Warum in die Ferne sehen... |
Geschrieben von Administrator | |
Mittwoch, 14. Januar 2009 | |
Dieser Tage in Duisburg: Menschen - wenn auch überwiegend muslimischen Glaubens - demonstrieren gegen das Unrecht, dass der Staat Israel nun schon das ganze Jahr lang gegen die andersgläubigen Insassen des Freiluftgefängnisses Gaza verübt. Das ist kein Anti-Semitismus, sondern traurige Tatsache. Fernab jeglicher Verhältnismäßigkeit drischt die gewaltigste Militärmaschinerie des Nahen Ostens auf einen winzigen Landstrich ein. An die 1.000 Palästinenser kamen schon zu Tode... 250 mal so viel, wie durch den Ofenrohr-Beschuss der letzten Jahre - und immer noch gibt es Leute, die glauben, der Staat Israel habe ein Recht auf ungezügelte Selbstverteidigung. Diese Leute stört auch nicht, dass Israel diese Eskalation zuvor bewusst und nach besten Kräften herbei geführt hat... Stichwort: Embargo, Stromsperren etc. Aber selbst in unserem Duisburg gibt es immer noch Schwachtmaten, die es angesichts der dramatischen Lage für Israelis... (hier und da mal einen Raketenalarm) ... für nötig hielten, an dem *bekannten“ Demoweg der Anderen die Davidsstern-Flagge im Schlafzimmerfenster zu präsentieren. Wie man hier lesen kann, waren die Fahnenaufhänger selbst zu keinem Zeitpunkt anwesend - somit ging es bestenfalls um die Lappalie „Sachbeschädigung“. Im Gaza selbst indes geht es ganz konkret um „Menschenbeschädigung“. Und dass unsere Kanzlerette zu diesem ungeheuerlichen Vorgang keine anderen Worte findet, als sie nun mal leider nur fand... DAS sollte uns Bundesbürgern zu denken geben. „Menschenbeschädigung“ ist offensichtlich weniger wert, als „Sachbeschädigung“ lautet die Quintessenz aus der öffentlich hierzulande wahrnehmbaren Meinung. Aber wenn das schon so sein soll - dann gilt dies auch für den Beschuss Israels durch umgebaute Ofenrohre der Hamas. Hier wurden bislang nur wenige Menschen ernsthaft verletzt oder kamen gar zu Tode dabei. Sicher ist es nicht angenehm, auch diese Art des Beschusses zu ertragen - aber kann es angenehmer sein, deswegen das 250-fache an Opfern für eine nicht wirklich erfolgreiche „Gegenmaßnahme“ zu akzeptieren? Israel wird nach wie vor beschossen, wenn vielleicht auch nicht mehr ganz so oft wie zuvor. Was also hat die Operation „Gegossenes Blei“ für Israel gebracht? Nichts... nada... rien... Und auch keine ähnliche Operationen wird je etwas Sinnvolles hervorbringen können - denn man kann nun mal nicht Unrecht mit Unrecht vergelten. Wenn diese Operation für Israel eines hervor bringt, dann einen Verlust an internationaler Akzeptanz. Wenn Israel demnächst womöglich die Wahlteilnahme seiner arabisch-stämmigen Bevölkerung auch noch unterbindet, verdient es nicht einmal mehr die Bezeichnung „Demokratie“ - es ist dann nämlich keine mehr. Und es ist nun mal so, dass sich genau das mit seinem politischen Vorgehen seit Jahrzehnten und nicht zuletzt auch mit der Siedlungspolitik in den annektierten Gebieten deckt. Wer so vorgeht, will keinen Frieden - sondern anderen etwas wegnehmen... Irgendwie kann ich gar nicht glauben, dass ein einstmal derart verfolgtes Volk offenbar nichts anderes im Sinn hat, als das selbst erfahrene Unrecht an andere Menschen weiter zu geben. Jedes Kind in Gaza, das Mutter,Vater oder andere Nahestehende in diesem vollkommen sinnlosen Hinschlachten sterben sieht, wird das zeitlebens nicht vergessen. So viel kann auch eine noch so „heilige“ Knesset-Wahl nie im Leben wert sein... Wenn Israel wirklich Frieden wollte - und daran mag mit Recht gezweifelt werden - kämen 1.000 andere Wege in Frage, aber nicht jener, der derzeit praktiziert wird... Dass hierzulande Medien die Schlafzimmer-Fahnenaufhänger auch noch in Schutz nehmen und deren freie „Meinungsäußerung“ verteidigen, ist gottseidank noch Bestandteil der gegenwärtigen Kultur. Dass aber auch hierzulande Menschen durch Hartz IV gequält werden, dass sie schutzlos jeglicher Behördenwillkür ausgeliefert sind - dass ist definitiv längst realer Kulturverlust. Wir brauchen uns also gar nicht über das - einwandfrei unmenschliche - Vorgehen Israels beschweren, hierzulande findet alltäglich etwas Vergleichbares statt. Die Hartzler sind die Palästinenser unserer Gesellschaft hierzulande... nur mit dem einen Unterschied: noch schießen sie keine umgebauten Ofenrohre auf das Kanzleramt...
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