Georgien - und kein Ende... |
Geschrieben von Jürgen Scheffler | |
Mittwoch, 27. August 2008 | |
Nun
- man kommt nicht umhin - wir haben eine waschechte Krise! Nämlich:
die sogenannte Georgienkrise! Da fordert ein in USA ausgebildeter
Hasadeur die Großmacht Russland heraus und bekommt eins auf die
Mütze. Und unsere Medien samt Kanzlerin quellen über vor Schwachsinn zu
diesem Umstand. Das zeigt - es gibt Leute, denen ist daran gelegen
das Verhältnis zu Russland und deren - zugeben geschickt und
nicht ohne Hinterlist agierendem Ex-Präsident Putin weiter zu
beschädigen... Dabei geht es nicht um Putin oder sonst
irgeneinen Prommi - hier werden Völker aufeinandergehetzt um
Kriege vorzubereiten, an denen Einzelne gar prächtig verdienen
werden. Für diejenigen die unseren Medien immer noch glauben,
sei einmal erwähnt, dass Georgien unweit des Iran liegt. Weiters sei erwähnt, dass der Iran weiter finster
entschlossen ist, Erdölgeschäfte in Euro statt Dollar
abzuwickeln. Eigentlich reicht das schon, um das, was da in und um
Georgien gerade abgeht, zu durchblicken. Mehr interessiert die daran
beteiligten Akteure auch nicht. Diejenigen die dabei sterben, gehören
übrigens nicht zu den Akteuren, sondern zu den Opfern - und zwar
solchen Opfern über die man weder heute noch morgen noch
übermorgen je sprechen wird...
Damit kein Missverständnis entsteht - weder halte ich Putin für einen lupenreinen Demokraten, wie Schröder es mal formulierte, noch denke ich, dass das amerikanische Volk irgendwie „schlecht“ gesonnen ist. Man kann ihm allerdings seine Unpolitisiertheit vorwerfen - denn in einer Demokratie sollte es so sein, dass die Politik des Landes die Summe der Überzeugungen des Souveräns, nämlich des Volkes, wieder spiegelt. Tat, tut und wird es vorläufig im Fall USA leider nicht tun. Insofern unterscheiden sich die Verhältnisse in USA und im Lande des „lupenreinen“ Demokraten Putin eigentlich wenig. Das eine ist allerdings die aktuelle Weltmacht Nr.1 - das andere die ehemalige Weltmacht Nr.2. Damit mein Vorwurf nicht so hart klingt - derzeit ist es in unserem Land nicht viel anders - Angela Merkel mit ihrer Washington-hörigen Politik spiegelt keineswegs eine Mehrheit im Lande wieder. Doch zurück zum Krisenquell. Also diese merkwürdige Figur Sakaschwili hat sich mal gedacht - oder ist auch vielleicht dazu inspiriert worden - die Zeit sei günstig, den Auftrag von „Freund“ Bush wahrzunehmen, und endlich Großgeorgien zu schaffen. Leider hat seine vom Westen frisch aufgerüstete Armee beim Handstreich in Süd-Ossetien versagt - offenbar wollen die dort wirklich noch immer keine Georgier sein, was etliche Jahrhunderte in die Geschichte zurück reicht. Ossetien und Abchasien sind traditionelle Krisenherde für Georgien - eigentlich standen diese Gebiet nie dauerhaft unter georgischer Herrschaft - was an dem Anspruch, es handele sich dort um georgisches „Hohheitsgebiet“ doch mächtig knabbert. Allein der vielleicht mehr oder weniger gelenkten Geschicklichkeit vom Westen gesteuerter Politiker wie Sakaschwili und seinem Vorgänger Schewardnadse ist der Konflikt in gewisser Hinsicht zu verdanken - denn diese haben ein Georgien unter Einschluss von Ossetien und Abchasien in der UNO durchgedrückt. Nun - sicher ist es problematisch, jeden Pups unabhängiger Völkerschaften ernst zu nehmen - womöglich drohte Deutschland sonst die Bayern-Sezession. Nur - was für ein Land ist Georgien denn? Ist es für Osseten und Abchasen derart lohnend, Georgier zu sein? Nein - ist es nicht und war es wohl auch nie, sonst gäbe es keine Jahrhundertlange Geschichte zu diesem Konflikt. Ginge es hier allein um die Angelegenheiten der Georgier, Osseten und Abchasen - kein Schwein würde das interessieren. Doch es gibt zwei Punkte die Brisanz ins Spiel bringen: 1. Durch Georgien verlaufen für die westliche Wirtschaft wichtige Rohstoffverbindungen... 2. Zusammen mit Armenien bildet Georgien eine Art christiches Bollwerk im Norden des Iran, welcher als nächstes auf dem Speisezettel der Bushmania steht. Dieses ist umgeben vom islamischen Aserbaidschan, das zu den wenigen Ländern mit einer schiitischen Bevölkerungsmehrheit zählt. Die gesamte Region ist ein Pulverfass nicht zu unterschätzendes Ausmaßes - man denke da nur an den schon lange schwelenden Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um Bergkarabach. Zusätzlich zur strategischen Lage sind dann noch die ingesamt beachtlichen Rohstoffvorkommen dafür verantwortlich, dass man dieser Region die Gelegenheit zu einem unbeeinflußten Zusammenraufen wohl kaum einräumen wird. Russland - sicher auch keine Pastorentochter und Quell reinsten Altruismus - hingegen kann das vom Westen inszenierte Spektakel am Rande seiner Hausmacht auch nicht so einfach hinnehmen. Es stehen für Russland eigene und hochwichtige politische und militärische Interessen auf dem Spiel. Ein Georgien in der NATO KANN für Russland nur das gleiche bedeuten, wie ehedem ein Kuba im Warschauer Pakt für die USA. Gleiches gilt für Ukraine und Weißrussland. Die Russen haben im Zuge ihrer neuen Politik sich zwar vom kalten Krieg verabschiedet - aber deswegen sind sie noch lange nicht blöde. Sie wissen genau, je tiefer die Stachel des potentiellen Gegners ins eigene Fleisch reichen, je schwerer kämpft es sich gegebenenfalls um die eigenen Interessen. Bezeichnenderweise übersieht unsere Journalie den Umstand, dass ein mit schwachsinnigen Argumenten gerechtfertigtes, angeblich gegen Iran gerichtetes, Raketenabwehrsystem angesichts der Georgienkrise Realtität geworden ist. Dieses System richtet sich logisch glasklar ausschließlich gegen die Atommacht Russland und nicht etwa wie behauptet gegen den Iran, welcher nicht einmal ansatzweise über die entsprechenden Mittel verfügt. Polen hat dem Aufbau entsprechender Einrichtungen auf seinem Terrotorium zugestimmt - so in etwa, wie Deutschland dem EU-Vertrag zustimmte. Die logisch 100% zu erwartende Konsequenz - ein russischer General merkte an, dass Polen damit nunmehr Atomziel für russische Atomwaffen sei - wird hier im Westen benutzt, um unter dem Mantel angeblicher russischer Weltmachtbestrebungen weiter Panikmache gegen Russland zu betreiben. Dabei ist die eigentliche Information darin eine andere: vorher war es Polen scheinbar kein Ziel! Nun ja - nun sind sie es, und wollten es ja wohl auch so... Dabei ist die Sache in der militärischen Ratio sonnenklar - der Abwehrschild in Polen bedroht das strategische Atompotential Russlands. Folglich wird es Russland zu Beginn einer möglichen Nutzung dieses Potentials ausschalten - würden Sie und ich nicht anders machen. Nur in der merkwürdig verdrehten oder genauer irregeführten öffentlichen Wahrnehmung im heutigen Absurdistan ist dies ein Affront - dabei erinnere man sich nur an die Kubakrise, wo allein die Möglichkeit, die damalige Sowjetunion könne Atomwaffen in Kuba stationieren, die ganze Welt an den Rand des dritten Weltkrieges manöverierte. Diese Zeiten sollten eigentlich vorbei sein - das weiß zwar auch die Bush-Administration, aber sie hätte sie eben gerne wieder und setzt scheinbar alles daran, dass es auch so wird. Nur einen Unterschied gibt es - anders als damals ist die Gefahr wesentlich höher, dass es auch zu diesem schwachsinnigen Weltkrieg tatsächlich kommen könnte. Der Grund sind vor allem die gigantischen Rohstoffvorkommen Russlands. Jeder Versuch der USA, ihrer habhaft zu werden, scheiterte seit Putin die Geschicke Russlands führt grandios... Putin ist ein gewiefter Taktiker - er konnte sich die künftige Bedeutung der Rohstoffvorkommen seines Landes an drei Fingern abzählen. Es gibt kaum ein Land auf der Welt, dessen wirtschaftliche Zukunft auch im Turbokapitalismus derart gesichert sein würde, wie die von Russland. Das mag mir und Ihnen gleich sein - denn letztlich ist es uns doch wurscht, wer uns auspresst - Russland oder irgendwelche Konzerne - im Ergebnis bleibt es für das gemeine Volk hier so oder so gleich. Nur den „Turbokapitalisten“ kann das natürlich nicht in ihren Kram passen - denn da ist ein Riesenstaat, der über erhebliche Teile der Weltgesamtvorräte an wichtigen Rohstoffen verfügt, und man kriegt ums Verrecken keinen Einfluss darauf - also in etwa so etwas wie eine Art „Mega-Iran“. DAS ist genau jener „Stoff“ aus welchem die „Georgienkrise“ gestrickt ist - eine Krise um ein Land und eine Region für die sich sonst weltweit kein Schwanz interessieren würde. Eine Krise um ein Land, in dem US-Machenschaften einen willfährigen Handlanger als Präsident installierten. Dessen Rückhalt im Volk ist inzwischen derart fragil, dass er sich schon vor Monaten gezwungen sah, seine mickrige Staatsmacht gegen das eigene Volk aufmaschieren zu lassen. Georgien ist in jeder Hinsicht ein Zwerg - die viel gelobten neoliberalen „Reformen“ dort wirkten sich nicht anders aus als hier oder sonst wo auf der Welt - Prekariat und Verarmung der Massen, grenzenloser Reichtum und Macht für wenige Einzelne. All dies müsse nun - geht nach den Ergüssen offenbar hoffnungslos verblödeter Journalisten hierzulande - notfalls von der NATO mit Blut und Tränen hiesiger Massen, welche eigentlich von genau demselben Dämon gebeutelt sind, auch noch „verteidigt“ werden. Sie wissen - in letzter Konsequenz bedeutet dies, das Leben von Menschen aus unserer Gesellschaft hinzugeben... Als ehemaliger Offizier, der seinerzeit seinen Dienst in der Armee im Glauben an eine wirklich gute Sache versah, kann mir da heute nur noch eines werden: speiübel!. In Georgien gibt es für unsere Völker nichts zu verteidigen und diesen Krieg gegen den Iran will hier sowieso niemand... Man sollte es direkt aufs weiße Haus graffitifieren und dem hoffentlich bald scheidenden US-Präsidenten Doppel-U Bush zurufen, sofern dieser die Geschicke seiner Nation überhaupt noch steuert - was man seit 9/11 durchaus bezweifeln darf.
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