Hinreichend
laut und vernehmlich war es eigentlich schon - das Vorbeben. Auch
hierzulande zerrupfte es die IKB und einige Landesbanken wurden
durchgerüttelt. Seitdem pumpen Regierungen weltweit nun schon
seit Jahresfrist wachsende Milliardenbeträge in die
Finanzmärkte. Doch diese scheinen schwarzen Löchern gleich
und verschlingen einfach Alles und Jedes, was da unternommen wird, um
weiteres Abgleiten in den Abgrund zu vermeiden. Seit Langem zeigen
etliche Ökonomen mit dem Finger auf die gewaltige Schieflage der
Weltleitwährung Dollar, die aus einer grandiosen Überschuldung
der USA weltweit resultiert und orakelten: „...das wird so nicht
ewig gut gehen können!“. Tut es auch nicht, wie man wohl
spätestens jetzt einräumen muss. Die brachiale Urform des
Kapitalismus scheint - nur zwei Jahrzehnte nach dem Niedergang ihres
direkten Gegenentwurfs - gleichfalls am Ende der Lebensspanne
angekommen.
Schon
die Immobilienkrise - an die man sich demnächst noch als eher
harmloses Vorbeben erinnern könnte - war ein deutliches
Menetekel. Aber nicht als Ursache von Verwerfungen, sondern
als unübersehbares Symptom einer dramatischen
Fehlentwicklung im weltweiten Wirtschaftssystem. Mit viel Mühe
und noch mehr frischem Geld gelang es vor einem Jahr zwar, den
unmittelbaren Schaden einigermaßen zu kaschieren - was aber
eben doch immer nur ein Herumdoktern am Symptom bleiben konnte. Wie
man nun sieht, war und ist die strukturelle Krise keineswegs
abgewendet.
Vielmehr
steht zu befürchten, dass es nicht allein der überzogene
US-Immobilienhype sein wird, der da - übrigens bereits seit Ende
2005 - ins Schlingern gerät. Etliche Derivativprodukte sowie
andere undurchsichtige Geschäftsmodelle sind schon und werden
noch kurz über lang unter ähnlichen Druck geraten. Denn
auch sie verkörpern im wesentlichen Geschäfte mit heißer
Luft und sind nicht oder kaum durch realwirtschaftliche Leistung
unterlegt - im Gegenteil: Ihre grandiosen Erlöse ziehen etliche
„Geschäftsmodelle“ aus dem kurzfristigen Vervespern
realwirtschaftlich funktionierender Einheiten oder aus offener
Steuerhinterziehung. Des weiteren dürften sich auf den Märkten
noch etliche „umverpackte“ Immobilienrisiken tummeln, zum Anderen
scheint realwirtschaftlicher Ersatz für das nun vermehrt
freigesetzte Casinokapital nicht in Sicht.
Ein
beständig wachsender Anteil des gigantischen BIP in USA wurde
mit Finanzdienstleistungen generiert, während die
realwirtschaftliche Leistung zunehmend erodierte. Dass ein solchen
„Aufblasen“ des Kapitalmarktes möglich ist, ist zigfach
bewiesen - dass es dabei eine Grenze im Ausmaß gibt, hingegen
nicht. Im angeblichen Wachstum der USA war „der Wurm drin“ - was
Manchen durchaus auffiel (Link).
Das US-Wachstum nährte sich daneben auch aus den enormen
Militärausgaben, die allerdings keine nachhaltige Steigerung der
Wirtschaftskraft beinhalten und letztlich nur die Schieflage des
Staatshaushaltes verstärken. Auch Kritik an der Systematik zur
Ermittlung des BIP tauchte vereinzelt auf - offenbar konnte da aus
einem Dollar realwirtschaftlichen BIP-Beitrag mittels
„Phantom-Dollars“ schnell mal ein Vielfaches davon werden.
Doch
in den vergangenen Jahren war auch viel unternommen worden, um den
für das BIP in den USA entscheidenden Konsumsektor anzukurbeln.
Grandioses Beispiel aus der Immobilienblase:
„Cash-Out“-Refinanzierung - Der Kreditnehmer verschuldet
sich über sein bestehendes Saldo hinaus und kann so Mittel für
Konsum frei bekommen. Dies wurde in großem Stil praktiziert und
hat etliche Haken. Zum Einen sind das „Einmal“-Effekte ohne
nachhaltige Wirkung und dann funktioniert das Ganze nur, wenn die
Immobilienpreise weiter steigen oder wenigstens stabil bleiben. Dann
gab es das Steuer-Scheck-Programm, mit dem die US-Regierung
rund 100 Mrd $ in den Konsum pumpte, die aber ebenso „Einmaleffekte“
hervorbringen. An der sich verschlechternden Einnahme-Situation
breiter Schichten der Bevölkerung änderte all dies jedoch
wenig - denn auch und besonders in USA konzentrierten sich die
Zuwächse in Händen weniger bereits schon sehr vermögender
Kreise.
Zwar
unternimmt die deutsche Bundesregierung Alles, um besorgte Bürger
zu beruhigen - und erhält öffentlich den Eindruck aufrecht,
EU und Deutschland seien weniger von Finanzkrise betroffen. Und in
der Tat ist Europa in mancher Hinsicht strukturell besser dran, eben
weil z.B. noch staatliche Systeme existieren. Doch ist es eine
Utopie, anzunehmen, die EU oder Deutschland könnte bei heftigen
Turbolenzen in der US-Wirtschaft weitgehend ungeschoren davon kommen.
Hierzu die folgende Grafik:
Aber
nicht nur die hier visualisierte gegenseitige Verflechtung und
Abhängigkeit ist es, die Sorgenfalten auf der Stirn hervor rufen
müssen. Jähes Entsetzen muss eine kleine Passage aus diesem
- interessanterweise
von deutschen Medien mit Missachtung gestraften - Text verbreiten
(Bitte
Lesen Sie sich ihn genau durch - und schauen Sie mal genauer hin, wer
ihn unterzeichnet hat...)
Erschreckendes Zitat: „Finanzwerte
stellen heute das 15-fache des gesamten Bruttoinlandsprodukt (BIP)
aller Länder dar.“
Das
macht mehr als alles andere deutlich, wie beklemmend die Situation in
Wahrheit schon seit Längerem ist. Ebenso eindringlich wie
unausweichlich stellt sich die Frage, worin der grundlegende Nutzen
von Hedgefonds und Private Equity für das Wirtschaftssystem und
die es tragenden Gesellschaften überhaupt liegen mag - das
neoliberale Geschwafel von Optimierung des Ressourceneinsatzes ist
grade dabei, sich selbst zu widerlegen. Handelbare Risiken und den
Privatisierungswahn (...von wenigen Jahren von Kanzleraspirantin
Merkel selbst noch vehement vertreten...) kann man da gleich getrost
mit einschließen.
Schon
heute steht fest: die Deregulierer sowie ihre Weltanschauung samt
Theorien haben nicht nur auf ganzer Linie versagt - sie schufen ein
Chaos epochalen Ausmaßes. Abertausende Institutionen und
Menschen wurden im globalen Zocker-Casino bis vor Kurzem unermesslich
schnell unermesslich reich. Nun - da quasi das BIP der kommenden 15
Jahre bereits verfrühstückt ist - ist der Punkt gekommen,
an dem es einfach nicht mehr weiter geht. Was eigentlich spricht da
gegen die Annahme, dass genau dieser Umstand nicht von vornherein das
wahre Ziel dieses vernunftfreien Spektakels gewesen sein könnte?
Und
was eigentlich spricht gegen die Annahme, dass sich hinter der mit
Krokodilstränen in die Öffentlichkeit gepuschten und
angeblich so fürchterlich unausweichlich notwendigen
„Kollektiv-Rettungsaktion“ von US-Präsident Bush - und
ähnlichen, die sich andernorts noch dazu gesellen werden, sich
nichts anderes verbirgt, als nur eine weitere Quadratur eines eh
schon grenzenlosen Wahnsinns?
Nehmen
wir die AIG, einer der weltgrößten Versicherungskonzerne.
85 Mrd. $ stellte die Fed auf Wunsch der US-Regierung zur Rettung
bereit und die verbrannten wie nichts. Nach einem kurzen Hüpfer
trudelt die Aktie wieder im Tiefstand vor sich hin und verbucht
aktuell mit um die 3 $ einen Verlust von 95% gegenüber ihrem
Vorjahreswert. Tendenz weiter fallend... Flugs entfernte man sie aus
dem Dow-Jones-Index, obwohl sie erhebliche Anteile des Umsatzvolumens
dort abbildet. Besonders pikant: Noch vor
Jahresfrist wurden uns hier in Absurdistan Versicherungskonzerne als
Ersatz für staatliche Sicherungssysteme angepriesen - nicht
wahr, Herr Westerwelle? Dagegen kann man am AIG-Beispiel eine
Vorstellung davon entwickeln, was Rettungspakete angesichts einer
hoffnungslos verfahrenen Situation auszurichten vermögen. Und
selbst wenn es 700 Mrd $ sind - von denen hofft man schließlich,
das gesamte Desaster zu bereinigen.
An
der Eindringlichkeit des oben in blauer Fettschrift wiedergegebenen
Satzes kann kein Rettungspaket etwas ändern - es stellt sich die
Systemfrage. Es rächt sich
nun, dass jahrzehntelang Luft in die Finanzkeisläufe gepumpt
wurde. Noch mehr Luft hineinzupumpen, kann da erkennbar keine Lösung
sein. Die Luft ablassen kann oder will man aber auch nicht - schon
allein aus Furcht darüber, was dann wohl noch Alles zutage
treten würde. Dieselben Leute - die so gerne „...mit
ihrer tiefen Sorge um kommende Generationen...“
argumentieren, um auch noch die letzten staatlichen Residuen unter
ihre Kontrolle zu bringen - waren meist auch diejenigen, die sich
zugleich beidseitig die Taschen vollstopften.
Es
sei einmal kurz daran erinnert, dass noch vor kurzem
Hedgefondsmanager Jahreseinkommen bis zu 2 Mrd $ realisierten.
Beträge, die selbst gut florierende mittlere Betrieb in der
Realwirtschaft über Jahrzehnte nicht einmal annähernd
umsetzen - geschweige denn als Erlös erwirtschaften. Die
Wirtschaftsleistung der Realwirtschaft aber ist gesellschaftskonform
- hier wird etwas produziert bzw. geleistet, was Nachfrage befriedigt
und Menschen Arbeit gibt. Die 2 Mrd $ des Hedgefond-Managers aber
generieren sich weitgehend aus Luft. Ohne erkennbaren Nutzen für
die Gesellschaft, bzw. - wie so langsam immer deutlicher hervor tritt
- sogar zu deren Schaden. Das nun klar sichtbare Problem bleibt:
beides ist mit dem gleichen Dollar bewertet. Man sieht einem Dollar
heute nicht an, ob er aus Leistung stammt - oder Luft repräsentiert.
Hierzulande,
in Absurdistan, tut man indes so, als berühre uns all dies nur
peripher - offenbar möchten hier Viele gerne noch eine Weile so
weiter machen - vor allem Jene natürlich, die von dem Wahnsinn
profitieren. Wie groß deren Einfluss mittlerweile ist, zeigt
eine Durchsicht der deutschen Medien und ihrer Berichterstattung zur
Krise (siehe obigen Aufruf...). Wie löcherig das Valium-Gerede
aus Berlin sein könnte, möchte ich an einem Beispiel
deutlich machen: in den Jahren bis 2004 besserten etliche größere
Kommunen in Deutschland ihre Haushalte mit einer schier unglaublich
abenteuerlichen Konstruktion auf: Cross-Border-Leasing
(grenzüberschreitendes Leasing), ehedem mal erfunden, um
Flugzeugverkäufte zu finanzieren (und wohl auch verdeckt zu
subventionieren...).
Es
steht zu befürchten, dass diese Kommunen den „wahren Nutzen“
und den „wahren Nutznießer“ der stets windigen - und
deshalb auch geheimgehaltenen - Vertragskonstruktionen erst
noch so richtig kennen lernen werden. Gezielt angelockt haben
Kommunen alles nur Denkbare an US-Investoren „verleast“ und
gleich wieder „zurückgeleast“. Wer sich nun fragt, worin der
Sinn solcher Geschäfte liegen mag, mag staunen: seinerzeit lag
der Sinn vor allem darin, den amerikanischen Fiskus zu behumpsen.
Investoren brachten 10-15% Eigenkapital in solche Geschäfte ein,
der Rest wurde über Banken kreditiert. Von der auf die Zukunft
hochgerechneten Steuerersparnis wurden der Kommune ein marginaler
Teil sofort ausgezahlt - den Langfrist-Reibach aber macht natürlich
der „Investor“ via Abschreibungen auf gigantische Vermögenswerte,
die sonst niemals in seiner Reichweite gestanden hätten. Stets
sofort grandios und natürlich überaus „leistungstragend“
mitverdient haben auch wie immer - die „Leistungsträger“
Banken, Anwaltskanzleien und Beraterklitschen
hüben wie drüben.
Dieses
ebenso vernunft- wie demokratieferne Schauspiel steht u.a. auch in
Zusammenhang mit GATS,
dem Kernarsenal des neoliberalen Angriffs auf Staatsmacht und
Demokratie weltweit. Auf breiter Front gingen etliche der chronisch
unter Finanznot leidenden Kommunen hierzulande vertragliche
Verpflichtungen ein, die in ihrer Tragweite nicht einmal auch nur
annähernd überblickt werden. Komplette Straßenbahnnetze,
Kanalisierungen, Klärwerke, Müllverbrennungsanlagen,
Schulen, Fuhrparks, öffentliche Gebäude etc. wurden per CBL
in die Verfügungsgewalt von großen US-Investoren gebracht
- um eines vergleichsweise geringen Vorteils willen - meist in Form
einer einmaligen Summe von ein paar Mio €.
Hierzu
muss man wissen, dass deutsche Kommunen sich aus Sicht von
Finanzhaien für derartige Geschäfte ganz besonders eignen -
denn, wenn die nicht zahlen können, springt hierzulande per
Gesetz zunächst das Land und dann der Bund ein.
Kommunalpolitiker unterschrieben nicht selten über 1000-seitige
Vertragswerke in Englisch, die - und das allein ist ungeheuerlich -
u.a. Geheimhaltungspflichten festlegen, deren Verletzung
allein schon in manchen Fällen Schadensersatzzahlungen nach sich
ziehen könnte. Komplizierend kommt hinzu, dass der Gerichtsstand
solcher Verträge stets der US-Staat New York ist, wo ein höchst
merkwürdiger Rechtsumstand herrscht: dort haben Verträge
selbst dann Bestand, wenn sie illegal sind - was von den Urhebern
dieser Gaunerei nicht anders als höchst weitsichtig einzustufen
ist.
Denn
das gespenstische Treiben um CBL mit öffentlichem Eigentum fand
2004 ein jähes Ende, als der US-Gesetzgeber dieses „wunderbare“
Geschäftsmodell als Steuerhinterziehung einordnete. Die
vorhandenen Verträge aber bestehen weiter und die schmalen
Erlöse sind durch die Kommunen längst verfrühstückt.
Und nun wird es langsam interessant - falls sich der Leser schon
gefragt haben sollte: „Was hat das mit der Finanzkrise zu tun?“.
Lesen bildet - Lesen Sie mal hier...
Es
ist klar - Kennzeichen all dieser CBL-Geschäfte ist vor allem
ein gigantisches Volumen - unter 100 Mio € ging da nichts.
Seinerzeit vielleicht „nicht vorhersehbar“ aber inzwischen Fakt,
geriet so mancher Investor und manche beteiligte Bank ins Eiern. Es
wird nun am Kleingedruckten in den überaus umfangreichen und
über weite Strecken unverstandenen Vertragswerken liegen, wer da
zur Kasse gebeten werden wird. Ohne Übertreibung darf wohl
angenommen werden, dass auf windige Betrügereien spezialisierten
US-Kanzleien diese Werke nicht zugunsten germanischer Kommunen
verfasst haben werden. Interessanterweise soll die US-Versicherung
AIG dem Vernehmen nach auch auf diesem Sektor beachtlich engagiert
sein.
Verzweifelt
kämpften Bürgerinitiativen dort, wo man Wind von diesem
Irrsinn bekam, gegen solche Machenschaften an und hatten mancherorts
sogar Erfolg - dennoch: rund 180 solcher
Verträge soll es geben. Sie laufen auf sage und
schreibe 99 Jahre - und zwar notwendigerweise, weil sonst die
Steuervorteile nicht zur Geltung gekommen wären. Die
anfänglichen Rückleasingszeiten streuen zwischen 20 und 30
Jahren. Die durchgesickerten Informationen sind teilweise
haarsträubend - die enormen Anlagewerte werden offenbar doppelt
abgeschrieben - hier und in den USA. Es gibt undurchsichtige
Passagen, über die der Investor nach Ablauf des Rückleasings
Zugriff auf sein Eigentum geltend machen könnte und vieles
mehr... 180 Verträge a 100 Mio - macht mindestens 18 Mrd. €.
Die tatsächliche Summe dürfe weit darüber liegen, da
es Verträge mit Volumina bis zu 2 Mrd € gibt.
Hier
drängt sich doch der Verdacht auf, dass das Valiumgerede unserer
Politprominenz unter anderem auch dazu dienen könnte, den Mantel
des Schweigens über Dieses und Ähnliches zu breiten. Im
bevorstehenden Wahljahr 2009 würde eine öffentliche
Diskussion solcher und ähnlicher Vorgänge schließlich
so gar nicht gut rüberkommen. Die bange Frage bleibt indes, was
wohl noch alles zu Tage treten mag, wenn die Luft aus dem
Gesamtsystem erst einmal entwichen ist...
Der
astronomische Reichtum der großen Volkswirtschaften demaskiert
die Grundstruktur des Kapitalismus - längst wurde man sich zu
fein für die mühevolle, risikoreiche und langwierige
Organisation von Produktion und Arbeit. Neues Geld entstand immer
weniger durch realwirtschaftliche Leistung - das beste Beispiel
dafür: die USA, Der geschickte - oder man könnte auch sagen
destruktive - Umgang mit immer noch irrwitzigeren Kapitalmengen
machte Margen möglich, die
mit „Arbeit“ nichts mehr gemein hatten und die mit Organisation
von Arbeitprozessen auch nie und nimmer erreichbar gewesen wären.
Gleichwohl aber legten diese „Geschäftsmodelle“ die
Messlatte für die Renditen auch in der
Realwirtschaft immer höher - was vermehrt auch
wirtschaftlich durchaus gesunden Unternehmen den Kapitalhahn
zudrehte.
Erzielt
wurden diese Margen aber letztlich nicht auf Märkten, sondern
durch simple Gestaltung, durchgesetzt mit purer Macht horrender
Kapitalsummen und jedem nur erreichbaren Taschenspielertrick. Dieser
Link
als nur ein Beispiel für abertausende von ähnlich
gelagerten Fällen. Man kann auch sagen: durch Plündern
von Märkten, Anlegern und Arbeitern - und letztlich via
Inflation durch die Plünderung aller, die auf die Verwendung
von Geld angewiesen sind. Eine undurchsichtige Hydra von
Thinktanks, Beratern, Analysten durchwucherte die Gesellschaften und
deren Wissens- und Informationseinrichtungen mit nur dem einen Ziel:
diesen Prozess zu befördern, und ihm immer wieder neuen Boden zu
bereiten. Zeitgleich strömten Heere von Lobbyisten auf die
politischen Systeme ein, um die politischen Randbedingungen für
solche Geschäfte zu schaffen und zu erhalten - wirkungsvoll
flankiert durch entsprechende Agitation in den bezahlten Medien.
Offenbar
einer konzertanten Strategie folgend wurden parallel abstruse Lehren
aus der Taufe gehoben und für ihre Verbreitung unter der
jeweiligen Zielklientel gesorgt, um sie dann mit Zähnen und
Klauen sowie aller Medienmacht zu verteidigen. Der
„Circus Maximus“ der Moderne schlechthin, die Aktienbörse,
blähte sich zu abstrusem Volumen auf.
Keineswegs zufällig lässt sich die Analyse dessen, was dort
abläuft, noch am ehesten mit Methoden der Spieltheorie greifen.
Es dominieren ja Spiel und Poker, und zwar um immer höhere
Wagnisse. Spekulative „Finanzprodukte“ - Termingeschäfte,
Optionen, Fonds, Bonds, Derivativa jeglicher nur vorstellbaren Art
stürmten die Parkette. Es wurden Wetten auf solche Wetten -
und auf deren Ausgang abermals Wetten abgeschlossen. Mit
Realwirtschaft hat dies praktisch nichts mehr zu tun - vielmehr ist
diese längst davon selbst schwer in Mitleidenschaft gezogen.
In
dieses System noch mehr Geld zu stecken, kann vorhersehbar nur darin
resultieren, es noch weiter aufzublasen. Aufgrund der enormen
Vermögenskonzentration wird jeder Dollar oder Euro kurz über
lang bei exakt Jenen landen, die das ganze System zu ihrem eigenen
Nutzen derart aufgeblasen haben - und dies, ohne nennenswerte Spuren
in der Realwirtschaft zu hinterlassen. Doch auch selbst wenn es den
Staaten gelingen sollte, sinnvolle Regulierungen zu implementieren,
was höchst fraglich ist - was ist mit den gigantischen Beträgen,
die sich bereits jenseits der Realwirtschaft konzentriert haben?
Wirtschaftlich stellen diese astronomischen Geldmengen einen
unübersehbaren Machtfaktor dar.
Guter
Rat ist nun teuer - ja unbezahlbar. Jahrzehntelang verdrängte
man die erkennbaren Symptome der Fehlentwicklung. Keine Partei, keine
Institution unternahm ernsthafte Anstrengungen der Entwicklung
entgegen zu treten, Alternativen oder Ausweichlösungen zu
entwickeln. Der bereits begonnene Zusammenbruch des
Turbo-Kapitalismus trifft so die Gesellschaften weltweit
unvorbereitet. Der Aufruf der „Elder-Statesmen“ geht prinzipiell
in die richtige Richtung - die Staaten müssen sich weltweit
gemeinsam um eine Lösung bemühen. Demokratie und
Marktwirtschaft haben sich im Prinzip ja bewährt - ebenso klar
aber wurde auch: eine deregulierte Wirtschaft um der Wirtschaft
selbst willen führt in den Abgrund.
Die
Wirtschaft ist ein System der Gesellschaft - ein zwar sehr wichtiges,
aber keineswegs ein auf sich allein gestellt lebensfähiges
System. Zudem ist Brachialkapitalismus inherent instabil - auch eine
Tatsache, die auch nicht wirklich neu ist. Er ist somit auf
Begrenzungen angewiesen, die ihm Stabilität erst ermöglichen
und diese sind nur im Verein mit der Gesellschaft dauerhaft sicher zu
stellen, die der Wirtschaft ohnehin erst Basis und Legitimation für
ihre Funktion verschafft.
Somit
ist klar, dass jedwedes Wirtschaftssystem zu allererst den
Notwendigkeiten der sie tragenden Gesellschaft zu folgen hat. Die
muss der herrschende Souverän - in Demokratien ist dies das Volk
und mithin seine Vertreter - der Wirtschaft via Regeln aufprägen,
und nicht umgekehrt. In modernen Gesellschaften mit ihren enormen
Bevölkerungszahlen gibt es hierzu keine Alternative - zumindest
keine, deren Konsequenzen auf Dauer ethisch haltbar wären. Mögen
sich früher einmal beträchtliche Teile der Bevölkerung
in Krisenzeiten mit Naturalwirtschaft über Wasser gehalten
haben, wird dies heute - zumindest in den hoch entwickelten Ländern
- kaum noch möglich sein.
Wir
blicken nun zurück auf Jahrzehnte, in denen Alles versucht
wurde, diese Zusammenhänge auf den Kopf zu stellen - dieser
Versuch scheiterte letztlich. Vielleicht mag das sich - trotz der zu
erwartenden Verwerfungen - noch als Glücksfall herausstellen.
Denn längst steht die Menschheit globalen Herausforderungen
gegenüber, die sich jeglicher Benennung in Dollar- oder
Eurobeträgen völlig entziehen. Der nun anstehende Umbruch
wird nicht von selbst in eine zukunftsfestere Richtung führen -
gleichwohl aber stehen, im historischen Vergleich, die Chancen dafür
so gut wie nie zuvor in der Geschichte.
In
vielen Ländern gibt es mit Demokratien ein politisches System,
das wenigstens in Lage ist, auch unter gravierenden Veränderungen
fort zu bestehen, gleiches gilt für das Wirtschaften auf
markwirtschaftlicher Grundlage. Es haben sich etliche moderne
Gesellschaften formiert - orientiert an langfristig tragfähigen
Grundsätzen wie Menschenrechte und Umweltschutz. Zudem hat sich
unsere Welt sowohl in der Auswirkung menschlichen Handelns auf die
Umwelt wie auch in den Bereichen Information und Kommunikation
grundlegend verändert. Überfällig ist hingegen, unsere
gesellschaftlichen Strukturen mit ihren in vergangene Jahrhunderte
zurück reichenden Wurzeln auf den aktuellen Stand und die vor
uns liegenden Herausforderungen fortzuentwickeln - was auch
tiefgreifende Änderungen im Wirtschaften beinhalten müssen
wird.
Einstweilen
also werden die Staaten diese Entwicklung transportieren müssen
- da eine legitimierte supranationale Struktur nicht einmal in
Sichtweite ist. Der Globalkapitalismus mag Katalysator gewesen sein -
doch weder war er diese Struktur noch kann er Kern einer dauerhaften
Lösung sein, solange ihm ein adäquates gesellschaftliches
Regulativ fehlt. Hier steht zu hoffen, dass die Staaten nicht nur in
der Verabredung von Kriegen und in der Durchsetzung von zweifelhafter
Partialinteressen international zusammenarbeitsfähig sind,
sondern dass sie die in den vergangenen Jahrzehnten praktizierte
Zusammenarbeit auch zur Abwechslung mal in positive und
zukunftsträchtige Entwicklung umzusetzen vermögen.
Ohne
Alternative bleibt bei diesem Prozess die Beantwortung der Frage, wie
derart fehlgeleitete Prinzipien soweit in die politischen Systeme
auch der Demokratien hinein diffundieren und dort so lange die
Oberhand behalten konnten. Spätestens hier wird sich jeder
Wähler an die eigene Nase fassen müssen - und der
unbequemen Frage nach seinem eigenen Anteil an der Fehlentwicklung
nicht mehr ausweichen können. Demokratie ist keine Veranstaltung
irgendwelcher „Anderer“ oder einiger weniger Ambitionierter - sie
ist gleichsam das Immunsystem des gesellschaftlichen Körpers und
verzeiht keine dauerhafte Ignoranz. Wer hier weg sieht oder
sich täuschen lässt, der liefert sich selbst und Andere
sowie die Gesellschaft jeder Krankheitskeim praktisch schutzlos aus.
Unsere
Zukunft braucht auf Basis des Bewährten revidierte
Gesellschaften, in denen wieder mehr die Vernunft - und weniger das
Absurde - regiert. Gesellschaften, in denen Wirtschaften auf das ihm
zukommende Maß zurecht gestützt und lebenswichtigeren
Interessen untergeordnet ist. Gesellschaften, deren Mitglieder sich
zum Mitwirken aufgerufen fühlen und in denen diese Mitwirkung
auch sinnvoll verwertet wird. In solchen Gesellschaften kann kein
Platz mehr sein für rückwärts gewandtes
Elitengeschwafel und auch keiner mehr für krebsartige
Konzentration wirtschaftlicher Macht oder für Cliquen-Herrschaft
über die wichtigste Ressource des menschlichen Geistes
überhaupt: Information und Wissen.
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