Bushbrand in der Klimaforschung |
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Geschrieben von Jürgen Scheffler
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Mittwoch, 30. August 2006 |
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Klimatologische Aspekte der Diskussion 1 Doch nun zur Klimaforschung selbst und der letzten Frage Nummer 4: Ist diese Hockeyschlägerkurve denn wirklich von solch hoher Relevanz? Hat sie wissenschaftlich eine so enorme Aussagekraft? Wohl eher weniger - und hierfür gibt es eine Reihe einsehbarer Gründe. Zunächst liegen Klimaprozessen hochgradig vernetzte Einflussfaktoren zu Grunde - von denen die Temperatur nur einer, wenn sicher auch ein sehr wichtiger ist. Zudem gibt es erst seit 150 Jahren eine systematische direkte Erfassung entsprechender Messdaten - für die Zeit davor ist man auf indirekte Methoden, so genannte "Stellvertreter" (auch "proxies" genannt) wie Baumringe, Wachstumsschichten von Korallen und Eisbohrkerne angewiesen.
Gleichzeitig aber ist die Temperatur selbst auch wieder Funktion anderer Parameter - z.B. des Gehalts der Atmosphäre an Treibhausgasen, der Albedo der Erdoberfläche und viele, viele mehr. Allein die auch von Hockeystick-Kritikern kaum noch bestrittene Tatsache, dass die vorliegenden Erkenntnisse menschlichen Einfluss nachweisen, sollte beunruhigend genug sein. Eine genaue Quantisierung des Einflusses spielt da zunächst mal eine eher nachgeordnete Rolle.
Die gegenwärtige Population tut auf jeden Fall etwas, was es in der Vergangenheit in diesem Ausmaß nicht gegeben hat. Jährlich werden 22 Mrd Tonnen Kohlendioxid zusätzlich durch menschliche Aktivität freigesetzt. Hierin enthalten sind sowohl die Folgen der Grünflächenrodung als auch die durch das Verbrennen fossiler Brennstoffe. Diese nehmen sich gegenüber den geschätzten 550 Mrd Tonnen Kohlendioxid recht bescheiden aus, die jährlich im atmosphärischen Zyklus ohnehin umgesetzt werden. In vielen Fällen ist dies auch das Parade-Argument für Verfechter einer "Susi-Sorglos-Weiter-So"-Haltung bei ihrer Kritik an die Adresse spielverderbender Klimatologen. Eines aber vermögen diese Menschen allesamt nicht zu erklären - hierzu betrachten wir einmal die folgende Abbildung:
Das obige Diagramm zeigt den Verlauf der Kohlendioxid-Konzentration und Temperaturänderung aufgetragen über die letzten 400.000 Jahre (im Vergleich dazu erstreckt sich die angeblich so fürchterlich wichtige Hockeyschläger-Kurve gerade mal über die letzten 1.000 Jahre). Ferner - und das kann man nicht oft genug wiederholen - stieg der Kohlendioxid-Anteil in unserer Atmosphäre seit Beginn der Industrialisierung in nur 150 Jahren von ca. 280 ppm (part per million) auf 370 ppm im Jahre 2002 und liegt heute bereits bei knapp über 380 [2]
Allein im Jahr 2005 wuchs dieser Anteil um 2,6 ppm - in nur einem einzigen Jahr! Zudem bewegen wir uns heute mit den 380 ppm in der Kohlendioxid-Konzentration auf einem Niveau, dass es vermutlich in den letzten 20 Millionen Jahren nicht gegeben hat. Wenn man nun noch mit in Betracht zieht, dass die Abbildung doch eindrucksvoll die Korrelation von Kohlendioxid-Gehalt und Temperaturänderung über einen sehr langen Zeitraum verdeutlicht und sich dann einmal klarmacht, in welch geringen Anteilen Kohlendioxid als Spurengas in der Atmosphäre offenbar so nachhaltig in Wechselwirkung mit dem wichtigen Parameter Temperatur tritt, sollte eigentlich selbst Bush die Lust auf Sorglosigkeit restlos vergangen sein - schließich werden die USA selbst zunehmend von erratischen Klimaphänomenen getroffen.
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