(Ergänzung
zum unserem Beitrag: Aufklärung
tut Not... ) Na, da war sie wohl doch zu unartig, die FTD. Ihre
direkt auffallend nüchterne Berichterstattung zum Fall
Oberstleutnant Rose muss wohl den Gesellschaftstransformierern
hierzulande offensichtlich in nicht ausreichendem Maße von
vorauseilendem Gehorsam und Dummgeschwätz geprägt gewesen
sein. Doch - wie zuvor schon Jochim Stoltenberg bei der Welt - war es
nun Aufgabe des Chef-Kommentators der Financial Times Deutschland,
Christian Schütte, hier die Kohlen rasch aus dem Feuer zu holen,
bevor sich womöglich Kollateralschäden für das
Anzeigenbudget ergeben.
Wie
man hier
nachlesen kann, hat er sich da nun wirklich redlich viel Mühe
gegeben. In völliger Realitätsverkennung schwadroniert
Schütte in seinem Propaganda-Machwerk (hierin zumindest scheint
er Fachmann - siehe u.a. hier)
unbekümmert mit Schweizern, die den deutschen Offizier angeblich
nicht verstehen können und brandmarkt dessen Versetzung als
Skandal - schließlich erfolge die bei vollen Bezügen, und
die hat dieser Offizier - zumindest nach Schüttes Ansicht -
nicht mehr verdient.
Zunächst
einmal bleibt festzuhalten, dass es nicht Schweizer sondern seit
Jahren nun schon Deutsche Soldaten (so manch einer mag denken:
Endlich wieder... ) sind, denen befohlen wird, ihr Vaterland in von
irgendwelchen Skulls & Bones-Adepten ausgewählten
abgelegenen Winkeln der Welt zu verteidigen. Fakt dabei bleibt aber,
dass bislang durch deutsche Soldaten im historischen Mittel weitaus
mehr Menschen - und darunter nicht wenige unschuldige - ums Leben
kamen, als durch Schweizer. Fatalerweise sind es dieselben
Schreiberlinge, denen sonst mitunter ganze Sturzbäche von
Krokodilstränen aus der Feder fließen, wenn es um die
entsetztlichen Auswirkungen des früheren Kadavergehorsams in der
ehemaligen Wehrmacht geht - die jetzt Solches verzapfen wie nun Herr
Schütte.
Dass
hier ein im Vergleich zu Schütte - möglicherweise noch
vernünftig denkender - Mensch schon mal Probleme damit bekommen
kann, im Grenzfall bei Abschlachtaktionen an einer ohnehin längst
unfassbar geschundenen Zivilbevölkerung mitzuwirken, scheint
Schüttes Vorstellungskraft zu übersteigen. Klar - ER muss
diesen Job ja auch nicht machen. Dessen ungeachtet hat Schütte
auch Meinungen zu respektieren, die nicht die seine sind - und sich
nicht noch pfennigfuchserisch über das weiterlaufende Gehalt des
Oberstleutnants aufzuregen - vor allen wenn man schaut, für
welchen Schwachsinn heutzutage fortwährend Millionen und
Milliarden verprasst werden. Und überhaupt - wie war das denn
noch mal gleich mit "Neiddebatte"?
In
der sachlichen Bewertung indes liegt Schütte wie sein Kollege
von der Welt schief - Deutsche Soldaten dürfen keine Verbrechen
gegen die Menschenwürde verüben, auch nicht auf Befehl -
daran gibt es wenig zu deuteln und herum zu juristern. Hier gibt es
kein "...vorläufiges damit schon mal anfangen, bis
parlamentarische Mehrheiten überzeugt wurden... " sondern
nur die Frage, ob der Soldat seinem Gewissen oder dem durchsichtigen
Lamenti irgenwelcher Netzwerklinge im Bundestag folgt. Oberstleutnant
Rose hat sich für das erstere entschieden.
Seine
Versetzung in die Etappe erfolgt mit Sicherheit auf eine angemessen
dotierte Planstelle - hiermit gibt es daran nichts zu mäkeln -
oder sollen Soldaten in Schüttes Schöner Neuer Welt den
ihnen zustehenden Sold nur noch gegen Vorlage von abgeschlagenen
Köpfen niedergemachter Taliban ausgezahlt bekommen? Im Gegensatz
zu politischen Elefantenfriedhöfen ist davon auszugehen, dass
Roses neuer Tätigkeitsbereich nicht aus lauter Liebe zu Herrn
Rose entsprechend dortiert ist, sondern weil es dieser Planstelle
entspricht - wie bei Abertausenden von Sesselpupsern woanders auch.
So
sehr viel Sorgen müsste Schütte sich eigentlich nicht
machen. Es besteht schon deswegen kein Anlass, weil der Vorfall für
Oberstleutnant Rose sicher noch ein Nachspiel haben wird. Die
disziplinarrechtliche Würdigung des Vorfalls aber - und damit
auch die unehrenhafte Entlassung, wie sie Schütte offenbar
vorschwebt - setzte in diesem Rechtsstaat immer noch ein Verfahren
voraus. Und wie sonst überall auch (z.B. Fall Esser) ist in
solchen Verfahren sogar die "Kampfmaschine" Soldat solange
unschuldig, bis das Gegenteil bewiesen ist - und das kann nun mal
eben ein Weilchen dauern.
Dieser
Elite-Kommentar ist somit nur ein weiterer in einer unübersehbar
langen Kette von Belegen dafür, dass das, was seit geraumer Zeit
in Deutschland abgeht und sich trotz vermehrt spürbarer
Widerstände im Volk (dazu braucht es keine dubiosen
Meinungsumfragen - die doch eher Manipulations- denn
Informationsmittel sind...) offenbar immer weiter beschleunigt, tiefe
Sorgenfalten auf der Stirn eines jeden vernünftig denkenden
Bürgers hervorrufen muss - vor allem und besonders auch in
Anbetracht unserer Geschichte. Die Debatte um den Afghanistan Einsatz
- und demnächst vermutlich um noch so einiges mehr - werden sich
unsere Abgeordneten schon gefallen lassen müssen, schließlich
sind sie - zumindest formell - immer noch die Abgeordneten dieses
Volkes - und nicht die des US-Präsidenten oder irgendwelcher
weltweiter Konzern- und Finanzmafiosi...
Wenn
sich denn hierbei Legitimationskrisen auftun - dann ist das gut und
richtig so - und es würde nebenbei vielleicht wieder ein
kleines Stück mehr Wahrheit in die bundesdemokratische Realtität
zurückbringen. Gänzlich den Boden unter den Füssen
verliert Schütte mit seinen letzten Worten zur
"Gewerkschaftsarmee". Vor nicht allzu langer Zeit - als die
Bundesrepublik noch halbwegs so etwas wie ein legitimiertes
Gemeinwesen war - hatte man ein Grundgesetz, dass es dem Parlament
verboten hätte, derart schwachsinnige Irrwege durchgeknallter
transaltantischer Politiker überhaupt mitzugehen.
Dass Deutschland
sich angesichts seiner abgrundtief widerlichen Entgleisungen in den
1000 Jahren seines Dritten Reiches eine andere Tradition im Umgang
mit seinen Streikräften - und vormals auch in der Außenpolitik
überhaupt - zugelegt hat, ist indes kein beklagenswerter Zustand
sondern eine der Leistungen, auf die unser Volk zu Recht stolz sein
kann. In welcher Weise unsere Truppe vor Ort dies bisher umzusetzen
vermochte, sollte nicht Anlass zu von billiger Söldnermentalität
aufgeschwatzten Minderwertigkeitskomplexen sondern zu
Selbstbewusstsein sein.
Selbst
in einer nach Hollywoodart strukturierten Schütte-Welt führt
kein Weg an Vernunft vorbei: Bevor man sich bemüht
"bündnisfähig" zu werden, stellt sich doch wohl
zu allererst mal die Frage, mit wessen Geistes Kind man sich da
verbünden soll... Ein auf erwiesenen Lügen basierender
völkerrechtswidriger Angriffskrieg gegen den Irak, der
inzwischen ohne jeden Sinn und Verstand zigtausenden völlig
unschuldiger Zivilisten das Leben kostete, ist jedenfalls alles
andere als der Nachweis irgendwelcher anerkennungswürdiger
Absichten.
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