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Geld regiert die Welt PDF Drucken E-Mail
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Geschrieben von Jürgen Scheffler   
Mittwoch, 27. September 2006
Beitragsinhalt
Geld regiert die Welt
2. Symptomatik
3. Gesellschaftsbegriff
4. Historische Entwicklung
5. Heutige Konfrontation
6. Die großen Lügen
7. Gegenprogramm

Historische Entwicklung

Mit den großen Ideen der Aufklärung entstand eine völlig neue Sicht auf die Lebenswirklichkeit des Menschen in seiner Gesellschaft. Hatte man bis da lediglich den Adel, die Kirche und sonstige Mächtige, z.B. reiche Kaufleute überhaupt als Gesellschaft begriffen - wobei man zugleich verächtlich auf das arme und ungebildete Fußvolk herab sah, welches es nach Kräften bestmöglich auszubeuten galt. Zu Zeiten der Revolutionen aber wurde man mit dem Umstand konfrontiert, dass ein kollektiver Aufstand genau dieser Massen für keine der damaligen Staatsmächte mit ihren gedungenen Söldnertruppen beherrschbar war.

Doch brachten diese Revolutionen alles andere als paradiesische Verhältnisse hervor - vielmehr reagierte sich nun Unrecht, Willkür und Unvernunft lediglich mit umgekehrten Vorzeichen ab. Das große Defizit der Massenaufstände war, über kein umfassende Vorstellung eines Ziels zu verfügen, zu dem man sich - oder genauer die Gesellschaft - hin entwickeln hätte können. Die einigende Kraft des Kampfes gegen die alten Mächte war mit deren Beseitigung aufgebraucht. Nach nur wenigen Jahren saß eine Mischung aus Repräsentanten der alten Mächte sowie einer bürgerlichen Elite wieder relativ fest im Sattel und wieder drifteten die Gesellschaften den alten Verhältnissen zu.

Zumindest aber wurde in diesen Zeiten viel über Staat und Gesellschaft nachgedacht - und fast die gesamten Grundlagen moderner Staatsphilosophie geschaffen. Hervorzuheben ist dabei sicher die intellektuell brillante Arbeit von Karl Marx, der die Staats- und damit Herrschaftsfrage auf den bis dahin weitgehend unbeachteten Aspekt Kapital ausdehnte und damit die Gesetzmäßigkeiten der Gesellschaftsbildung von einer seinerzeit eher ideelen Ebene auf eine realere führte. Seine Kommunistische Gesellschaft war in nahezu allem der völlige Gegenentwurf zu den damaligen Feudalgesellschaften und seine Ideen sollten später lange Zeit die bipolare Welt begründen.

Doch die Schaffung der neuen Gesellschaften in Marx'schem Sinne misslang - was stets entstand waren lediglich neu definierte Oligarchiesysteme, die sich nicht aus den vorangegangenen Eliten sondern aus einem bunt zusammengewürfelten Querschnitt der zuvor Ohnmächtigen rekrutierten. Doch waren diese Gesellschaften nach den Wirren ihrer Formierung recht erfolgreich und es entstand eine auf der Weltbühne relevante Macht, die ihre Existenz mit den Marx'schen Ideen rechtfertigte. Diese erwiesen sich als verhältnismäßig stabil und steckten fortan für Jahrzehnte wie ein Stachel im Fleisch der anderen eher kapital-feudalistisch orientierten Mächte.

Erstmals sahen sich deren Eliten genötigt, eine ideelle Rechtfertigung des eigenen Systems zu schaffen, wollte man nicht das Überlaufen weiterer Völker auf die gegnerische Seite riskieren. Die Finger bewusst auf die Schwächen des Gegensystems legend entstanden nebulöse Konstrukte von Demokratie und Freiheit. Man schuf den Bevölkerungen sozusagen ein Stück Ideal, um dieses zur Abgrenzung gegenüber dem feindlichen System zu benutzen. Hierzu gehörten vor allem Beschränkungen in der Ausübung von Kapitalmacht im Inneren der Gesellschaften sowie ein relativ maßvoller Umgang mit der Staatsmacht.

Eine echte Weiterentwicklung staatsphilosophischer Grundlagen indes kam kaum voran. Gleichwohl zeigte sich schnell, dass diese am ehesten als Gegengesellschaft zum Kommunismus zu verstehenden Gesellschaftsformen stabil und noch etwas leistungsfähiger waren, als die mehr und mehr in die Jahre kommenden Oligarchiesysteme der Gegenseite, die ja in Wahrheit keine wirklich kommunistischen Gesellschaften darstellten. Das Gegenmodell wurde nieder gerungen - und das weitgehend ohne Krieg.

Als der Ostblock Ende der 80er Jahre aufbrach und seinem Zusammenbruch zu driftete, blickte man gleichwohl auf einen intellektuellen Krieg der Gesellschaftsmodelle zurück. Die auf einer zwar geschlossenen aber defizitären Theorie beruhende Seite hat diesen an die oberflächlich offene aber im Kern kapitalistisch geprägte verloren.

Anlass zur ungetrübter Freude war dies jedoch schon damals nicht - zumindest für weiter blickende Menschen. Zwar wurde damit das Damokles-Schwert einer globalen nuklearen Konfrontation von uns genommen doch stellte sich die Frage nach der Zukunft dieser "Kompromiss"-Gesellschaft ohne rechte geistige Grundlage, wenn es den Faktor, der diesen Kompromiss erzwang, nicht mehr geben würde.

Heute, zweieinhalb Jahrzehnte nach dem Zusammenbruch des Ostblocks, kann man nur feststellen, dass diese Befürchtungen sich bestätigen sollten. Den als Kompromiss entstandenen Gesellschaften fällt in etwa das gleiche auf die Füße, wie seinerzeit den Revolutionären der französischen Revolution. Es gibt keinen vollständigen Entwurf einer modernen, gerechten Gesellschaft der Allgemeingut in den Köpfen der Menschen geworden wäre. Staat dessen bestimmt eine volatile Mischung aus althergebrachten Identifikationen und jenen nebulösen Konstrukten aus der bipolaren Zeit die Sichtweise der Menschen auf ihre Gesellschaften. Man kann sagen, diese Gesellschaften waren faktisch wesentlich weiter entwickelt, als es dem geistigen Erkenntnisstand der sie tragenden Bevölkerungen entsprach.

Seitdem ist die - eigentlich nunmehr um so dringendere - gesellschaftliche Weiterentwicklung nicht nur zum Erliegen gekommen, sondern fast völlig aus dem Betrachtungshorizont der Menschen verschwunden. Zudem schuf der Wandel der Gesellschaften hin zu Informationsgesellschaften zusätzliche Orientierungslosigkeit. Das primitivste heutiger Systeme, nämlich das des Kapitals hat als Einziges mit all dem keine Probleme - es stößt in das sich auf tuende Vakuum vor und schafft längst Fakten, während die Vernunft noch in den Anfängen der Analyse steckt und nur schwer voran kommt.

Überspitzt könnte man formulieren - noch bevor die Gesellschaften begreifen wie ihnen geschieht - sammelt die uralte Elite das Stück Ideal rasch wieder ein, dass sie zur Bekämpfung des Kommunismus notgedrungen auf den Markt werfen musste. Statt dessen kommt der vehemente Rückfall in Feudalzeiten wieder auf den Tisch. Dabei macht man vortrefflich Gebrauch von den neuen Möglichkeiten der sich erst formierenden Informationsgesellschaft - Des- und Fehlinformation treten an die Stelle der früher gedungenen Söldner, um die eigene Herrschaft in der - oder genauer über die - Gesellschaft durchzusetzen. Eine der alten gesellschaftlichen Gruppe nach der anderen sieht ihre spezifischen Errungenschaften durch die Ausbreitung dieser vermeintlich neuen (und in Wahrheit alten) Strukturen in Gefahr und versucht nun, diese mehr oder weniger auf eigene Faust innerhalb der Gesellschaft zu behaupten.



 


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