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Der Erfolg von Kopenhagen PDF Drucken E-Mail
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Geschrieben von Jürgen Scheffler   
Montag, 21. Dezember 2009

Kopenhagen am Wochenende um den 4. Advent 2009. Der neben den Unruhen im Umfeld der Veranstaltung zentrale GAU auf der dortigen Weltjahresklimakonferenz liegt klar auf den Verhandlungstischen. Am erbitterten Widerstand etlicher Staaten scheitert der zuvor zwischen Mächtigen ausgekungelte Kompromiss. Zwar konnte der völlig ergebnislose Abbruch der Konferenz mit Mühe noch umschifft werden, jedoch wird das sortenrein kosmetische Schlusskommunique an dem Scheitern nichts ändern. Das mehr als dürftige Übereinkommen, etwas zur "Kenntnis genommen zu haben" worüber man sich zuvor tagelang in der Haaren lag, lässt sich als alles Mögliche werten, nur nicht als Erfolg oder auch nur als Rechtfertigung für den gigantischen Aufwand. Doch nicht einmal per Bestechung - visionäre Milliarden-Hilfen waren in Aussicht gestellt worden - ließ die Widerstandsfront gegen den verordneten "Konsens" sich aufbrechen.

Doch - worum ging es eigentlich in Kopenhagen? Streng formuliert könnte man sagen: es ging um Umweltschutz in seiner kapitalistischen Interpretation. Was in etwa das Gleiche ist, als würde der Leibhaftige persönlich aus der Bibel vortragen… Alles Hochjubeln "unserer" Klimakanzlerin durch Spiegel & Co konnte an einem Umstand allerdings nicht das Allergeringste ändern: In der Logik des Kapitalismus finden Entitäten wie Menschen, Tiere, Umwelt und Lebensbedingungen schlicht nicht statt. Dort gibt es nur mausetote Zahlen über abstruse Mengen an lausigem Papier und gewillkürte Phantasiewerte. "Money makes the world go round…" blickt auch im 21. Jahrhundert noch immer auf einen erschreckend hohen Verinnerlichungsgrad vor allem in westlichen Gesellschaften. Doch Geld allein - welches man uns unablässig als Sinn, Ziel und Zweck des Lebens ins Hirn hämmert - wird nichts nutzen. Es leistet nichts; weder arbeitet es noch kann es sich vermehren - und erst recht nicht steht es in irgendeiner Beziehung zu irgendwelchen natürlichen Prozessen, die Drehbewegung unseres Planeten eingeschlossen.

Auch dies eine, wenn nicht gar die entscheidende, Botschaft aus Kopenhagen - wenn auch sonst die Interessenlage der Kontrahenten unterschiedlicher nicht sein könnte. Die Interessen "unserer" Hemisphäre dürfte klar sein, bzw. werden wir das im Fortgang noch verdeutlichen. Denen diametral entgegen stehen die einer Gruppe kleiner Staaten, in denen man existenzieller Bedrohung inzwischen bereits recht konkret ins Auge blickt. Dass ein solcher "Weckruf" deren Motivation nicht gerade hebt, sich der bloßen Fortsetzung ritualisierter Stillstände anzuschließen, ist nachvollziehbar. Gleich ob und wieviel Milliarden man ihnen anbietet - dies wird ihnen wenig nutzen. Was sie wollen und brauchen, sind entweder wirkungsvolle Schritte gegen jene Entwicklungen, von denen sie ihre Territorien und die Menschen darin bedroht sehen. Oder - wenn schon nichts auszurichten ist, zumindest humanitäre Grandesse. Beispielsweise in Form verbindlicher Aufnahme-Regeln für potentielle Klima-Flüchtlinge. Doch davon keine Spur auf dem Gipfel.

Eine andere Gruppe um China und Indien könnte man als "Aufholer-Staaten" verorten. Eine Kapitalschwemme aus den reichen Industrienationen nach der anderen brandete dort über Kultur, Wirtschaft und Bevölkerungen hinweg und hinterließen ein Erwartungsklima, nach dem auch dort bald breite Bevölkerungskreise in den Genuss eines so "schönen" Lebens wie in den leuchtenden westlichen Vorbildern kommen würden. Auch wenn derzeit vielleicht kaum jemandem dort klar ist, dass dem keineswegs so sein wird - oder genauer: niemals so sein kann - so ist sich diese Gruppe zumindest darüber im Klaren, dass ein "neuer" Ökologie-Kapitalismus ihre hoch gesteckten Ambitionen weitgehend beerdigen dürfte. Und so mag man sich unter Hinweis darauf, dass sämtliche der heute reichen Länder sich in ihrer Entwicklung jeweils auch Phasen ungehemmten Wachstums gönnten, der neuen Beschränkung in keiner Weise unterwerfen. Nicht schön aber verständlich - und eigentlich war schon vor dem Gipfel so gut wie klar: spätestens hieran wird er auf jeden Fall scheitern.

Und gibt es da noch eine Gruppe, angeführt vor allem von lateinamerikanischen Staaten. Diese haben bereits seit längerer Zeit damit begonnen, sich dem Drehbuch des Finanzkapitals für eine hegemoniegesteuerte Globalisierung zu widersetzen. Nach Jahrzehnten der Ausbeutung als Bauernopfer auf dem Schachbrett des Finanzkapitals gärt es in diesen Ländern inzwischen so sehr, dass nicht einmal der CIA die Lage dort noch im Griff hat. Von hier kommen nicht nur alternative Ansätze für die Bewirtschaftung der Welt, sondern der Kontinent stellt mit Brasilien auch den einzigen großen Staat, dem ein halbwegs konsequenter Gegenkurs zur herannahenden ökologischen Katastrophe bescheinigt werden kann. Wie sehr man Südamerika heute in der westlichen Wirtschaftspresse auch "niederzuschreiben" versucht, der Verbund hat genügend Unabhängigkeit und zunehmenden Einfluss auf viele andere ebenfalls arme Staaten, um das geschickt getarnte "Weiter wie bisher…" der reichen Länder empfindlich zu stören.

Dieser Mixtur standen die ehemaligen "G8" – ganz an das glanzvolle Taktieren mit Almosen gewohnt - auf dieser Konferenz gradezu beschämend hilflos gegenüber und das ist auch eigentlich, was nun als wahres Ergebnis der Konferenz auf dem Tisch liegt. Ungezählte Krokodilstränen sind bereits vergossen und kaum ein Kommentar, der sich nicht in Trauer-Bekundungen über den Verlust dieser angeblich "so großen Chance" ergeht. Seien Sie unbesorgt und genießen Sie die anstehenden Feiertage - denn so groß ist dieser Verlust in Wahrheit nun auch wieder nicht. Warum nicht? Nun - das was da in Kopenhagen auf dem Spiel stand, hat für das Verhindern der ökologischen Katastrophe in etwa soviel Nutzen, wie eine Tortenschlacht für einen Diabetiker. Ok- die Sahne ist gut für die Haut, aber das wars denn auch schon. Wenn jemand überhaupt etwas vermissen wird, so werden dies vor allem die grünen Bewegungen in den saturierten Staaten sein, denen man plötzlich ihre Beruhigungspillen weg genommen hat. Es bleibt dabei, der Kapitalismus ist unfähig zu einem vernünftigen Umgang mit Entitäten, die außerhalb seiner eigenen höchst begrenzten Logik liegen. Dem verdanken wir, wo wir heute stehen - und dem wird auch zu verdanken sein, wo wir morgen ankommen. Die Ursache all dessen ist die grundlegend untaugliche Weltsicht des Kapitalismus – der eigentlich ja eine als „Form des Wirtschaftens“ getarnte Herrschaftsform darstellt.

Aus Sicht dieser in Wahrheit "irrealen" Geldwelt aber ist Alles und Jedes auf Erden erstens wohlfeil, zweitens beliebig teil- oder vermehrbar und drittens ist es irgendjemandes "Eigentum". Doch unsere Lebensbedinungen sind so gar nichts von alledem. Sie gehören niemandem - vielmehr stellen sie eine ultimative Grenze auf, mit deren Überschreiten wir beginnen, unaufhaltsam an dem Ast zu sägen, auf dem wir alle sitzen. Das ist weder neu noch logisch besonders schwierig herzuleiten - jeder Mensch sollte das so langsam begriffen haben. Die Schwierigkeit liegt allein darin, dass uns diese Grenze, wenn überhaupt, dann bestenfalls in schemenhaften Konturen bekannt ist. Und mithin gibt zahllose Ansichten darüber, ob wir sie bereits überschritten haben, uns auf sie zu oder von ihr weg bewegen.

Wenn erst in chemikalienverseuchten Gewässern eine übelriechende Brühe widerlicher Farbe vor sich hin schwabbert und Fische bauchoben darin treiben, dürfte selbst den meisten Kapital-Junkies dämmern, dass da was mächtig schief gelaufen sein muss. Gleichwohl wird es selbst dann immer noch "Pragmatiker" geben, die argumentieren: "Wo ist denn das Problem? Bei mir kommt das Wasser aus der Leitung… " und dies bis auf den Tag genau solange, bis dann schlussendlich diese Brühe auch aus den heimischen Wasserhähnen quillt. Sicher ist: es lässt vortrefflich um all das Unzählige streiten, was wir mit unseren Sinnen nicht unmittelbar erfassen oder am eigenen Leibe erfahren können. Genau so sicher bleibt: Treten solche Prozesse erst in das Stadium unmittelbarer Anschauung ein, dann wird es vor allem Eines sein: nämlich ZU SPÄT.

Seit dem "Club of Rome" die in der Folge anwachsenden Umweltbewegungen die kapitalistische Traumzeit von grenzenlosem Wachstum mit zunehmender Wucht zu stören begannen, wuchs der Handlungsdruck auf die Politik als "Hüter der Ordnung" aka "Hüter des Kapitalismus" fortwährend. So hat man sich weltweit darauf verständigt, dass wir also auf eine Klima-Katastrophe zuschliddern: Globale Erwärmung! Das Abschmelzen der Gletscher und Polkappen untermauert diese Diagnose auch recht eindrucksvoll - und ich will das hier keineswegs verharmlosen. Nach Jahrzehnten erbitterten wissenschaftlichen Disputs darüber, ob der Mensch samt seiner Lebensweise nun dazu beiträgt oder nicht, machte sich so langsam die Auffassung breit, dass man das wohl nicht wirklich dauerhaft abstreiten können wird. Eigentlich wäre dies zu begrüßen - wenn nicht, ja wenn man nicht das Heil ausgerechnet im verursachenden Faktor all dieser Probleme suchen würde. So nimmt es auch nicht Wunder, dass es bis heute immer noch Etliche gibt, die erstens das Phänomen als solches und zweitens die Urheberschaft des Menschens daran bestreiten.

Eine wahrhaft gespenstische Haltung. Ohne jeden Zweifel wird die heutige Lebensweise des Menschen, der diesen Planeten innerhalb kürzester Zeit veränderte wie kein Lebewesen vor ihm, einen enormen - wenn nicht gar den ausschlaggebenden - Betrag dazu liefern. Nichts unterstreicht das besser, als manche ernsthaft wissenschaftlich erwogene Technokraten-Phantasie, man könne der unvorteilhafen Entwicklung durch Manipulation der Atmosphäre oder gar Düngung der Meere in globalem Maßstab beikommen. Die Frage, wie man so etwas nur "glauben" kann - wo noch nicht einmal hinreichend klar ist, worin genau man da nun eigentlich genau wie eingreift (gilt im Übrigen auch für gentechnische Massenanwendung…) - verhallt dabei umso unerhöhrter, je ausgeprägter irgendwelche Umsätze für irgendwelche Mega-Konzerne winken. Denn allein und ausschließlich das Letztere ist, was die Blut-Hirn-Schranke zur Logik des Kapitalismus überhaupt zu durchdringen vermag.

Wieso aber - mag mancher sich fragen - finden unsere modernen demokratischen Gesellschaften keine besseren Lösungen? Nun - die saturierten westlichen Gesellschaften haben sich an ein geistiges Artefakt gewöhnt - welches angewendet auf den Umgang mit Lebensgrundlagen mindestens so unnatürlich ist, wie das Geld selbst, aus dem es geboren wurde: den Kompromiss oder Konsens. Um deutlich zu machen, was falsch damit ist, wiederhole ich: Aus Sicht der "irrealen" Geldwelt ist Alles und Jedes auf Erden erstens wohlfeil, zweitens beliebig teil- oder vermehrbar und drittens ist es irgendjemandes "Eigentum". An dieses Modell - so will ich es mal nennen - sind wir deswegen so gewöhnt, weil es seit vielen Generationen den Alltag der Menschen unserer Überflussgesellschaften bestimmt hat. Mit der voranschreitenden globalen Ausbreitung des Modells indes potenziert sich auch die Wahrscheinlichkeit, dass es uns eines Tages noch mal das Genick brechen wird. Denn - vor allem mit Blick auf Lebensgrundlagen - ist und bleibt dieses Modell eben grundlegend falsch.

Lebensgrundlagen sind nicht teilbar. Aber man sie anderen streitig machen. Gelegentlich führt uns die Natur das als Kampf um "The Survival of the Fittest…" vor. Unbeachtet der Frage, welche sinnvollen Erkenntnisse für menschliches Zusammenleben sich aus der Artenkonkurrenz überhaupt gewinnen lassen: bei diesem so gern bemühten Bild wird gewohnheitsmäßig Eines völlig unterschlagen: weder zerstört eine Art die Lebensgrundlage der Anderen noch wird sich mehr genommen, als das, was der Lebensgrundlage des Nehmenden entspricht. Dieser evolutionären Logik verdankt nicht zuletzt der Mensch, dass er sich überhaupt entwickeln konnte. Vor Jahrmillionen hätten die Dinosaurier es vermutlich locker fertig bringen können, der Artenkonkurrenz zu ihren kurzfristigem Nutzen ein Ende zu bereiten - und dann? Heute steht fest: gottseidank sah dies ihr biologisches Programm nicht vor und offenbar waren sie dann letztlich wohl auch doch nicht so überlebensfähig, wie es seinerzeit für die Kleinigkeit von über 150 Mio Jahre schien.

Lebensgrundlagen kann man weder "verhandeln" noch "handeln" - jedes Lebewesen (bei bundesdeutschen Wählern bin ich mir da allerdings nicht so ganz sicher…) wird versuchen, sich gegen deren dauerhafte Beeinträchtigung zur Wehr zu setzen. Gerne vergessen aber trotzdem universell gültig und auch in der Natur abgebildet: Sind die Lebensgrundlagen des einen Akteurs gesichert, ist es vollkommen sinnlos und zweckfrei, sie noch weiter zu auszubauen. Die Natur geht da sogar noch weiter: jede Art, die "zu erfolgreich" war, muss sich in der Vergangenheit ganz offensichtlich ihr eigenes Grab geschaufelt haben - denn zumindest die älteren unter uns wissen noch von einer faszinierenden Artenvielfalt des Lebens auf diesem Planeten. Doch noch bevor diese - aus Sicht des Kapitalismus höchst subversive - Erkenntnis zum Allgemeingut werden konnte, trat dieser sozusagen die Flucht nach vorne an und besann sich flugs auf die zuvor von ihm selbst "vergessenen" Regionen. Inzwischen sind die Chinesen und Inder um Längen "bessere Kapitalisten" als wir… weil sie nämlich noch an seine Verlockungen glauben - und nebenbei - zusammen über 30% der Menschheit ausmachen.

Wenn nun in Kopenhagen Vertreter u.a von den Malediven oder aus Tuvalu für Krawall sorgen, dann tun diese Leute das nicht, weil sie blöd, böse oder egomansich sind, sondern weil ihnen das Wasser so langsam die Beine hochkriecht. Und nun schaue man sich für einen Moment das epochale Kompromiss-Papier der Mächtigen (an dem unsere "Klima-Kanzlerin" ja so glanzvoll mitwirkte…) mal aus deren Perspektive an. Dann sieht man, dass, außer Geschwafel und Politur für den Heiligenschein irgendwelcher Politiker das Ganze kaum irgendetwas enthalten ist, was auch nur entfernt in den Verdacht von Wirksamkeit geraten könnte. Dies allein deswegen schon nicht, weil es keinen verlässlich belastbaren Zusammenhang zwischen Grad Celsius Temperatur-Anstieg und CO2-Ausstoß gibt. Dabei ist es schon - ich will es mal "geschickt" nennen - wenn man Klimaziele als "Begrenzung des Temperaturanstiegs" formuliert - denn so ist vor allem Eines sichergestellt: hinreichender Abstand zur irgendwelchen von realer Wirkung begleiteten Eingriffen.

Dabei spricht das Ausmaß des CO2-Hype an sich schon Bände. Dieser Hype wird doch vor allem deswegen so "entschlossen" voran getrieben, weil er hinter den Kulissen inzwischen längst zu einer Art Fluchtburg für den Kapitalismus umfunktioniert wurde. Schließlich man gedenkt ja, weltweit CO2-Steuern sowie einen schwunghaften Handel mit "Emissions-Rechten" einzuführen. Wie aber zur Hölle soll man sich ein solches "Recht auf Emission" überhaupt vorstellen? Kein Wunder, dass den "Aufholer-Staaten" da Einiges aufstößt: will sich der Westen hier etwa in den alleinigen Genuss der "Gratis-Verschmutzungsrechte" des letzten Jahrhunderts bringen? Und ausgerechnet jene, die seinerzeit immer hintenan standen, sollen davon nicht mehr "profitieren" dürfen? Ich denke, die inhärenten Defizite dieses Ansatzes in Hinblick auf Verteilungsgerechtigkeit liegen überdeutlich auf der Hand.

Auch aus Sicht des Umweltschutzes selbst bröselt die Logik seiner kapitalistischen Interpretation bei näherem Hingucken schnell - denn: was ändert schon Geld in Form gezahlter Steuern an weiter erfolgenden Schadstoffeinträgen? Die Schadstoffe selbst wird dies wenig jucken - und solange die Konkurrenz es auch nicht schadstoffärmer hinbekommt oder vielleicht auch nicht hinbekommen will (siehe Autoindustrie…), tut sich erst einmal überhaupt gar nichts. Und in heutigen Zeiten wo Märkte von großen globalen Playern beherrscht werden, ist doch massiv davon auszugehen, dass hier eine Krähe der andern so schnell kein Auge aushacken wird. Naja - und von allem was da immer auch in Staatskassen landen mag, kann man sich schließlich etliches über das bestens bewährte Lobbyisten-geschmierte Subventions-Karussell zurück holen.

Die hinter dem Emissionshandel "angeblich" stehende Idee selbst wirkt indes auch nicht sonderlich überzeugend: es bedürfe eben solcher "Anreize" für umweltkonformes Handeln. Also sorry - sind wir Menschen inzwischen derart degeneriert, dass wir jetzt schon "Anreize" für unser Überleben brauchen? Und dann noch derart miese? Würde heute nicht jeder zweite Autokäufer längst zum Elektro-Auto gegriffen haben, wenn solche denn am Markt präsent wären? Haben Ende der 80er nicht Käufer bereits saftige Aufschläge hingenommen - nur, um ein Fahrzeug mit Katalysator zu erwerben? Wir Menschen bedürfen solcher "Anreize" im Allgemeinen nicht - alles was wir brauchen, wäre vernünftige und vor allem realitätskonforme Information. Aber genau dies enthält man uns zunehmend vor - eben weil dies permanent mit den Interessen des Massenabsatzes bei Großkonzernen kollidiert. Vernunftwidrigerweise ist man heute in vielen Bereichen förmlich "gezwungen" sich für das umweltschädlichere (oder auch sozial-schädlichere…) Produkt zu entscheiden - schlicht, weil das Geld für Anderes nicht ausreicht. Aber da wird dann mit der Zeit im Gegensatz zu den verhätschelten Konzernen voll hingelangt. Warum? Tja - es ist einfach: so bleibt sichergestellt, dass die Massen hier wie sonst überall auch für sämtliche Gemeinlasten aufkommen.

Darüber hinaus: all der "offizielle" Aktionismus wurde in Richtung CO2 "kanalisiert". Dieses CO2 aber gehört genauer betrachtet noch eher zu den "harmloseren" Klimagasen. Sicher - hier "ein bisschen was tun" mag vielleicht immer noch besser sein, als gar nichts zu tun - nur wird es nicht wirklich helfen. Denn selbst dieses winzige bischen gedenkt man uns nicht zu schenken. Vielmehr soll mit ihm allerlei Blödsinn Einzug halten, dessen alleinige Funktion es ist, die in Wahrheit für die gesamte Misere schon immer ausschlaggebenden Verhältnisse weiter aufrecht zu erhalten. Beweis: vom vielfach wirksameren Treibhausgas Methan, das derzeit noch in gigantischen Mengen in Meeren und Permafrostböden gebunden ist und welches schon durch industrielle Viehzucht ohnehin unablässig vermehrt wird, ist da beispielsweise keine Rede. Das also bleibt vorläufig noch "umsonst" - sozusagen im "Ausverkauf"? Und was ist mit der voranschreitenden schleichenden chemischen Verseuchung, den Folgen unserer absurden Transportwirtschaft, der vernunftwidrigen Überfischung der Meere u.v.m.

Die Herausforderung unserer Zeit lautet, die Wirkungsmechanismen der hinter dem Kapitalismus stehenden Strukturen zu dekodieren und ihnen an der Wurzel entgegen zu treten. Dies wird deswegen immer wichtiger, weil es die Folgen genau dieses Kapitalismus sind, die heute unsere Lebensgrundlagen bedrohen und der streng betrachtet in all den Jahren seines Daseins zu keinem Zeitpunkt sich je von etwas anderem nährte. Jene, die derzeit von ihm profitieren, werden daran nicht wirklich etwas ändern wollen. Dies müssen folglich schon jene tun, die nicht so sehr von ihm profitieren - aber auch leben wollen, worauf sie nach dokumentierter Ansicht der Veranstalters der merkwürdigen Konferenz, der UNO, sogar ein Recht haben (Menschenrechts-Charta). So gesehen ist der Ausgang von Kopenhagen eher positiv als negativ zu bewerten - denn er errichtete ein Stoppschild für eine absurde Machterhaltungskampagne einer überholten Wirtschaftsordnung und er wird weltweit weitere Menschen zu Umdenken veranlassen…

 

 


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