Es
war ja eigentlich auch nur eine Frage der Zeit... eine Frage der
Zeit nämlich, bis die sich derzeit munter formierende
Wirtschaftsdiktatur ihre Hände nach einer weiteren Domäne
des so ungeliebten Staates streckt: Akademische Ausbildung.
Mit der Initiative "Step",
die derzeit in Hessen startet, wird auf sogenannte "Duale
Studiengänge" aufmerksam gemacht - d.h. Abiturienten treten
ein mit einer Berufsausbildung kombiniertes FH/Bacherlor-Studium an -
nach etwa 5 Jahren können sie in beidem ihren Abschluss in der
Tasche haben. Mehr als all das verlockende Wortgeklingel auf der
Step-Seite kennzeichnet denn wohl eher dieses Zitat: "...Eine
Möglichkeit, Personal zu gewinnen und an sich zu binden,
bieten duale Studiengänge..." (Quelle)
die wahre Stoßrichtung. Hier
kann man auch etwas mehr über die Vor- und auch Nachteile dieser
Studienart nachlesen. Was da auf den ersten Blick scheinbar so
vernünftig daher kommt, birgt im Detail dann doch einige
beachtliche Konsequenzen...
Schon
die Ausgangsbasis entbehrt zunächst einmal sowohl Logik als auch
Wahrheitsgehalt - wie könnten Unternehmen in Zeiten von
Millionen (keineswegs nur geringqualifizierten) Arbeitslosen Probleme
haben, Personal an sich zu binden? DAS kann doch nun wirklich
eindeutig nicht das Problem sein. Schon gar nicht, wenn man dauernd
die Fahnen des freien Marktes vor sich herträgt - und dabei
nicht vergisst, dass die Unabhängigkeit der Markteilnehmer eine
der entscheidenden Funktionsvoraussetzungen für die vorteilhafte
Wirkung freier Märkte ist - was für den Arbeitsmarkt nicht
anders gilt als für sonstige Märkte auch.
So
ist denn auch generell nicht ein Zuviel an Jobs sondern ein Zuwenig
davon in Wahrheit schon seit Jahrzehnten das eigentliche Problem
dieser und der meisten vergleichbaren Gesellschaften - was man
allerdings seit Jahren mit allerlei Tricks vor der Öffentlichkeit
zu verbergen sucht. Was da inzwischen insgesamt im Gange ist, kann
nur vermutet werden - aber der Glaube an Dr. Reiner Zufall sollte
angesichts einer immer gleichen Zielrichtung von diversen
Geschehnissen auf vollkommen unterschiedlichen Feldern langsam
schwerer fallen. Und so fügt sich auch das duale Studienkonzept
bei näherem Hinsehen recht nahtlos in das sich immer deutlicher
abzeichnende Gesamtbild.
Eine
nicht auf den ersten Blick erkennbare Konsequenz des dualen Studiums
ist, dass der Zugang zu akademischer Ausbildung damit klar in den
Einflussbereich von Wirtschaftssubjekten rückt. Der duale
Student kann nämlich sein Dual-Studium erst beginnen, wenn er
ein Ausbildungsverhältnis mit einer entsprechenden
Anbieter-Firma abschließt. Damit gelangen hier Firmen in die
Lage, zu entscheiden, wer studiert und wer nicht. Ein Blick auf den
derzeitigen Arbeitsmarkt genügt, um einen Eindruck zu bekommen,
welche Folgen allein dies schon nach sich ziehen könnte. Nämlich
eine gezielte Vorselektion der dualen Studenten nach willkürlichen
und somit möglicherweise auch durchaus fachfremden Kriterien wie
Herkunft, politische Orientierung, oder am Ende gar etwa Konfession(?),
u.v.m.
Dass
dies gerade in Hessen - einem Bundesland das sich mit an die Spitze
in der Einführung von Studiengebühren an den allgemeinen
Hochschulen gesetzt hat - so besonders massiv vorangetrieben wird,
zeigt sehr deutlich, wohin Roland Koch's Gesellschafts-Visionen in
Wahrheit auch streben könnten - wenn auch Hessen hier bislang
noch keine herausragende Position erreicht hat. Eleganterweise werden
die Unternehmen derzeit auch noch laufend so schön
steuerentlastet, damit sie an diesem Spiel auch ohne allzutiefe
Griffe in ihre Kriegskassen teilhaben können...
Die
Erfordernisse der Gesellschaft oder die persönlichen von
Individuen spielen beim dualen Studium jedenfalls keine Rolle mehr.
Die Gebühren für das allgemeine Studium an staatlichen
Hochschulen stellen aber bereits heute schon eine zusätzliche
Hürde für Menschen aus ärmeren Bevölkerungskreisen
dar, in den Genuss von Bildung zu kommen - wie wir jetzt an STEP
dankenswerterweise glasklar ablesen können, scheint bitterer
Geldmangel in der Gesellschaft wohl eher weniger das wahre Motiv für
die Errichtung dieser Hürde gewesen zu sein.
Es
ist nun mal gesellschaftliches Gebot, dass jedem ausreichend
talentierten Individuum der Zugang zu höherer Bildung ermöglicht
werden sollte - unabhängig von sonstigen Kriterien. Dies will
die besonders die Union anscheinend mit aller Macht gern ändern.
Und so unterläuft das duale Step-Verfahren dieses
Gerechtigkeitgebot auch systematisch und zu allem Übel werden
hier die Wirtschaftsmacht auch noch gleich an die Kontrolle der
Selektion gebracht - eine brisante Entwicklung, die Unternehmen sich
hier mit einer doch recht üppigen Vergütung nach den
Tarifen des 3. Lehrjahres und zwar für die gesamte Zeit des
dualen Studiums zu "erkaufen" suchen.
In
diesem Zusammenhang sei noch daran erinntet, dass die UNESCO unlängst
dem deutschen Schulsystem sowieso schon eine zu einseitige Selektion
bescheinigte - Kinder aus armen Familien sind auch dort bereits
erheblich benachteiligt. Zusammen mit den nicht minder fragwürdigen
Plänen für Elite-Hochschulen schälen sich aus dem
Ganzen die Konturen einer Gesellschaftsvision heraus, von der wir uns
alle eigentlich nur wünschen können, dass sie so niemals
(wieder) Realität wird.
Systematisch
verarmte Menschen (dieser Prozess ist bereits in vollem Gang) dürften
demnach in nicht allzu großer Ferne wieder über
Generationen kaum mehr eine Chance zum Ausbruch aus ihren
gesellschaftlichen Ghetto haben - während Zöglinge
irgendeines Feudal- und Geldadels sich ihrer privilegierten Stellung
schon bei ihrer Geburt sicher sein können - und dies wie der
Erfahrung lehrt - ohne nennenswerte Leistung, wenn wir mal von der
Scheinleistung in eine privilegierte Familie hineingeboren zu werden absehen wollen.
Wie
auch immer - das seitens der angeblich doch so arg unter dem globalen
Wettbewerb leidenden Unternehmerschaft vergleichsweise üppig
ausgestattete Lockangebot hat dazu noch einige andere Pferdefüsse,
die sich u.a. dann so lesen (Zitat von der Step-Seite:
"...Wettbewerbsfähig bleiben mit den richtigen
Mitarbeitern - Hochqualifiziertes Personal ist eine unersetzliche
Ressource für Ihren Unternehmenserfolg. Mit STEP, der Initiative
zur Förderung des Dualen Studiums in Hessen, finden Sie in Kürze
genau den Führungskräftenachwuchs, den Sie als
mittelständischer Unternehmer auf dem Markt suchen. Und Sie
bestimmen mit, welche Studienschwerpunkte gesetzt werden..."
Logisch
ist ja klar, dass Sichtweisen auf Studienschwerpunkte sich selbst bei
gleicher Fachrichtung von Unternehmen zu Unternehmen - und nicht
zuletzt von Personaler zu Personaler - erheblich unterscheiden
dürften. Zwar noch nicht die absolute Gewalt, aber immerhin doch
eine recht nette Remineszenz - wenn man bedenkt, was Vögte im
Mittelalter bereits nicht alles entscheiden durften. Die Folge: Der
Duale Student erhält nach befriedigend vorgebrachter
Unterwerfungsgeste eine höchst spezifisch auf ein Unternehmen
und deren Charaktere zugeschnittene Ausbildung, die seine
Möglichkeiten zum späteren Wechsel nicht unerheblich
einschränken könnte.
Dass
diese "Innovation" mit dem humanistischen Ideal der
akademischen Ausbildung - und vor allem mit dem Entwickeln der
Fähigkeit zum eigenständigen wissenschaftlichen Arbeiten -
nichts mehr das Geringste zu tun hat, liegt klar auf der Hand. Hier
sollen passgenaue, stromlinienförmige und vor allem gut
beherrschbare Fachidioten herangebrütet werden. Mächtige
selektierten eben schon immer gerne vor, wer künftig in der Nähe
ihrer Macht darf und eleganterweise schafft man nebenbei auch noch
eine beachtliche Abhängigkeit.
Die
gradezu klassische Strategie, damit die "Investition" in
das Lehrgeld fürs Studium sich recht bald wieder mehr als
amortisiert, da hier künftige Arbeitnehmer systematisch in eine
schwierige Verhandlungsposition gegenüber ihren Arbeitgebern
hineinmanövriert werden. Und da kann nicht eindringlich genug
gewarnt werden - jede Form von Abhängigkeit wird im Kapitalismus
zu nichts Anderem als Geld - Geld allerdings nicht für den
Abhängigen sondern stets für denjenigen, der am
Kontrollhebel hockt..
Der
Niedergang der früher einmal hochwertigen Ausbildung in
Deutschland (Duales Ausbildungssystem) ist indes unübersehbar
und dieser Weg war bereits von der Regierung Kohl ebenso eindeutig
wie leider von weiten Teilen der Bevölkerung unverstanden
eingeleitet worden. In einem Diskurs zur dualen Ausbildung (Achtung:
hiermit ist das alte Bildungssystem gemeint...) schreibt der
Bamberger Soziologie-Professor Martin Heidenreich bereits 1998:
"...In gesellschafts- und wirtschaftspolitischer Hinsicht
kann die Bedeutung vereinheitlichter Ausbildungsformen kaum
überschätzt werden. Erstens sind sie eine wichtige
Voraussetzung für die inner- und zwischenbetriebliche Mobilität
in berufsfachlichen Arbeitsmärkten; zweitens ist die relative
Autonomie berufsfachlichen Wissens gegenüber unmittelbar
anwendungsbezogenen Interessen eine wichtige Voraussetzung für
die Diffusion wissenschaftlicher und technischer Erkenntnisse;
drittens ist die breite und relativ homogene Qualifikationsbasis eine
wichtige Voraussetzung für vergleichsweise geringe
Belohnungsdifferenzen zwischen verschiedenen Beschäftigungsgruppen,
Branchen und Betriebsgrößenklassen..."
Daran
hat sich bis heute nichts geändert - wohl aber erodierte seitdem
die akademische Ausbildung zusehends - auch durch solche Konzepte wie
das BA-Studium, Akademische Überhöhung der Aktenschieberei
(Verwaltungsakademien) u.v.m. Parallel dazu wurde das ehedem hohe
Niveau der gewerblichen Ausbildung ebenfalls unterlaufen - z.B.
Arbeitslose müssen schon länger jede Arbeit annehmen, womit
ihre berufliche Qualifikation systematisch entwertet wird.
Amerikanische Jobmentalität ist so denn auch der Totengräber
der notwendigen Vergesellschaftung von Know-How und Wissen, welches
damit immer mehr unter die Fittiche weniger gerät begleitet von
einem krassen Abfall des gesamtgesellschaftlichen Leistungsniveaus.
Es
werden die Folgen dieser Entwicklungen sein, die Deutschland
demnächst hart treffen und seine internationale Spitzenposition
gefährden werden. Über die wahren Ursachen und Hintermänner
dieser Entwicklung darf gerätselt werden - zu vemuten steht
aber, dass dort nicht allzu viel Gutes für unser Land und seine
Menschen im Schilde geführt wird - die Worte des Ex-Kanzlers
Schröder von der "Transformation der Gesellschaften"
bekommt da in diesen Zusammenhang gestellt dann doch einen irgendwie
merkwürdigen "Nebenton". Der oben erwähnte
Diskurs von Martin Heidenreich stellte hierzu 1998 fest: "...Auch
die Krise der Berufsausbildung könnte mit der Verfestigung
überkommener Regulationstrukturen erklärt werden. Die
Schwäche von Lebenszyklusmodellen (die Art Modelle die wir hier bei Cogitosum bevorzugen - und dabei deren Strukturdeterminismus zu minimieren suchen...) sind jedoch ihr
Strukturdeterminismus und der zu geringe Stellenwert, der externen
Veränderungen beigemessen wird. So bleibt offen, warum ähnliche
Institutionen auf ähnliche Herausforderungen vollkommen anders
reagieren; warum also beispielsweise die zukünftige
Berufsausbildung in Deutschland erfolgreich modernisiert werden
konnte, während sie in Frankreich praktisch untergegangen ist
und trotz zahlreicher Versuche nie wieder belebt werden konnte..."
Das
war 1998 - und der dort festgestellte Erfolg in der Modernisierung
der Berufsausbildung hat sich inzwischen als Fehleinordnung erwiesen.
Der Autor geht wie viele Wirtschafts- und
Gesellschaftswissenschaftler von jeweils Modellhafen Verhältnissen
in der Gesellschaft und ihren Systemen aus - was aber wenn die Märkte
in Wahrheit nicht so frei, und die politischen Leitstrukturen hinter
den Kulissen nicht so demokratisch sind, wie sie scheinen? Dieser
Ansatz erklärt zweierlei - erstens, wieso die angeblichen Fortschritte in
Frankreich mit seiner revolutionären Tradition nicht greifen
konnte und warum ähnliche Strukturen auf ähnliche
Situationen vollkommen anders reagieren. Grade der Vergleich mit der
Frankreich legt - wie am Airbusdrama sehr schön aber nicht nur
dort abzulesen - offen, wie sehr Frankreich uns inzwischen davon
zieht. Dies ist nicht etwa das Ergebnis einer besonderen Strategie
Frankreichs sondern dem der hierzulande seit der Ära Kohl
stattfindenden offenen Demontage geschuldet.
Es
braucht nur einige Blicke in unsere Medien heute - angebliche
Ingenieursmangel, wo noch Tausende noch bestens ausgebildeter
Ingenieure arbeitslos auf der Straße stehen, Stellenprofile mit
einer dutzendfachen Kombination von Trivialkenntnissen, die sich
jeder halbwegs intelligente Mensch innerhalb von Tagen aneignen kann
- aber die natürlich kaum jemand in dieser Kombination als am
Stichtag bereits vorliegend nachweisen kann, und nicht zuletzt auch
sowas, wie das Gejammer bei Airbus über die angeblich bessere
Qualifikation auf der französischen Seite - die nach der Lesart
des hier grassierenden Unverstands natürlich darauf zurückgeführt wird,
dass es dort ein stringenteres Elitenkonzept als hier gäbe. Die
Qualität Deutschlands insgesamt befindet sich längst im
beschleunigten freien Fall - abzulesen auf nahezu allen Gebieten, wo
man ehedem mal Vorreiter war... Frankreichs um Längen intaktere
und vor allem die durch Abwesenheit des Förderalismus-Wahns
insgesamt widerstandsfähigere Gesellschaft dürfte da eher
die Ursache sein. Solche Gesellschaften finden eben schneller zu
vernünftigen politischen Konzepten und tauglichen
Handlungsstrategien als unser insgesamt genommen nahezu
handlungsunfähiges System.
Wacker
aber propagiert man uns hier ständig weiter den "freien
Markt" als Schimäre - es gibt ihn indes immer weniger.
Nicht auf dem Güter- und Dienstleistungsmarkt (siehe z.B.
Korruptionaffaire Siemens) wo EU-Richtlinien nicht einen Wettbewerb
von Unternehmen und ihren Produkten herbeiführen wollen, sondern
den WTO-gewollten weltweiten Wettbewerb um die niedrigsten
Sozialstandards und effizientesten Diktaturen. Auch das duale Studium
nach Strickart von "STEP" hat durchaus das Zeug, die
Beseitigung des freien Wettbewerbs nun auch im Teilbereich
Arbeitsmarkt weiter kräftig anzutreiben - etwas was wie auf fast
allen anderen Gebieten auch nur die Interessen der Reichen und
Mächtigen voran bringen, die Gesellschaft als Ganzes aber zurück
lassen wird.
Es
erhebt sich die Frage: Was haben Unternehmen eigentlich gegen freien
Wettbewerb? Den Worten ihrer Verbände und Lobbyisten nach
sollten sich damit wohl wie ein Fisch im Wasser fühlen. Doch
Verbände und Lobbyisten verbreiten eben nun mal eben nie etwas
anderes als interessengeleitete Lügen. Die tatsächlichen
Gegebenheiten sind schnell erklärt - freier Wettbewerb bedeutet
nämlich Risiko - jenes Risiko womit Unternehmen, Aktionäre
und Eigner sowie das ihnen nahestehende Management ihre längst
jeglicher Angemessenheit Hohn sprechende unportionale Bedienung an
den gemeinsam geschaffenen Werten bislang gerechtfertig haben. Genau
dieses Risiko soll künftig über eine Verlagerung auf die,
die ohnehin am Ende der Nahrungskette sitzen dem Endziel Null
angenähert - womit dann die Ausbeutung künftig von selbst
sprudelt - eben genauso, wie ehedem in den Feudalgesellschaften.
Interessant
in diesem Zusammenhang von folgendes Zitat, dass den unsinnigen Prof.
Hans-Werner Sinn vernichtend widerlegt: "...Ein nach
Schettkats Analyse realistisches Bild liefere die europäische
Statistikbehörde Eurostat. Die Statistiker der EU untersuchten
2005 die Lohnstrukturen in den Mitgliedstaaten. Dabei verglichen sie
die zehn Prozent der niedrigsten Arbeitseinkommen mit jenen, die auf
der Lohnskala im oberen Zehntel rangieren. Deutschland sei demnach
gleichauf mit Großbritannien gelegen, dem Land, das, so
Schettkat "bisher als Spitzenreiter hinsichtlich der
Lohnspreizung in Westeuropa galt." Setze man die untersten zehn
Prozent mit den mittleren Einkommen ins Verhältnis, weise
Deutschland sogar die größte Spreizung in Westeuropa
auf..." Wer derat das amerikanische Modell nachbaut, muss
sich auch damit abfinden, auf das amerikanische Leistungsniveau
zurück zu fallen. Dies lässt gerade die Situation bei
Airbus doch in einem ganz anderen Licht erscheinen - oder?
Längst
schon toben sich auf unseren - irgendwann möglicherweise
wirklich einmal frei gewesenen - Märkten nurmehr noch die Folgen
skrupellos ausgeübter Kapitalmacht aus. Wir haben keine freien
Märkte sondern nur noch eine vorerst noch höhere Anzahl von
Anbieter- und Abnehmerkartellen sowie Oligopolen, die eine Art
Wirtschaftskrieg untereinander führen. Durch die weltweit
mangelnde Besteuerung von Vermögen und Erträgen sind dort
inzwischen schwindelerregende Geldsummen in Umlauf, mit denen in
volatilen Allianzen um die nackte Vorherrschaft auf den immer mehr
verkrustenden Märkten gerungen wird. Und damit nicht genug - ein
beachtlicher Teil dieser Unsummen wird längst investiert, um das
Machtspiel auch auf die politische Führung sowie die
Manipulation der öffentlichen Meinung auszudehnen.
Der
Staat und seine demokratische Struktur sind hierbei hinter den
Kulissen seit Längerem schon Primärziel dieses Irrsinns
geworden. Denn auch Demokratie ist aus Sicht der dort wirksamen
Akteure Risiko - das Risiko nämlich, dass die eine oder andere
Rechnung irgendwelcher Finsterlinge einestages mal nicht mehr
aufgehen könnte. Die systematische "Staatsverarmung"
der letzen Jahrzehnte sowie der Ausverkauf öffentlichen
Eigentums und Einflusses belegt doch recht überzeugend, wohin die
Reise längst unterwegs ist. Der Staat als einzig legitimierte
Gegenmacht zur nicht-legitimierten Wirtschaftsdiktatur soll
weitgehend ausgeschaltet werden.
Und
unter diesem Aspekt sind Zugriffe dieser Strukturen auf eines der
wichtigsten Refugien staatlicher Hoheit, nämlich breit angelegte
und durchlässige Bildungssysteme mit dem Ziel urteilsfähige
und fachlich wie gesellschaftlich kompetente Bürger heran zu
bilden, mehr als nur eine Marginalie. Gerade im Deutschland des
Jahres 2007 gibt es so überhaupt keinen Grund mehr, dies - neben
all dem Anderen welches in die gleiche Richtung weist - weiterhin auf
die leichte Schulter zu nehmen.
Für
einen - fragwürdigen - Erfolg des dualen Studiums jedenfalls
werden zwei Faktoren ausschlaggebend sein. Erstens - in welchem
Ausmaß Unternehmen sich daran beteiligen - und Zweitens in
welcher Menge sich Studenten auf diesen Weg locken lassen werden.
Gerade heute ist zu befürchten, dass sich viele Jugendliche von
den oberflächlichen Vorzügen der Angebote blenden lassen
werden und so hängt es wohl eher von den Unternehmen ab - und ob
sie sich auf breiter Front auf dieses Spiel in ausreichendem Maße
einlassen werden. Die folgende Tabelle zeigt den derzeitig in etwa erreichten Stand:
Falls
sich dauerhafter Erfolg einstellt, stehen einige höchst
schwerwiegende Konsequenzen ins Haus. Erste Konsequenz - dem
klassischen Dualen Ausbildungssystem wird beschleunigt Geld und vor
allem Menschen aus den künftig rückläufigen
Generationen entzogen. Zweitens - der ausgelobte Wettbewerbsvorteil
wird sich, wenn es ihn denn überhaupt je gab, recht bald in Luft
auflösen und dann werden die kapitalstärkeren Unternehmen
auch da wie sonst überall schon am Drücker sitzen. Und last
not least - Drittens sollten sich die Hochschulen mal Gedanken
darüber machen, wie es an ihnen mittelfristig um die Freiheit
von Lehre und Forschung bestellt sein wird, wenn neben der ohnehin
fragwürdigen Drittmittelforschung auch noch dieses Phänomen
sich erst einmal so richtig breit gemacht hat. Einstweilen bliebt
eine nur vage Hoffnung, dass da vorher noch Einigen in dieser
Gesellschaft endlich doch mal noch ein Licht aufgehen möge - und
zwar bevor es ganz zu spät ist.
Der
erste und wohl auch wichtigste Schritt dazu ist - sich ein und für
alle mal klar zu machen, dass eine kapitalistische Wirtschaft hier
nicht und nirgendwo sonst auf der Welt je ein legitimiertes System
gewesen wäre oder sein könnte. Als ein höchst
primitives System ist sie nichts mehr als Mittel zum Zweck und ihre
Funktionsprinzipien und inneren Strukturen sind blind für
Demokratie wie auch für Respekt vor Menschen oder Umwelt. Somit
hat dieses Wirtschaftsystem in der gesellschaftlich notwendigen und
für die Zukunft sogar immens wichtig werdenden Bildung von
Menschen allein schon wegen ihrer nur auf kurzfristigen Profit
gerichteten Denke auch nicht das Allergeringste verloren. Nur so zum
Vergleich und Ausklang - dieser Link - der beim Autor zumindest fast
schon Auswanderungswünsche aufkommen lässt..
STEP
und das duale Studium allgemein haben jedenfalls das Format, so neben
den ohnehin längst manifesten Verwerfungen im Informations- und
Medienbereich und derart hahnebüchendem US-Schwachsinn wie
"Intelligent Design" ein weiteres Signal dafür zu sein,
dass hier - wer auch immer - nichts unversucht lässt, sich an
die Kontrolle der langfristig entscheidenden Zukunftsressource
unserer künftigen Gesellschaft zu bringen. Die vernunftferne
aktuelle Kampagne der katholischen Bischöfe gegen staatlichen
Einfluss auf die Kindererziehung indes gibt in diesem Kontext ein gar
nicht mal so schlechtes Indiz dafür ab - woher da der Wind
letztlich auch noch wehen könnte...
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