Ganz
langsam - in Salami-Taktik vom Allerfeinsten - versucht die bezahlte
Meinungsführerschaft hierzulande den Paradigmenwechsel in einem
gesellschaftlichen Konsens herbei zu führen, der bis vor Kurzem
noch Gültigkeit hatte: Der Ausstieg aus der Atom-Energie.
Unumstritten war der zwar nie - allen voran Lobbyisten von Siemens
und Areva nahmen und nehmen hier kontinuierlich Einfluss. In der -
vorsichtig formuliert - wirtschaftsnahen CDU herrschte sowieso immer
Skepsis vor. Nur unwillig beugte sie sich der herrschenden
öffentlichen Meinung, die sich mit deutlicher Mehrheit gegen
diese Form der Energieerzeugung formiert hatte. Seitdem die ja nun
wieder mit regieren darf, mehren sich so dann auch die Anzeichen für
einen Ausstieg aus dem Ausstieg. Parallel dazu wird die dazugehörige
PR-Kampagne generalstabsmäßig inszeniert. Wie dieses
Beispiel
verdeutlicht, werden dabei sämtliche Register propagandistischer
Kunst gezogen.
Und
so stellt sich gleich zuerst die Frage, wieso solch enormer Aufwand?
Natürlich - ein gigantisches Geschäft winkt mal wieder.
Damit kein falscher Eindruck entsteht - auch wir bei CogitoSum finden
große Geschäfte gut - sofern sie denn auch wirklich gut
sind. Wie die Erfahrung zeigt, ist Misstrauen gegenüber
Projekten exakt in dem Ausmaß angebracht, wie dafür
Propaganda betrieben wird - so auch in Falle der offenbar angepeilten
Renaissance der Kernspaltungs-Energie.
Denn
alles was uns da angepriesen wird, ist keinesfalls neu - oder gar
eine Innovation - wie man uns glauben machen will, sondern uralte und
alte Hüte. Es wirft schon ein höchst bedenkliches Licht auf
das Denk- und Leistungsvermögen eines Teils unserer Eliten, dass sie es auch
nach Jahrzehnten noch nicht fertig brachten, der Gesellschaft eine
neue saubere Form der Energieerzeugung mit überschaubaren
Risiken zu präsentieren. Hier herrscht in Regierungs- wie
Konzernpalästen Phantasie- und Visionslosigkeit in einem erschreckenden Ausmaß vor. Man greift zurück auf
technologische Errungenschaften von vor 50 Jahren und hofft nunmehr
darauf, den deutlich ausgebauten politischen Einfluss sowie die gewachsenen Möglichkeiten in der Manipulation öffentlicher
Meinung dazu nutzen zu können, das seinerzeit entgangene
Geschäft jetzt doch noch auf die Schnelle nach zu holen.
Einsehbar scheint ja durchaus, dass Atomstrom insbesondere unter unserer heutigen
Wahrnehmung der Klimaprobleme auf den ersten Blick an
Attraktivität gewonnen hat. Keine Verbrennung fossiler
Kohlenwasserstoffe belastet die Kohlendioxidbilanzen und es lassen
sich enorme Mengen Strom im Dauerbetrieb erzeugen, was für die
Abdeckung der Grundlast in der Stromversorgung von hoher Wichtigkeit ist.
Doch
galt das für diese Energieerzeugungsform schon immer. Zu allen
Zeiten versprach sie billige, saubere Energie in Hülle und Fülle
und Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Deswegen wurden
unübersehbare Milliarden-Summen in die entsprechende Forschung
gesteckt und man kann wohl behaupten, dass man diese Technik heute -
nach herkömmlichen Maßstäben gemessen - technisch soweit beherrscht, wie es nun mal leider nur möglich ist.
Einziger
Schönheitsfehler - der Stoff, mit dem man da umgeht, birgt
derart viele unübersehbare Risiken, dass die Frage ob diese Technologie sich
für einen dauerhaften Massenbetrieb eignet, durch die bereits bestehenden
weltweiten Erfahrungen aus dem Betrieb längst beantwortet sein
sollte. Schon vor Jahrzehnten krankte die öffentliche Diskussion
darum - wie so oft - an Simplifizierung des eigentlich zur Diskussion
stehenden Problems. Stets stand nur das Spektakuläre im
Vordergrund - der Super-GAU - und nicht etwa die wesentlich weiter
reichenden prinzipiellen Probleme.
Und
selbst von diesem GAU - den größten anzunehmenden Unfall -
einer solchen Anlage (heute vor allem große
Druchwasserreaktoren) herrschen bis heute in der Öffentlichkeit
vielfach unzutreffende Vorstellungen vor. Der GAU beschreibt den
Verlust der technischen Kontrolle über den Reaktor-Kern, in dem
fortan Kettenreaktionen bis zur völligen Umwandlung des
Spaltmaterials ablaufen. Anders als z.B. bei Feuer reagiert hier der
Brennstoff fortan praktisch unbeeinflussbar mit sich selbst - d.h.
auch ein Absperren der Sauerstoffzufuhr oder Kühlung beeinflusst
den Prozess selbst nicht, sondern bestenfalls Sekundär-Effekte
wie Brände und dergleichen.
Eine
"Detonation" wie bei der Atombombe indes ist nicht zu
erwarten, was schon allein der räumlichen Verteilung des
Spaltmaterials geschuldet ist. Wohl aber tritt eine Aufheizung in
einem nicht vorhersehbaren Ausmaß ein, der kein bekanntes
Material stand zu halten vermag. Die Bauteile der technischen
Konstruktion schmelzen - die weitere Entwicklung ist endgültig
nicht mehr vorhersagbar. Dies alles ist keine Fiktion - sondern fand
real so statt: ab dem 26. März 1986 zu bewundern bei
Tschernobyl. Detailliertere Informationen hierzu unter diesem Link.
Hier
nur kurz der grobe Ablauf: Nach dem Kontrollverlust sprengt eine
sekundäre Wasserstoff-Detonation die äußere
Reaktor-Schutzhülle weg - Radioaktive Dämpfe und Aerosole
gelangen in großem Umfang in die Atmosphäre. Der außer
Kontrolle geratene Reaktorkern zerschmelzt seine Tragkonstruktion,
sackt ab und durchbricht eine Fundamentebene nach der anderen -
enorme Temperaturen setzen unablässig weiter ein Mix an
strahlenverseuchten Substanzen aller Art frei.
Angesichts
der bevorstehenden Verseuchung von ganz Europa entschließt sich
der Katastrophenstab zu einer verzweifelten Maßnahme - man will
unter allen Umständen die weiter ablaufenden Kettenreaktionen
zum Stillstand bringen und beordert Tausende von Freiwilligen, um
insgesamt rund 5.000 Tonnen von Sand, Carbid, Bor und Blei in den
Reaktorkern einzubringen. Volle 14 Tage dauert dieses Manöver,
bis die Kettenreaktionen einigermaßen eingedämmt scheinen.
Der Reaktorkern bildet trotzdem zusammen mit dem "Löschmaterial"
immer noch eine glühende Lava, die sich weiter in den Boden
hineinfrisst - man ist gezwungen, einen Tunnel in den Boden zu
treiben und unter dem absinkenden Kern quasi eine neue Auffangschale
aus Beton zu errichten.
In
den darauf folgenden Monaten wird ein "Sarkophag" aus
300.000 Tonnen Beton und 7.000 Tonnen Stahl über der
Unglückstelle errichtet, um die Unglückstelle zur
Atmosphäre hin "abzudichten" - was zu keinem Zeitpunkt
und das bis heute nicht vollständig erreicht wurde. Vielmehr
gibt es Hinweise auf Undichtigkeiten auch im Notfundament - Gerüchte
von verseuchtem Trinkwasser in der Region verstummen seit Jahren
nicht.
Tschernobyl
liegt nun 20 Jahre zurück - aber man sollte sich keinesfalls der
Illusion hingeben, hier wäre heute etwas unter Kontrolle. Die
längst fällige Erneuerung des Abschlusses der
Unglücksstelle scheitert am Gerangel zwischen Geld und
regierungsamtlicher Geheimniskrämerei über das Ausmaß
der wahren Folgen sowie die heute immer noch bestehenden Risiken.
Ich
will hier nun keinen Streit darüber vom Zaun brechen, ob
derartiges in westlichen Reaktortypen möglich wäre oder
nicht - prinzipiell ist es bei den derzeitigen Großreaktoren
natürlich möglich, und die dagegen gerichtete technische
Sicherheit kann immer nur endlich sein. Wie dünn das Brett
vermeintlicher technologischer Überlegenheit im Westen indes
ist, zeigt eine kleine Episode am Rande von Tschernobyl: Eigens aus
Deutschland angelieferte Robotfahrzeuge, die die für Menschen
tödliche Arbeit übernehmen sollten, versagten sofort in den
Strahlenfeldern! Und bis heute bauen Notfallpläne hierzulande
u.a. auch auf derartige Mittel.
Viel
wichtiger ist ein anderer Aspekt - und damit sind wir bei dem
Grunddilemma der Kernspaltungs-Technologie. Man geht mit einem höchst
gefährlichen Stoff und mit natürlich instabilen Prozessen
um - denen immer eine nur endliche technisch erreichbare Sicherheit
entgegen steht - in der besonders bei weit verbreitetem Dauerbetrieb
der Mensch selbst das schwächste Glied der Kette darstellt.
Vergleichbares
gilt zwar auch für andere technischen Systeme - nur ist bei
denen das Gefährdungspotential im Versagensfall eines
Einzelsystems im Vergleich geradezu vernachlässigbar gering.
Hieran und nicht an der Gefahr und GAU und Kernschmelze - oder gar
der definitiv unmöglichen Atomexplosion - ist diese Technologie
zu bewerten. Und das vor allem dann, wenn man sie auf Dauer in Massen
einsetzen will. Tschernobyl war nur ein Werk von vielen und doch
hatte es das Potential, ganz Europa mit unübersehbaren Folgen zu
verstrahlen. Zwischen 10% und 20% dieses Potentials waren trotz aller
verzweifelten Gegenmaßnahmen mit Tausenden von Todesopfern
nicht zu verhindern.
Wenn
die vorliegenden Betriebserfahrungen auch hierzulande eines beweisen,
dann die Tatsache, dass anscheinend kein noch so ausgefeilter Mix aus
technischen und verfahrensmäßigen Maßnahmen in der
Lage ist, die prinzipiell bestehenden Risiken auf Dauer zuverlässig
aus zu schalten. Die Liste der offiziell zugegebenen Störfälle
ist so denn auch hierzulande inzwischen lang -
vermutlich nicht wesentlich kürzer die Liste der geheim gehaltenen Fälle. In diesem
Zusammenhang sei nur an den offensichtlichen Atom-Unfall an der
Elbmündung erinnert, den deutsche Behörden bis heute trotz
erdrückender Beweislage in geradezu sowjetischer
Beton-Kopf-Manier leugnen.
Dem
heute grassierenden System aus Kumpanei von Staat und
Wirtschaftsinteressen erst recht KANN man in diesem Zusammenhang
schon gar nicht mehr trauen. Unpassendes wird geheim eingestuft und
der Öffentlichkeit vorenthalten - statt dessen wird die sie mit
vorsätzlich irreführender Propaganda zugemüllt. Nun -
wenn die Herrschaften es so wünschen - bitteschön! Dann
bliebt die Öffentlichkeit nämlich darauf angewiesen, sich
ihr Urteil aus den grundlegend nicht zu leugnenden Risiken zu bilden.
Leider lässt die Art der neuen Akzeptanzkampagne diesbezüglich
so gar nichts Gutes ahnen - eine offene Diskussion und für jeden
nachvollziehbare und vor allem nachprüfbare Informationspolitik
allein könnte hier vielleicht einen Teil des längst
verlorenen Vertrauen wieder aufbauen. Doch statt dessen plattes
Manipulationsgeschwätz.
So
ist die neuerliche Befürwortung von Atomenergie vor allem bei
jungen Menschen zu finden, die zu Zeiten Tschernobyls noch am Schnuller nuckelten und vom im Lande umherirrenden Güterzugladungen mit verseuchetem Molkepulver nichts mitbekamen. Kinder durften nicht in Sandkästen spielen und Minister verzehrten öffentlich Molkepulver, um die angebliche Ungefährlichkeit zu demonstrieren (Lacher des Jahrhunderts!) - und alles im Dienste des schnöden Mammons und des großen Siemens. Wer einmal ein derart gespenstisches Szenario
bewusst miterlebt hat, sollte von der neuerlichen Versuchung eigentlich geheilt sein. Noch heute ist ein
Teil von Wild und Waldfrüchten hierzulande durch diesen Vorfall
für den Verzehr nicht geeignet (siehe Unterrichtung der
Bundesregierung "Umweltradioaktivät und
Strahlenschutzbelastung im Jahre 2004" vom 9.12.2005).
Völlig
unverständlich bleibt die neuerliche Morgenluft-Aktion der
Geldgier für diese aus Sicht der Vernunft unbrauchbare
Technologie vor allem in Punkto Endlagerung nuklearer Abfälle -
diese Frage war nie, ist nicht und wird wohl auch nicht mehr
zufriedenstellend beantwortet werden können. Jedes Kernkraftwerk
hat eine begrenzte Betriebsdauer - so um etwa die 40 Jahre - in der
es nicht nur Unmengen strahlenden Abfalls durch ausgebrannten
Kernbrennelemente sondern auch durch Betrieb, regelmäßige
Wartung und Instandhaltung erzeugt. Irgendwann muss zudem eine am Ende
ihrer technischen Lebensdauer angelangte Anlage "rückgebaut"
werden, soll sie nicht für alle Zeiten als strahlende Ruine in
der Gegend herumstehen.
Es
gibt kein bekanntes Entsorgungskonzept hierfür, dass auch nur
entfernt akzeptabel wäre. Man schafft es halt unter gigantischem
Aufwand von A nach B nach C und kann auch sonst noch allerlei damit
anstellen nur eines nicht: es einfach irgendwo unbeaufsichtigt sich
selbst überlassen. Wieder so eine Konsequenz, von der man bei
Siemens oder Areva am liebsten gar nichts wissen würde.
Die
Halbwertszeit - d.h. jener Zeitraum in dem sich radioaktives Material
bis zur Hälfte "verbraucht" (d.h. in sich andere nicht
strahlende Zerfallsprodukte umwandelt) hat bis auf wenige Ausnahmen
technisch generell nicht beherrschbare Größenordnungen.
Zwei Beispiele: für Plutonium sind dies 24.000 und für Uran
235 (dem typischen Spalt-Brennstoff) 700 Millionen Jahre. Da wirken
Studien zur Sicherheit von Salzbergwerks-Stollen schon irgendwie
lächerlich. Weder unsere Analysemöglichkeiten noch unsere
technischen Möglichkeiten erlauben auch nur ansatzweise eine
halbwegs verlässliche Begutachtung derartiger Zeiträume.
Man
muss sich vor Augen führen - wir bringen bereits heute schon
große Mengen hochstrahlenden Abfalls in sogenannte
Zwischenlager ein. Die nennt man deswegen Zwischenlager - weil sie
bereits nach heute bekannten Kriterien erkennbar NICHT den
Anforderungen an eine wirklich risikofreie Endlagerung entsprechen.
Hochstrahlende Abfälle als die gefährlichsten mit dem
größten Risikopotential werden fast vollständig
allein durch die Atomwirtschaft produziert. Kein Mensch aber - auch
bei Siemens nicht - hat auch nur entfernt einen Schimmer davon - wie
sich z.B. die durch hochstrahlenden Abfall deutlich erhöhten
Temperaturen über Jahrtausende auf deren Einschluss und Umgebung auswirken.
So gilt nach wie vor - Endlager? Weltweit Fehlanzeige...
Dennoch
wird weltweit weiter für diesen gefährlichen Weg geworben -
wie z.B. in diesem Artikel. Lediglich taktische Neuausrichtungen sind zu
verzeichnen. Ein Vorschlag - der europäischen Druckwasserreaktor
EPR - soll mit Doppelhülle über und "Core-Catcher"
(ein Art gigantischer keramik-verkleideter Aschenbecher) unter dem
Reaktor dramatisch verbesserte Sicherheit bieten. Aha - fragt
sich der Leser sogleich - was ist denn dann mit den bereits
bestehenden Anlagen? Sind diese vielleicht doch nicht so sehr
vollkommen abgesichert gegen das zu Recht gefürchtete
Core-Schmelzen? Immerhin kann dieses ja gemäß der
Siemens-Propaganda bei "westlicher Technologie" praktisch nicht
eintreten - (da hatten die Schweden anscheinend wohl russische AKW, oder?).
Dennoch sehen die neuen Entwürfe eine sage und schreibe 6 m
dicke und dazu noch keramik-verkleidete Betonschale unter dem Reaktor vor.
Und das in Zeiten wo man allerorten spart, was nur geht. Merkwürdig
- nicht wahr? Sowas muss doch weh tun - im Kopf. Nebenbei natürlich
NULL Einfluss auf die Abfallfrage...
Dem
nicht genug - entwirft man in einschlägigen Kreisen schon mal
eifrig weiter... das Hochtemperatur-Reaktor-Konzept (HTR) wird zur
Sicherheit auch noch wieder belebt. Hier hat man mit einem
entsprechenden Prototyp bei Hamm-Uentrop zwar relativ vernichtende
Erfahrungen gemacht - aber der sei eben auch ...zu groß...
gewesen. Das HTR Konzept bietet tatsächlich den Vorteil, dass
eine Core-Schmelze ausgeschlossen ist. Wenn man das Konzept nun auf
viele kleine Reaktormodule verteile - so der neuerliche Vorstoß
- könne man es technisch wesentlich besser beherrschen und aus
vielen kleinen Modulen ließen sich dann bei Bedarf auch wieder
größere Kraftwerke zusammensetzen. Fein...
An
den anderen grundlegenden Problemen indes ändert auch dieses
Konzept nichts. Nukleare Kleinanlagen sind zudem nicht zuletzt wegen
der auch jenseits des Core-Schmelz-Risikos erforderlichen
Sicherheitsinfrastruktur auf jeden Fall mal deutlich
unwirtschaftlicher als Großanlagen. Würde man wirklich
auch nur einmal alle Folgen- und Nebenkosten einkalkulieren dürfte
sich vermutlich die gesamte Technologie sowieso - egal wie man sie
realisiert - als unwirtschaftlich heraus stellen.
Zudem
besteht noch ein weiteres - nicht gelöstes - Problem im Betrieb,
über das bis heute und immer schon wenig gesprochen und
geschrieben wird. Der Tod Litwinenko's machte auf ein gern vergessenes Risiko aufmerksam: Die Alpha-Strahlung! Es ist
nicht unwahrscheinlich, dass genau diese einen erheblichen Anteil an
den nachweislich erhöhten Krebsraten in den Umgebungen von
kerntechnischen Anlagen haben könnte.
Zwar
gilt Alphastrahlung beinahe als "harmlos" - doch muss
man auch hier genauer hinsehen. Die Art der Strahlung bedingt nämlich
erhebliche Impulse auf die sie aussendende Substanz - sie neigt zur Feinststaubbildung, einfach weil winzige
Materiepartikel beim Emissionsvorgang aus einem größeren Klumpen
"herausgeschlagen" werden. Derartige Aerosole entwickeln
ein beträchtliches Eigenleben und sind daher durch technische
Filter- und Reinigungsverfahren schwer zu kontrollieren. Auch ist
ihre Messung schwierig - vereinzelte Partikel können schnell die
Nachweisgrenze unterschreiten.
Zwar
legt die sorgfältige Überwachung von Kernkraftwerkspersonal
diesbezüglich keine besonderen Befunde nahe - viel mehr gelang
es in den zurückliegenden 20 Jahren die Gefährdung dieses
Personenkreises aus bedenklichen Regionen (!) in für unschädlich
gehaltene Größenordnungen zurück zu führen -
doch ist dies nur ein Teil der Wahrheit. In Kraftwerken befinden sich
die Arbeitsorte nämlich nicht unbedingt an den diesbezüglich
kritischen Stellen - und so ist hierdurch keinesfalls belegt, dass
nicht doch kontinuierlich geringe Mengen solcher Partikel an die
Umwelt abgegeben werden.
Das
Dumme an diesen Kleinstpartikeln ist, dass sie im Falle einer
Aufnahme durch den Körper an immer den selben Stellen
(Schilddrüse, Knochenmark) eingelagert werden. Biosysteme
fungieren hier quasi wie eine Art "Filter" und so können
sich über längere Zeit nicht nachweisbare Einzeldosen zu
gesundheitsschädlichen Gesamtbelastungen ansammeln. Zudem gibt
es Hinweise, dass unsere Organe natürlich vorkommende radioaktive
Stoffe gar nicht oder nur in kleinen Mengen anreichern, während
sie künstlich erzeugte radioaktive Stoffe - wie jene aus den Atomkraftwerken
- in großen Mengen aufnehmen und speichern.
Die
obige Abbildung (aus dem Strahlenschutzbericht 2004) soll eine
Vorstellung der heute gegebenen Größenordnungen im
Verhältnis zu den Genehmigungswerten erlauben. Eine Sicherheit
indes, dass die Genehmigungswerte auch wirklich völlige
gesundheitliche Unbedenklichkeit garantieren GIBT ES NICHT! Sehr
beachtlich das Stichwort "Unter der Nachweisgrenze" im
Falle Pöhla bei der Alphastrahler-Immission - derart schlampiger
Umgang ist mitnichten ein Einzelfall. Alphastrahler sind eben
vergleichsweise schwierig zu vermessen - und wenn man die Messung nicht hinbekommt (oder vielleicht auch, wenn die Ergebnisse nicht passen?) gibt es halt nen Stern im Bericht...
Beachtlich
auch die hohe Abgabe des alphastrahlenden Edelgases Radon. Viele Studien führen den
deutlichen Anstieg der Radon-Konzentration in den unteren Schichten
der Atmosphäre recht pauschal auf die Folgen der Erderwärmung zurück
- wieso eigentlich denn nicht auf die Emissionen von Kernkraftwerken? Immerhin haben wir in Europa 150 davon. Überhaupt würde die steigende Radon-Konzentration z.B. mir erklären, wieso ich von zwei
Lungenkrebs-Fällen in meinem weiteren Bekanntenkreis weiß - beide
sind nicht einmal 50 und beide waren keine Raucher!
Ich
kenne hingegen nicht einen Fall wo einer der vielen Raucher, die ich
kenne, an Lungenkrebs erkrankt wäre. Lediglich ein entfernter
Verwandter starb vor vielen Jahren an Lungenkrebs - der war Raucher -
aber der war auch Bergmann in Frührente wegen Staublunge. Dies
will ich nun natürlich nicht als statistisch belastbare Aussage
hinstellen - aber dieser krasse Befund beschäftigt mich schon
seit Längerem. Hier noch mal ein Link
zum selber forschen.
Wiederholt
wurden wenigstens offizielle Studien zur Leukämierate bei
Kindern in der Umgebung kerntechnischer Anlagen angestellt - die sich
jedoch im Detail schon mal durch den einen oder anderen "Kunstgriff"
auszeichnen. Offenbar stellte man gerne summarische Betrachtungen
größerer Regionen an zu denen man noch möglichst
nicht mehr aktive kerntechnische Anlagen hinzu nimmt, um dann am Ende
zu nicht signifikanten Befunden zu gelangen, wie an diesem Beispiel
deutlich wird. Es bleibt der Phantasie des Lesers überlassen,
wie und zu welchen Zwecken sowas möglich sein kann.
Atomkraft-Kritiker
jedenfalls befinden sich in einer geradezu ausweglosen Lage der
Beweislast-Umkehr. Nicht diejenigen, die sich mit dieser für
jeden erkennbar risikoreichen Technologie eine goldene Nase
verdienen, müssen die Unbedenklichkeit der Technologie
nachweisen - sondern besorgte Menschen müssen gegenüber
weltweit operierenden Konzernen beweisen, dass schädliche Folgen
vorliegen.
Ein
ZDF-Bericht zu der merkwürdigen Häufung von Kinderleukämie
in der Umgebung von Geesthacht (Kernkraftwerk Krümmel)
machte denn auch beklemmend deutlich, wie heute Behörden und
Industrie in der Verschleierung offensichtlicher Fakten Hand in Hand
arbeiten. Die nachforschenden Gruppen konnten nicht ein einziges
hiesiges Analyse-Labor auftun, dass bereit gewesen wäre, ihre
eingesammelten Bodenproben zur analysieren.
Hier
wäre längst schon der Gesetzgeber - und wenn der partout
nicht will, der Wähler - gefordert. Allein die Umkehr solcher
Beweislasten schon würde dem Spiel mit derartigen Risiken auf
der Stelle vorhersehbar ein Ende bereiten. Die ohnehin schon höchst
fragwürdige Wirtschaftlichkeitsrechnung der Atomenergie würde
sich dann nämlich abermals dramatisch verschlechtern.
Diese
steht nämlich auch noch aus anderer Richtung unter Feuer - der
klassische Kernbrennstoff Uran ist nämlich alles andere als eine
reichlich vorhandene Ressource. Bei einem Verbrauch auf heutigem
Niveau sollen die Vorräte etwa nur noch für wenige
Jahrzehnte reichen - eine Zeit, die sich bei ungehemmtem Ausbau
dieser Technik noch rapide verkürzen dürfte. Von den
Umweltproblemen bei Uran-Abbau ganz zu schweigen.
Hiermit
sollte sich der Betrachtungskreis zum Thema Atomkraft eigentlich
endgültig geschlossen haben - allenfalls der Magistrat von
Schilda sollte es noch fertig bringen können, unseren Lebensraum
mit noch mehr problematischen AKW zu zu pflastern, die allesamt
absehbar noch vor dem Ende ihrer Betriebszeit mangels Brennstoff dann
als Monumente menschlicher Unvernunft ebenso nutzlos wie strahlend in
der Gegend herumstehen werden.
Längst
kündigen sich andere Wege zur Lösung des Energieproblems an
- die lange Jahre geschmähte und fast schon vergessene Kohle
könnte sehr bald wieder zu neuen Ehren gelangen. Moderne
Kraftwerksanlagen ließen sich so konzipieren, dass diese
Anlagen praktisch emissionsfrei arbeiten. Technische Verfahren sind
denkbar, mit denen sich auch überschüssiges Kohlendioxid in
flüssiger Form aus dem Abgas extrahieren ließe. Und dieses
könnte man dann - sofern sich keine andere Verwendung findet -
durchaus auch endlagern. Eine doch wesentlich wohltuendere
Endlager-Vision als jene vom hochradioaktivem Abfall.
Neben
neuer Kraftwerkstechnik bleibt natürlich auch der möglichst
sparsame Umgang mit Strom sowieso das beste Mittel überhaupt,
die folgenschwere Kernenergie für die Zukunft ganz überflüssig
zu machen. Hier sollte eigentlich immer noch bei weitem genügend
Potential gegeben sein, um deren weltweit 17%-Anteil an der
Stromerzeugung wirksam zurück zu fahren. Dies muss zumindest
solange gelten, wie unser Handel billige China-Lampen mit 300 W
Halogen-Strahlern in Massen verscherbelt - wo bei hochmodernen
Beleuchtungskörpern heute bereits 10W genügen, um eine
ausreichende Beleuchtung herzustellen.
Sie
sehen - nicht jedes Geschäft ist eben ein gutes Geschäft.
Diese Einsicht mag der Wirtschaft zwar schwer fallen - dennoch ist
sie gerade in diesem Fall schier erdrückend. Man mag sich
vielleicht Meinungen, Institute und Professoren kaufen können.
Die Lüge war schon immer käuflich - das Einzige indes, was
nie käuflich sein wird, bleibt die Realität. Und diese hat
in Punkto Kernenergie eigentlich alles, worauf es ankommt, längst klar und eindeutig gezeigt. Kein noch so schöner Gewinn gibt der undemokratischen Wirtschaft das Recht, die Gesundheit der Bevölkerung aufs Spiel zu setzen. Lust auf neue Demonstrationen von schon
längst Bekanntem sollte da selbst bei jungen Menschen eigentlich
nicht mehr zu wecken sein.
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