Da
beißt die Maus keinen Faden ab - Hartz IV ist in der Realität
unterste Grenze für den längst überfälligen
Mindestlohn. Betrachten wir im Folgenden, was das genauer bedeutet.
Hierfür gehen wir von einem Single ohne Kinder aus - denn das
ist jener Fall, der mindestens funktionieren muss - Kinder gut und
schön, Ehefrau als Hausfrau auch wunderbar - nur ändert all
dies nichts an dem eigentlichen Austauschverhältnis zwischen
Arbeitgeber und Arbeitnehmer, welches wir mal etwas konkreter
betrachten wollen.
Wenn
ein solcher Mensch nun im Monat ein Brutto von 800 € bezieht, so
heißt dies: 5 € bei 40 Std und gut 5,70 € bei 35 Std die
Woche, was ihn im Vergleich zu den in diesem Link
genannten Beträgen schon fast (und das ist durchaus zynisch
gemeint) zum Großverdiener werden lässt. Von seinen
üppigen 800 € brutto kann unser wackerer Kandidat also einen
monatlichen Geldsegen von sage und schreibe 632 € auf seinem Konto
erwarten - der Rest verschwindet bei den selbstverwalteten
Sozialversicherungen. In den Kreis jener Priviligierten indes, die
ihr Hirn mit Steuersparmöglichkeiten plagen müssen, gehört
unser Kandidat nicht - er zahlt keine und kann so seine satten 632 €
Monat für Monat nach Gutdünken verbraten.
Okay
- im Vergleich zu seinem von Amts wegen als arbeitsscheu eingestuften
Hartz-IV-Nachbarn muss er zunächst einmal etwa 18€ der GEZ
spendieren - denn die braucht der andere im Austausch gegen ein
mittleres Behördenmarathon nicht zu bezahlen - somit bleiben
ihm: 614 €. Natürlich ist unser Kandidat mit seinen Ansprüchen
voll auf der Höhe der Zeit - d.h. er möchte mit Bad/Du/WC
in der eigenen Wohnung, und nicht auf dem Flur oder gar auf dem Hof,
mit Tageslicht in den Fenstern und nicht im umgebauten Kohlenkeller
und vor allem mit einer halbwegs erträglichen Verkehrslage zu
seiner Arbeit wohnen - denn Verkehrsmittel kosten nun mal auch
richtig Geld.
Eine
solche Wohnung ist meistenorts in Deutschland unter 300 € warm im
Monat kaum zu haben - womit man erschreckt feststellt: die "goldene"
345-Euro-Hartz-IV-Grenze ist bereits unterschritten - denn im oben
ewähnten Nachbar-Fall ist es ja der Staat, der für dessen
Wohnung aufkommt. Zumindest wird das behauptet - in Wahrheit
aber wäre der Hartz-IV-Nachbar eigentlich nicht mehr sein Nachbar, sondern längst umgezogen, weil eine solche
Wohnung aus Amtssicht bereits unangemessen teuer wäre - max. 258
Euro dürfe sie in einem solchen Fall kosten.
Da
der Hartz-IV-Nachbar aber nicht von der guten Verkehrslage weg
irgendwohin in die Pampas ziehen will, peppt er seine Miete eben aus
seinem Regelsatz auf - womit die beiden dann tatsächlich wieder
ungefähr gleich da stehen. Nun kommt das bevorzugt im
Alpenvorland anzutreffende Milchmädchen ins Spiel, das so gerne
rechnet. So wie eben beschrieben, rechnet es, darf es nicht sein -
schließlich arbeitet der eine und der andere nicht - und
dennoch leben beide auf gleichem Niveau? Das ist eine schreiende
Ungerechtigkeit...
Vor
Beantwortung dieser Frage ist - und das wird allerdings von den
Söders & Sinns der Republik nur allzugern vergessen - dieses
Niveau zu betrachten, was wir vor längerer Zeit hier
schon einmal ausführlich getan haben. Dort erhärtet sich die Vermutung, dass
dieses Niveau in etwa die Grenze zu einem grade noch selbstbestimmten
und menschenwürdigen Leben in diesem Lande darstellt. Das heißt
im Klartext: wenn die Milchmädchen unserer Republik fordern
"Arbeit muss sich lohnen", fordern sie entweder höhere
Löhne (im Falle der Söders & Sinns wohl auszuschließen)
oder aber Archipel Gulag für Langzeitarbeitslose.
Um
in Sinns Ziehharmonika-Bildnis zu bleiben, es sind nicht die
unverschämten Ansprüche der Nichtskönner an den
unteren Enden der Lohnskalen, die hier das Lohngefüge von unten
her nach oben derart zusammendrücken, dass unsere arme geplagte
Wirtschaft von Jahr zu Jahr mehr Not leidet, sondern wenn - sind dies
die Minimalerfordernisse für ein halbwegs erträgliches
Dasein hierzulande. Vielleicht sollte unser Prof. Sinn einfach nach
China auswandern - die kennen da seine Ziehharmonika noch nicht so
gut und er könnte damit vielleicht zum Renner bei "China
sucht den Superstar" werden. An dieser These jedenfalls ist so
gut wie alles falsch - dass Deutschland inzwischen in der
Lohnspreizung Platz 1 in der EU erklommen hat, berichteten wir
neulich. Man könnte die derzeitige Lage auch mit der einfachen
Feststellung, dass die Lohndrückerei hierzulande ihr unterstes
Limit erreicht hat, zwar weniger blumig aber dafür um so
zutreffender beschreiben.
Ziehharmonikas
sollte man besser weiter für das Musikmachen verwenden - und
nicht für Propaganda. Denn auch der Status des Arbeitslosen
bedarf eingehenderer Betrachtung und Einordnung in den
Gesamtzusammenhang. Arbeitslos ist jemand, weil es ihm offenbar nicht
gelang, einen Arbeitsplatz zu ergattern. Dabei ist es zunächst
einmal vollkommen egal - ob er diesen Zustand nun angestrebt hat,
weiter anstrebt oder nicht. Denn - wie wir alle wissen - teilt er
sein Schicksal vorerst mit Millionen anderer.
Relevant
würde ein seinerseits möglicherweise vorliegendes
"Fehlverhalten" eigentlich erst dann, wenn
Vollbeschäftigung, ja sogar Arbeitskräftemangel, vorläge
- was wohl eindeutig nicht der Fall ist. Das aber glauben die
Milchmädchen der Republik nicht, und weil sie in ihrem
Verfolgungswahn gleich ganze Heerscharen von abzockenden
Finsterlingen hinter den eigenhändig geschönten
Arbeitslosenzahlen vermuten, werden Unmengen von im Vergleich zu
unserem Kandidaten höchst teurer Behördenarbeitszeit darauf
verbraten, diesen gemutmaßten "Missbrauch" einzudämmen.
Das
ganze war bisher schon schlimm genug - jedoch: es geht immer
noch ein wenig verrückter. Kombilohn ist in aller Munde -
propagiert als eine Art Schweizer Universal-Messer, um endlich
blühende Landschaften auch dort wieder hervorzurufen, wo schon
das letzte Mal keine entstehen wollten. Doch ganz neu ist das im Prinzip
nicht wirklich... bereits heute besteht die Möglichkeit, Jobs,
die die o.a. Löhne unterschreiten, nach Antragsmarathon per staatlichem Zuschuss auf
Hartz-IV-Niveau zu hieven - was nebenbei auch gar nicht mal so
selten geschieht, ohne dass die Bezieher solcher Teilleistungen sich
in einer der bei Milchmädchen gängigen Statistiken
wiederfänden.
Was
also soll die Einführung von Kombilohn-Modellen eigentlich? Auch
das ist schnell erklärt - das Problem der Grundsicherung aus
Sicht der Arbeitgeber ist nämlich - es handelt sich um
Grundsicherung, d.h. bevor der Staat einen Job subventioniert (um
nichts anderes handelt es sich da) erfolgt die Bedüftigkeitsprüfung
und der Staat leistet nur bis zur Grenze dieser Grundsicherung.
Hiermit ergibt sich eine Art Grenze - eine Grenze nämlich, ab
der Arbeitgeber mit erheblichen Widerständen oder gar Flucht
ihrer Mitarbeiter rechnen müssen, wenn deren Löhne unter
diese gedrückt werden sollen.
Für
Zweitverdiener gar tritt die Kniepigkeit des Arbeitsgebers ganz offen
zu tage - denn das Partnereinkommen verwehrt es diesen, ihren kargen
Lohn staatlich aufzupeppen. Dass für derartige Schweinelöhne
gearbeitet wird, liegt schlicht und ergreifend daran, dass es
Menschen gibt, wie z.B. Erben, Ehepartner, Rentner oder bei den
Eltern lebende Jugendliche, die sich ein derart niedriges
Einkommen sozusagen "leisten" können. Irrerweise muss
man also relativ "reich" sein, bevor man sich diese Form
von Niedriglohnarbeit überhaupt leisten kann.
Der
Kombilohn nun mischt die Karten neu - hier interessiert nicht mehr,
wer sich hier was leisten kann - sondern ein bestimmter Arbeitsplatz
erhält einfach pauschal einen staatlichen Zuschuss. Hiermit
eröffnet sich für den Arbeitgeber die Möglichkeit,
einen Teil seiner Arbeitskosten einfach auf den Staat zu verlagern.
Tolle Kiste - ich mach den Reibach und der Staat blecht dafür -
besser geht’s nicht mehr und ich kann mein gutes Gewissen pflegen,
weil mein Arbeitnehmer hierdurch zumindest keinen Nachteil erfährt.
Damit ist auch klar, wo dieser Kombilohn kurz über lang
Anwendung finden wird - nämlich in jenen Regionen wo heute noch
"normal" bezahlte Arbeit besteht.
Wer
da immer noch Rosinen im Kopf hat oder gar an RTL und ZDF glaubt, sei
stellvertretend für tausende Fundstellen auf hier
und auf hier
verwiesen. Im ersteren Link wird eines der heute von der CDU so gerne
verbreiteten Märchen besonders erschreckend deutlich - nämlich
jenes von den vielen Arbeitsplätzen, die dieser Schwachsinn
angeblich neu schaffen soll (nachdem es mit der
Arbeitszeitverlängerung wohl doch nich so klappte). Ein Hotel
muss seine Zimmer immer putzen lassen - gleich wie hoch die Löhne
sind - oder es kann zumachen.
Folgt
man den Thesen von Prof. Unsinn und weiten Teilen der CDU, stände
vermutlich der sofortige Konkurs dieses Hotels bevor, wäre es gezwungen, die Arbeit seiner Zimmermädchen anständig
zu bezahlen. Dabei wären in Wahrheit gerade mal lumpige 1 bis 2 €
höhere Kosten pro Zimmer zu erwarten - etwas was sich in
Zimmerpreisen von 210 € doch nun wirklich locker unterbringen
lassen sollte. So ist der Konkurs des Hotels auch nicht das Problem -
sondern vielmehr der Aspekt: wieso sollte das Hotel mehr bezahlen,
wenn es scheinbar immer noch ein Stückchen billiger geht?
Mehr
braucht man nicht, um die Auswirkung von Kombilohn vollumfänglich
zu erfassen. Unternehmen werden sich diese Subventionen mehr oder
weniger direkt auf ihren Gewinnkonten auszahlen lassen. Ein staatlich
gefördertes Modell zur Unterschreitung von unteren Tarifgrenzen
- auf ihren Festbanketten müssen sich Unternehmerverbände
doch eigentlich vor Lachen unterm Tisch kringeln - natürlich
sorgsam von der Öffentlichkeit abgeschirmt durch gleichfalls
kombi-belohnte "Sicherheitsfachkräfte".
Kehren
wir zurück zum Ausgangsbild - hier bestimmten wir den Austausch
zwischen Arbeitgeber und Arbeitgeber als maßgeblichen
Betrachtungsgegenstand. Arbeitslosigkeit interessiert hier keinen der
Partner - und soll sie auch nicht, denn ein Unternehmen muss im Markt
kalkulieren. Prof. Unsinn unterschlägt in seinen Thesen - ich
behaupte bewusst - den Umstand, dass es diesen Automatismus nicht
gibt: niedrigere Löhne = niedrigere Kosten = niedrigere Preise =
mehr Umsatz. Dies liegt allein schon daran, dass wir - worüber
wir alle froh sind - keine Planwirtschaft, sondern noch so etwas
ähnliches wie Marktwirtschaft haben.
Hier
werden Preise auf dem Markt ermittelt - und nicht in den Kosten. Will
heißen - werden die Kosten für ein Produkt so hoch, dass
ein Preisanstieg über ein akzeptiertes Marktniveau hinaus eintritt,
wird der Umsatz für dieses Produkt sinken - möglicherweise
das Produkt ganz vom Markt verschwinden. Das ist Marktwirtschaft - da gibt
es nichts zu jammern oder zu klagen - Ärmel hochkrempeln,
anderes Produkt machen - und dann Arbeitnehmer, die das neue Produkt
nicht mehr braucht, feuern - und wenn andere gebraucht werden, die
eben einstellen - und das ganze möglichst flott, damit der
Rubel aus dem neuen Produkt alsbald wieder rollt.
Wie
der Alltag lehrt, setzen sich Kosten für ein Produkt aus vielen
Elementen zusammen - und keineswegs nur aus Lohnkosten. Jeder
produktiven Arbeitsstunde sind eine Menge Overheadkosten aufgeladen -
allen voran die des nicht produktiven Managements und die des
ebenfalls nicht produktiven Gewinns. Sinkender Lohn - gleich ob nun
über Arbeitszeitverkürzung, Kombilohn oder weiß der
Geier wie geschaffen - heißt somit zunächst einmal mehr
Spielraum für die von der produktiven Arbeit lebende Kette -
Management und Gewinn. Und erst, wenn die den neu entstandenen
Spielraum nicht verfrühstücken, kann sich dieser überhaupt
bis zum Preis durchschlagen.
Doch
- wieso bitte sollte ein Unternehmen seine Preise eigentlich senken -
solange der Markt die gegenwärtigen noch hergibt? Solange wird
natürlich der alte Preis verlangt - und wenn möglich im
Zuge der allgemeinen Preissteigerung sogar noch angehoben, womit sich
Management und Eigner abermals die Taschen noch mehr voll stopfen als
sie es bislang schon taten. Das und nichts anderes ist die Realität
- vor allem im Bereich großer Unternehmen und Ketten.
Die
Behauptung, derartige Arbeitsplätze seien nun sicherer - ist in
diesem Zusammenhang völlig aus der Luft gegriffen. Denn - wenn
hier ein Großunternehmen und dort eine Kette den Besitzer
wechselt, geht es nicht um solche Peanuts, sondern um ganz andere
Dimensionen. Der neue "Investor" will Cash sehen - und das
gleich und verdammt viel davon.
Je
nach Bedeutung der Arbeitskosten im Preisgefüge des übernommenen
Objekts wird dann eben da "rasiert" - und da ist es dann weitgehend belanglos, ob das Zimmermädchen 3, 5 oder 10 € die
Stunde kostet. Wenn da noch etwas einzusparen ist, wird es eingespart
- z.B. durch so nette Arbeitsbedingungen wie im Abendblatt-Artikel
wunderbar beschrieben, oder in dem man mal eben das eine oder andere
Haus einfach schließt. So kommt man schnell auch mit der Hälfte
der Zimmermädchen aus - und spart aber immer auf jeden Fall noch
zusätzlich an bereits gedrückten Löhnen - die man
anlässlich dieses Vorgangs am besten gleich nochmals ein wenig
drückt.
Und
in diesem Szenario male man sich nun die Wirkung von Kombilohn aus -
der mit seitens des Staates von irgendwelchen bedürftigen
Mündern abgesparte Kombi zum Lohn wird so bestenfalls etwas für
den "kleinen Heuschrecken-Hunger zwischendurch" und fällt
ansonsten nicht weiter groß auf. Jegliche positive Wirkung
nämlich setzte voraus, dass Kapital sich heute wirklich noch auf
lange Sicht Produkt- und Leistungsschaffend betätigen will.
Dieser Umstand ist für die weltweit vagabundierenden
Kapitalmengen inzwischen eindeutig zu verneinen. Kapital will keine
Produkte und Leistungen schaffen - wer hat diesen Blödsinn
eigentlich in die Welt gesetzt? Kapital will zunächst mal immer nur nichts weiter, als sich
selbst vermehren.
Die
Bezeichnung "Investor" für einen Firmenaufkäufer
ist denn auch irreführend - es wird nicht wirklich "investiert",
sondern es wird Kapitalmacht angewendet, um eine Art Muschel zu
öffnen, sie auszulutschen und die Schalen dann noch irgendeinem Trottel aufzuschwatzen, der sie zu kaufen bereit ist. Hat man sich alles Verwertbare
einverleibt, ist der Rest wurscht - das hier im Beispiel an eine
Hotelkette gebundene Kapital kann nach kurzer Zeit woanders wieder
einem neuerlichen "Geschäft" dieser Art zugeführt
werden - wo neuerlich enorme Gewinne aus dem kurzfristigen Plündern
zuvor intakter Unternehmensstrukturen winken. Also das Ganze von
vorne und dann - abstoßen der ausgelutschten Struktur - und eine neue
Muschel gekauft.
Wer
will sich bei solchen Perspektiven mit deren Traumrenditen im höheren
zweistelligen Prozentbereich noch mit der mühseligen Schaffung
und Verbesserung von Produkten und Leistungen aufhalten? Das ist
bestenfalls Futter für Analysten-Geschwätz - damit man sich
von jenen erst den Kaufpreis niedrig und hernach den Preis für
den Abfall möglichst hoch schwätzen lassen kann.
Sie
haben gemerkt - inzwischen befinden wir uns mitten im Hirn der höchst
simpel verdrahteten Heuschrecke. Sie fragen sich, wann dieses Spiel
sein "natürliches" Ende findet? Die leider so
erschreckende wie wahre Antwort: Vorerst nicht. Und selbst wenn dann einestages
die Wirtschaften der Welt "kahlgefressen" sind - hocken die
Heuschrecken immer noch auf unvorstellbaren Mengen so
angeeigneten Vermögens und - anders als ihr Vorbild in der Natur - sterben sie keineswegs am dann bestehenden Futtermangel, sondern sind
zunächst einmal immens reich und immens mächtig.
Und
da kommen wir nun doch mal zu der kritischen Menschen immer so
gern in den Mund gelegten "Neiddebatte" - in Deutschland
liegt folgende Entwicklung von Millionären vor: (DM)1960.:
140.000 - (DM)1978: 214.000 - (DM)1998: 1.500.000. Nach Börsencrash
zu Anfang des Jahrhunderts und Euroeinführung darf man derzeit
von etwa 760.000 Euro-Millionären in Deutschland ausgehen.
Weltweit sammelten sich weit über 40 Billionen US$ in den Händen
von nur 8,3 Mio Menschen - je ein Drittel davon in den USA, in der EU
und in dem Rest der Welt. All diese Angaben natürlich mit
erheblichen Unsicherheiten behaftet - mal werden Immobilien
mitgezählt, mal wird nur das Finanzvermögen erfasst etc.
Und
unter diesen 8,3 Mio sind nur 700 US$-Milliardäre (hierzulande
etwa 60) - man stelle sich 1 Milliarde einmal vor: das sind 1.000 mal
1 Million. Nur rund 450.000 € würden an unseren Kandidaten im
Verlauf seines Lebens ausbezahlt, wovon er hierzulande wie
vorgerechnet sein Leben gerade so eben bestreiten bestreiten -
Ausbildungsförderung oder Altersunterhalt bleiben bereits da
schon im wesentlichen am Staat hängen, obwohl dieser Mensch
Sozialabgaben leistet. Nicht mehr als den Gegenwert zweier
Luxus-Karossen trägt ein solcher Mensch im Verlauf seines
gesamten Lebens zu unserer Gesellschaft noch bei.
Und
nun kommt der Kombilohn - der nämlich verringert den "Wert"
dieses Menschen noch mehr - indem der Staat der Wirtschaft die
Zahlung eines Teils des Lohnes einfach "abnimmt" Im
Hamburger Modell gab es einen Brutto-Lohnzuschuss von 3 € die
Stunde - d.h. im Klartext 50% trägt der Staat - oder mit anderen
Worten er schenkt der Wirtschaft eine von den beiden Edelkarossen,
die unserer Kandidat überhaupt noch repräsentiert. Diese
wandert denn auch unter Umgehung unseres Kandidaten direkt als
Staatsgeschenk zu jenen Leuten, die den Staat dafür auch noch
gewohnheitsmäßig wegen angeblich zu hoher Ausgaben
beschimpfen.
Der
Kombilohn bescheinigt unserem Kandidaten also klipp und klar, in
seiner Gesellschaft nicht mehr lebensfähig zu sein - denn er
kann ja offenbar nicht einmal in der Arbeitsphase seines Lebens
seinen Unterhalt noch erwirtschaften - und das unterscheidet ihn
zumindest vorübergehend von seinem Hartz-IV-Nachbarn - der
könnte es wenigstens noch - zumindest solange wie ihn keine
Behörde auch in einen Kombilohn-Job presst. Diesen nämlich
muss er annehmen - ob er will oder nicht - und nun das schönste:
Für diese hohe Wertschätzung dürfen dann beide auch noch ihr Leben
lang schuften UND der Staat hat dazu noch an den Kosten für
ganze Schiffsladungen voller verschenketer Edelkarossen zu knabbern.
Bei
einem gesetzlichen Mindeslohn sähe die Sache anders aus - der
Staat verschenkt nicht einen Cent, sondern macht von seiner legitimen
Macht, Gesetze zu schaffen, Gebrauch. Das kostet praktisch nichts und
da steht dann drin, dass unser Kandidat egal für welche Arbeit
mindestens soviel zu kriegen hat, dass er davon einigermaßen
leben kann - für eine Gesellschaft eine höchst sinnvolle untere Grenze. Denn für
jeden der in diesem Bereich arbeitet, darf der Staat schon mal eine
Edelkarosse für dessen Ausbildung und Alter einkalkulieren.
Jeder Lohn unterhalb dieser Grenze also macht aus Sicht des Staates
keinen Sinn, selbst auch dann, wenn Menschen bereit sind, für
dieses Almosen zu arbeiten - Niedriglohn dieser Form bleibt so oder so die pure
Verschwendung der gesellschaftlichen Investition in diese Menschen.
Die
Wirtschaft droht indirekt damit, Mindestlöhne würden direkt
zur Vernichtung von Arbeitsplätzen im Niedriglohnsektor führen
- ein Zusammenhang, der sich aus unserem Hotelbeispiel so gar nicht
erschließt. Die Zimmerreinigung in Hotels dürfte bereits
heute schon bis aufs Letzte ausgequetscht sein - dem Hotel bleibt
also gar nichts anderes übrig, als seinem Zimmermädchen den
vorgeschriebenen Lohn zu zahlen - denn, wenn das Hotel seine Zimmer
nicht mehr reinigen lässt, kann es innerhalb einer Woche
zumachen. Und dann ist es natürlich auch aus mit 210 € pro
Nacht. Nun raten sie mal, verehrte Leser - was das Hotel in diesem
Fall wohl machen wird, wo ein Zimmermädchen in einer Schicht
z.B. 18 Zimmer fertig zu machen hat? Es wird den Lohn zahlen - und
weiterhin versuchen, seine Zimmer so teuer wie möglich zu
vermieten und sich natürlich auch weiter dumm und dämlich
daran verdienen.
Das
Talent des Kapitalisten war immer, dem Beduinen mitten in der Wüste
säckeweise Sand zu verkaufen - und genauso verhält es sich
hier. Die Wirtschaft "verkauft" dem Staat Arbeitsplätze
- die er dann selbst zur Hälfte bezahlen soll. Dass sich durch
diesen Akt definitiv kein Mehrbedarf an Hotelzimmern der gehobenen
Preisklassen einstellt, liegt auf der Hand - die vorhandenen Hotels
aber werden auch jetzt schon gereinigt. Die einzig mögliche
Folge: das eigentlich Ziel des Staates, nämlich mehr
Arbeitsplätze für Geringqualifizierte zu schaffen, wäre
damit schon mal vom Tisch. Übrig bleibt die Umstellung der dort
bestehenden Jobs auf Kombi-Lohn - womit man dann so eben mal die
Hälfte der Lohnkosten losgeworden ist. Und Absurdistan erstrahlt
abermals in feinstem Glanz.
Sicher
- es gibt heute viele kleine Betriebe, die um ihr Überleben kämpfen und trotzdem versuchen auch für ihre Leute das beste draus zu machen - und in manchen Branchen mögen andere Verhältnisse
herrschen und und und... eines aber bleibt unausweichliche Tatsache: Vom Staat zu
verlangen, er solle Arbeitsplätze subventionien, die sich noch nicht einmal für ihn mehr rechnen - stellt eine ähnliche Dämlichkeit
dar, wie wenn der Staat derartiges umgekehrt von der Wirtschaft
verlangen würde. Die Wirtschaft wird keinen einzigen
Arbeitsplatz neu schaffen, nur weil dieser subventioniert wird. Sie
wird neue Arbeitsplätze genau dann schaffen, wenn da jede Menge
zusätzlicher 210€ für die Kasse winken - und nur dann.
Hiermit
dürfte klar sein - einen ordentlichen Mindestlohn ( sagen wir
mal 7,50€ ) sind wir uns als eine der reichsten Gesellschaften der
Welt schon aus humanitären Gründen längst schuldig.
Für den Kombilohn wie für Milchmädchen gilt indes:
Finger weg! Wie im übrigen auch für Zimmermädchen,
denn DAS geht nun mal seit Menschengedenken schon "Extra"...
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