Recherchen nach Autoren nämlich stellen sich bei vielen Websites von Sendern (z.B. Phoenix) als nahezu unmöglich heraus - 3Sat ist da noch eher eine Ausnahme und produziert auf Anfrage denn auch gleich mehrere Dutzend Treffer. Doch - darf es überhaupt sein, dass hier eine nachweislich der FDP nahe stehende Autorin (sie trat im Hamburger Raum 2001 und 2006 für die FDP an - ihr Gatte ist gewählter FDP-Kommunalpolitiker) ihre tendenziöse Propaganda unter dem unverdächtigen Deckmantel von Dokumentation so ungehemmt im öffentlich-rechtlichen Fernsehen verbreiten kann?
Natürlich soll auch ein Filmautor seine eigene Meinung haben - und diese vor mir aus auch in Talkrunden äußern können. Sie aber dermaßen aufdringlich in als Dokumentation deklarierte Sendungen einzuflechten, wie zuletzt bei "Arbeit ja bitte - aber Schwarz" geschehen, überschreitet eindeutig die Grenze zur vorsätzlichen Manipulation der Zuschauer. Wäre dies ein Einzelfall wäre vielleicht noch Achselzucken angesagt - aber es steht zu befürchten, dass vor allem gerade FDP-Interessen (oder genauer die hinter ihr stehenden Interessen) im gesamten Medienbereich bei weitem überproportional repräsentiert sind.
Allein schon die jüngeren Lieblingsthemen von Frau Dr. Rita Knobel-Ulrich legen nahe, dass derlei - wenn vielleicht auch nicht immer so auffallend - auch in anderen von ihr gemachten Sendungen statt findet. Dabei sollte gerade Frau Dr. es doch möglich sein, politisch ein wenig ausgewogener zu Werke zu gehen. Die Berufsehre eines Journalisten verlangte dieses allemal.
Der arglose Zuschauer indes ahnt nichts von der hinterhältigen Attacke - er sieht die schöne bunte Welt und bekommt kaum mit, dass nebenbei die Propaganda-Maschine auf Hochtouren läuft. Wir wollen festhalten - die obige Liste ist allein einer einzigen und dazu keineswegs besonders bekannten oder gar populären Person dieser Szene zuzuordnen. Wenn wir noch ein paar andere verdächtige Vertreter der Gehirnwäsche-Branche hinzunehmen - sowie ganze Privatsender, deren Ziel allein die Kommunikation von Weltsicht nach Art des Hauses Bertelsmann zu sein scheint, bekommt man eine beklemmende Ahnung vom Ausmaß der heute real vorhandenen Gehirnwäsche nur allein im Fernsehen.
Dass das Ganze nur das Ergebnis der rein privaten Initiative von Frau Dr. Knobel-Ulrich ist, erscheint indes mehr als zweifelhaft. Besonders die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender gönnen sich jede Menge Instanzen und Kommissionen, die Aufsicht über das Programm ausüben - bzw. ausüben sollen. Die Themenwahl legt dann auch die Vermutung nahe, dass es eben nicht ein bei Knobels hausgehäkeltes Konzept ist, welches da umgesetzt wird. Auch schon die "Goldene Prometheus"-Nominierung von Frau Dr. Knobel-Ulrich für die Auszeichnung "Fernsehjournalist des Jahres 2005" und das auch noch für den absolut unterirdischen Beitrag "Arbeit - nein danke" drängt indes die konkrete Befürchtung auf, dass es im Journalismus des Landes generell irgendwie merkwürdig zu gehen muss.
Ein unverfänglicher Blick auf das hier wiedergegebene Journalisten-Ranking des Medium-Magazins (2004) lässt einen dann auch abermals erstaunen. Bei den Politik-Journalisten heißt es da z.B.
Politikjournalist/in des Jahres
1. Hans-Ulrich Jörges, stern
KOMMENTAR: Der stellvertretende „stern“-Chefredakteur macht das G+J-Blatt auf der Hauptstadtbühne zu einem Hauptdarsteller. Jurystimmen: „Ein Bollerkopp mit Haltung, meinungsstark, mutig, ein Querdenker“, „Die Ein-Mann-Politikkompetenz des "stern", „Er zeigt, dass beim „Stern“ doch noch was geht und dass Journalisten Courage brauchen“.
2. Kurt Kister, Süddeutsche Zeitung
KOMMENTAR: Seine Reportagen setzen Meilensteine. Sein Stil ist unverwechselbar und markant. Als neuer Vize-Chefredakteur ist Kister Garant für die Edelfeder-Kultur der „Süddeutschen“. Jurystimmen: „virtuos”, “Ein verlässlicher Chronist der Berliner Politik“, „Exzellente Reportagen, Meinungsstark, Allround-Gönner“
3. Claus Kleber, ZDF
KOMMENTAR: Ihm glaubt man (fast) alles, vor allem aber: Mann und Frau hören und sehen ihm gerne zu. Claus Kleber hat das „heute-journal“ mit neuen, eigenen Akzenten aufgepeppt. Jurystimmen: „vorbildliche Politikvermittlung in einem Massenmedium“, „Setzte als Moderator neue Maßstäbe“, „hat’s einfach drauf!“, „Belebt das oft stereotype Moderatoren-Geschäft, zeigt, dass gute TV-Journalisten Humor haben und zeigen können.“, „Seriosität und Lässigkeit, geht das zusammen? Ja, eben.“, „Hat in nur wenigen Monaten fast vergessen gemacht, dass vor ihm der hoch gelobte Wolf von Lojewski das heute-journal moderierte. Volltreffer in der Nachfolgesuche.“, „souverän“, „setzte neue und erfrischende Akzente in der politischen TV-Berichterstattung“
Die obigen Kommentare erübrigen eigentlich jeden Kommentar - allein die Frage bleibt, was all dies noch mit wohl verstandenem Journalismus zu tun haben soll. Eher kommt man sich hier vor, wie bei "Deutschland sucht den Superstar" als bei Menschen, die ihren Beruf und ihre Berufung noch ernst nehmen. Zu den Figuren selbst: Zu Jörges ist nichts weiter zu sagen - er samt seiner Haltung dürfte den meisten wegen seiner Dauerkarte im ARD-Presseclub bestens bekannt sein. Wer Kurt Kister noch nicht so recht kennt, kann sich über diesen Link mal einen Eindruck verschaffen - hier setzt der Gute Meilensteine in doch recht überschaubarer Legosteingröße bei der Kommentierung der Umfrage-Ergebnisse zur Demokratie. Claus Kleber erwähnten wir bereits eingangs dieses Beitrages - er bastelt halt eben auch eifrig an seiner Karriere - welche ohne einen tiefen Bückling vor neoliberaler Diktion für einen Journalisten in diesem Lande anscheinend nicht mehr möglich ist. Falls sich jemand über die - für sensible Geister durchaus detektierbare - Wandlung des Frank Plasberg mit seiner erfolgreichen Sendung "Hart aber Fair" interessieren sollte - dieser hat es im obigen Ranking inzwischen immerhin auf Platz 4 hinter dem Kollegen Claus Kleber gebracht. Wir sehen also - Leistung lohnt sich offenbar auch für kritische Geister, sofern sie nur ihre kritische Haltung - na sagen wir ein wenig "kanalisieren". Satte 3:0 für den Neoliberalismus lautet das Ergebnis der Stichprobe - 4:0 wenn wir Frau Dr. mitzählen. Vertreter anderer Ansichten oder gar Querdenker: Fehlanzeige!
Gelegentlich steht in Zeitungen zu lesen, Verlierer der Gesellschaft seien auch deswegen Verlierer, weil sie eben nicht in Netzwerke integriert seien. Schön und gut - diese Ansicht teilen auchr wir. Nur darf man dabei nicht übersehen, dass Netzwerke alles andere als legitimierte Strukturen in einer Gesellschaft darstellen - wenn, dann schon eher das Gegenteil davon. Mitglied eines Netzwerks (oder auch "Elite", Burschenschaften, Seilschaft, Initiative, Kreis.. u.v.m) zu sein, stellt eben noch nicht wirklich eine Leistung dar - in der Regel wirken sich solche Strukturen eher dahingehend aus, dass wirkliche Leistung immer weniger zum Zuge kommt, als z.B. die Mitgliedschaft in einem der gerade angesagten Netzwerke. Dies auf alle Bereiche übertragen dürfte locker 90% der Probleme unserer Gesellschaft erklären - und nicht zuletzt auch solche Phänomene, wie ständig weg diffundierende Milliarden-Beträge im Gesundheitswesen, oder auch der rapide Verfall des Qualitäts-Images deutscher Automoblie u.v.m.
Ganz schön schlimm - wird mancher vielleicht denken. Doch einen haben wir noch - man schaue mal auf diesen Link - dort steht gar noch Entsetzlicheres zu lesen. Eines davon ist die Passage in dem Text - ich zitiere... "...Doch parteipolitische Zurückhaltung nach deutschem Muster..." - parteipolitische Zurückhaltung in Medien ist aktuell doch eigentlich nur dort zu erkennen, wo es um Interessen von Volk und Gesellschaft geht - keinesfalls aber da wo es um die Verkündung neoliberalen Unsinns geht. Das zweite, wesentliche Schlimmere ist: Gesetzesverbieger, Ganove und Bushfreund Berlusconi will offenbar seinen Einfluss auch auf die hiesige ProSiebenSat.1ausdehnen - um vielleicht hier das Ruder doch noch in Richtung Neoliberalen Kurs herum zu reißen? Da tröstet allein, dass zumindest mal in Italien auch all seine Medienmacht ihm nichts nutzte, als man ihn aus seinem Amt wählte. Vergessen sollten wir allerdings nicht erbärmlichen Begleitumstände seines Abtritts - an denen klar abzulesen war, wie schlecht sich derartige Menschen aus der Macht entfernen lassen.
Wer hier als Bürger glaubt, er finde noch ausgewogene und womöglich halbwegs objektive Information über wichtige Gesellschaftsfragen in unserer heutigen Medienlandschaft vor, der sollte also so langsam mal aufwachen und sich dringendst eine vertiefte Beobachtungsschärfe sowie kritische Haltung zulegen. Wenn Medien derartiges wie diesen kürzlichen Beitrag "Arbeit ja bitte, aber schwarz" verbreiten, müssten sie eigentlich umgehend in Wagenladungen von Protestbriefen und Protestmails ersticken. Schließlich finanzieren wir Bürger die ganze Show auch noch zwangsweise über die GEZ-Gebühren. Bei Zeitungen hat man es etwas einfacher - hier gilt einfach: nicht kaufen, wenn die Propaganda zu dicke kommt.
Die für die Zukunft zu beantwortende Frage bleibt: Können demokratische Gesellschaften im schon begonnenen Informationszeitalter sich derartige Verwerfungen überhaupt noch leisten, wenn sie ihren Anspruch auf Legitimation nicht aufgeben wollen? Es ist doch logisch völlig klar - dass Massenmedien stets auch das Risiko von Massenmanipulation beinhalten. Ebenso ist logisch völlig klar, wer allein Zugriff auf derartige Methoden und Möglichkeiten hat - nur die Reichen und die Mächtigen. Insbesondere weil objektive Information eine unzichtbare Voraussetzung für die Vorteile von Demokratie ist, wird der Bereich der Medien und Information einer jener Hauptschlachtfelder sein, wo Demokratie sich neuen Realisierungsspielraum erst noch erkämpfen muss - hierauf zu verzichten und alles dem freien Spiel der ungleich verteilten Kräfte zu überlassen, könnte auf längere Sicht schnell auch zu einem Sargnagel für Demokratie schlechthin werden.