämlich plündert man die Trottel, die
sich den wertlosen Schamott als Kapitalanlage aufschwatzen lassen –
und dann über die Zinsen die wirtschaftlichen Aktuere, die sich auf
diese windige Finanzierungsform einließen (wie z.B. viele deutsche
Kommunen über Cross-Border-Leasing – ebenfalls als Public Private
Partnership zeitweise heftigst beworben durch Frau Dr. Merkel...).
Banken könnten so im Moment Derivate auf den Flug zum Alpha-Centauri
finanzieren – denn für sie GIBT es kein Risiko mehr. Was immer ins
Schlingern gerät (d.h. Mit den Zins- und Tilgungszahlungen nicht
nachkommt... der Rest spielt keine Rolle ) wird einfach zur Badbank
abgeschoben.
Schlaumeier
mögen nun einwenden: Moment – da ist ja immerhin noch das
verliehene Kapital, welches die Bank abschreiben müsste. Richtig –
theoretisch ja – Aber was eigentlich tun Banken genau? Geht der
Ackermann etwa hin und spendiert da Geld von seinem üppigen
Einkommen? Mitnichten – die Bank sammelt „Investoren“ ein und
führt deren Geld (und nicht etwa das eigene...) den Projekten zu.
Träger des Ausfallrisikos ist also bei realwirtschaftlichen
Projekten letztlich nicht die Bank, sondern stets der Investor!
Anders bei Derivaten – so eine Art, Wetten, dass... für Betuchte.
Hier bleibt die herausgebende Bank selbst involviert. Und nun machen
die riesigen grünen Bälle oben sehr schön deutlich, worum es hier
eigentlich geht. Wir stehen vor nicht mehr und nicht weniger, als dem
klaren Befund, dass das Konzept der Geldschöpfung durch private
Banken vollständig und allumfassend gescheitert ist. Und wenn sie
nun noch mal kurz darüber nachdenken, wer für Badbanks grade steht
– sollte Ihnen klar werden, bei wem Ackermann und Co. die längst
verfrühstückten Unsummen einzusammeln gedenken. „Ja – aber es
könnte ja wieder aufwärts gehen mit der Wirtschaft – und dann in
ein paar Jahren sollen diese Schrottpapiere ja wieder etwas wert
sein.“ So lautet zumindest die Beruhigungspille, die man besorgten
Bürgern auftischt. Doch überlegen Sie mal selbst: Wie bloß könnten
solche Derivate (ohne jeglichen realwirtschaftlichen Kern) – also
etwas, was heute schon nicht im Geringsten durch irgendeinen Wert
gedeckt ist, in einer ungenannten Anzahl von Jahren je einmal etwas
wert sein? Wo doch jeder weiß, dass das Zinseszins-System
unausweichlich auf exakt das Gegenteil hinausläuft.
Über
diese marode, ja man kann fast sagen, kriminelle Grundlage useres
hochgepriesenen Kapitalismus werden Sie in den Organen des
Medienkartells wenig – auf den Guerilla-Seitem im Web indes umso
mehr finden. Und der Vorwurf ist mit dem berühmten Josephs-Cent
schnell beschrieben. Stellen Sie sich vor, der gute Joseph hätte im
Jahre 0 für Sohnemann ein Sparkonto zu lumpigen 5% eingerichtet und
genau 1 Cent darauf eingezahlt, und weder er noch seine Nachfahren
hätten jemals etwas davon abgehoben. Bereits 1470 würde dieses
Konto einen Wert aufweisen, der dem Gesamtgewicht des Planeten Erde
in purem Gold entspräche. Heute, 2009, wären es nicht weniger als
10 hoch 11 – also 100 Milliarden - solcher Goldkugeln. Man kann
sich nicht einmal wirklich sicher sein, ob das Universum überhaupt
soviel Masse enthält – geschweige denn das extrem seltene Element
Gold!
Was
ist das? Hat das auch nur irgendetwas mit Vernunft, mit Recht oder
gar mit Leben zu tun? Nein – ganz offensichtlich nicht. Denn Leben
ist sowohl ressourcenabhänigig wie auch vergänglich. Wer aber ein
Besitzrecht auf dieser vollkommen unbrauchbaren Basis aufstellt und
erhalten will, der will schlicht und einfach nur Eines: Alles – und
zwar ohne Ausnahme Alles. Und das sollte nun die Beurteilung von
Figuren schon deutlich erleichtern, die gar Verzinsungen von 25%
anpeilen. Aus den Goldträumen kann also definitiv nichts werden –
und wir sind gerade abermals dabei, dies zu erfahren.
Man
sollte unsere Eliten darin stoppen, Badbanks einzurichten, nur um
zwielichtige Institutionen über Wasser zu halten. Wozu eigentlich
brauchen wir heute überhaupt noch Banken? Große Teile des heutigen
Güter- und Leistungsaustausches werden längst geldlos abgewickelt.
Welchen Sinn machen da Banken eigentlich noch? Die Transaktionen und
das bisschen Zahlenschubserei könnte jeder Heim-PC heute im
Energiesparmodus bewältigen. Wozu also noch Banken? Und vor allem:
wozu ausgerechnet diesen Milliarden hinterher werfen? Milliarden, die
überall fehlen werden – in der Realwirtschaft, im Sozialwesen, in
der Bildung, in der Forschung, in der Katastrophenvorsorge...
Geldschöpfen
könnte auch der Staat (und das dann sogar halbwegs legitim...) und
der reale Waren- und Leistungsaustausch findet seit jeher in der
Realwirtschaft statt. Es ist doch kein Verlust für uns Menschen,
wenn es keine schwachsinnigen Übernahmen finanziert durch absurde
Kapitalmengen mit vollkommen leistungsloser Gewinnerwartung mehr
geben würde. Im Gegenteil – Unternehmen müssten nicht mehr
ständig auf ihre Absicherung gegen Übernahmen schielen, sondern
könnten sich wieder ganz auf gute Umsätze und Erträge in ihrem
originären Betätigungsfeld konzentrieren. Die Wertschöpfungskette
würde sich nachhaltig verändern, wenn man all die Blutsauger der
Kapitalhydra endlich abgeschüttelt hätte. Und dazu waren die
Bedingungen selten geeigneter im Moment. Ohne rechtliche und
staatliche Hilfen nämlich wäre so ziemlich jede Großbank auf der
Stelle pleite. Eben: Pech gehabt... Herr Ackermann. Kein Grund zum
Jammern, passiert Millonen arbeitender Menschen auch ständig...
Hiermit
erreichen wir ein Gebiet, dass das Leben des Menschen in den
arbeitsteiligen Gesellschaften von heute prägt wie kein Anderes. Die
Lust .. oder besser der Frust... mit der Lohnarbeit als Lebensmodell
in einem ungedämpften Raubtierkapitalismus. Erinnern wir uns kurz
der fürwahr „sozialdemokratischen“ Aussage Münteferings: Nur,
wer arbeitet, soll auch Essen... Toll! Was nun aber, wenn auf Teufel
komm raus kein vernünftiger Arbeitsplatz zu ergattern ist? Dies wird
mit fortschreitender Rationalisierung unserer Wirtschaftsprozesse
absolut vorhersehbar eher die Regel als die Ausnahme werden. All
diese Menschen – inmitten der reichsten Welt die es je gab - etwa
verhungern lassen? Man kann ja dieser Ansicht sein – aber: welche
normale Mensch wäre wohl so blöde, solche Leute in politische Ämter
zu wählen?
Dieses
Szenario darf also gar nicht erst erkannt werden. Und hierfür hat
man natürlich hochrangige Stäbe, die sich um genau diese Aufgabe
kümmern. Unseren Arbeitsminister zum Beispiel. Nun – dieser
Arbeitsminister jedenfalls ist u.a. für die Statistik zur
Arbeitslosigkeit verantwortlich. Dies ist nun eine wundervolle
Statistik – für die Politker versteht sich, nicht etwa für die
wachsende Schar jener, die in unserer Gesellschaft gleich ganz ohne
Arbeit da stehen. Denn an ihr lässt sich der Erfolg des Regierens ja
so wundervoll messen und demonstrieren – vorausgesetzt, man hat sie
ausreichend verfälscht. Vorfahrt für Arbeit tönte unsere
Kanzlerette noch im Kandidatenstatus Anno 2005 – und in der Tat,
heute ist die Arbeit derart schnell unterwegs, dass offenbar immer
mehr Menschen gar nichts mehr davon abgekommen (wie auch von dem
vielen Geld was in den grünen Blasen oben steckt..) Das kann man
Leuten, von denen man gewählt werden möchte, natürlich so nicht
sagen. Und so erfand man eben einen Kapitalismus, in dem zwar die
Reichsten im Zeitraffer-Tempo immer noch reicher werden, zugleich
aber die Arbeitslosigkeit permanent und ohne jegliche Bindung an
irgendeine Rest-Realtiät erfolgreich bekämpft wird. Leider nur eine
Fata Morgana wie das nächste Bild zeigt:
Tja
– und vergessen Sie bitte nicht. Das sind noch die Zahlen VOR der
Wahl... phantasiebegabte Leser können sich vielleicht ausmalen, wie
die erst NACH der Wahl aussehen und wohin sich das ganze Drama noch
entwickeln könnte. Hier
ein kleiner Vorgeschmack auf das was da kommen dürfte. Trotz
Ausgrenzung von Millionen von Langzeitarbeitslosen ins Hartz4-Ghetto
– der BA reicht das Geld nicht einmal für die Finanzierung von
„erstklassigen“ Arbeitslosen und Kurzarbeitern, und die
Signal-Vokabel Leistungseinschnitte beginnt ein unangenehm
prophetisches Licht auf den Slogan „Heute wir – Morgen ihr“
werfen, den Montagsdemonstranten schon vor fünf Jahren ihren
teilweise verständnislosen Zusehern zu riefen.
Über
die längst überfällige Neuverteilung von Arbeit indes macht sich
niemand Gedanken – statt dessen macht man lieber Milliarden um
Milliarden locker, um so derart hirnrissige sozial angestrichene
Programme wie Vermittlungsgutscheine und Lohnsubventionen aufrecht zu
erhalten, bei denen nur ein einziges Kriterium für unsere Politiker
entscheidend ist: Geld fließt vor allem immer dann reichlich, wenn
Menschen aus der Arbeitslosenstatistik verschwinden. Und wenn es denn
fließt, dann niemals zu denen, die es brauchen könnten – sondern
zu irgendwelchen windigen Mitnahme-Konstrukten. Vielleicht sollte man
es mal mit Kopfgeldjagd auf Arbeitslose probieren? Käme billiger und
wäre im Sinne von nachhaltigem Wirtschaften doch wesentlich
effizienter. Oder - wie wär's denn mit einer fürchterlichen
Pandemie? Die Schweinegrippe lässt grüßen. Milliarden wurden hier
der Pharma bereits hinterher geschmissen – und schon geht die
Zankerei los, ob die Kassen nun erneut diese überflüssige
Massen-Impfung bezahlen oder ob man die Menschen gleich selbst zur
Kasse bittet.
An
dieser Stelle will ich meinen Wahlausblick hier beenden – ganze
Bücher ließen sich nur allein mit den Misständen füllen. Für uns
alle kann ich nur hoffen, dass unseren Wählern bei all der
Absurdität des uns gebotenen Theaters das Gefühl für das wirkliche
Wichtige nicht abhanden kommt. Diese Wahl ist weit mehr eine
Schicksalswahl als die meisten Vorangegangenen – und echte
politische Alternativen sind praktisch kaum in Sicht. Dennoch -
machen Sie den Mächtigen einen Strich durch ihre Rechnung und
entziehen ihnen die Legitimation für ihr schäbiges Spiel. So –
und nur so - eröffnet sich eine Chance auf Erneuerung... So
verständlich der Wunsch vieler ist, die „alten“ Zustände wieder
herbei zu zaubern: unter den gegenwärtigen Verteilungs-Bedingungen
bleibt die entegegengesetze Richtung unbeirrbar vorgegeben und außer
der Linkspartei sowie einigen Mini-Parteien lässt keine Partei einen
Willen zum politisches Umsteuern erkennen, der über fadenscheinige
Lippenbekenntnisse hinausginge.
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